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Edelmetalle Aktuell

28.02.2011  |  Wolfgang Wrzesniok-Roßbach (Heraeus)

Gold

Fast kontinuierlich ging es in den letzten beiden Wochen mit dem Goldpreis aufwärts. Dabei stieg die Notierung zeitweise um über vier Prozent auf 1.418 $ je Unze an und erreichte damit fast wieder den höchsten Stand dieses Jahres.

Verantwortlich für die Kursgewinne waren vor allem Käufe von Spekulanten und Investoren. Anfangs waren diese noch von den Sorgen vor einer steigenden Inflation getrieben. Kommentare zu diesem Thema von einem österreichischen Mitglied des EZB-Zentralbankrats; Nachrichten über eine doppelt so hoch wie geplant ausgefallene Inflation in England und schließlich auch Berichte über eine gezielte "Anpassung" der Berechnungsgrundlagen zur Begrenzung des auszuweisenden Anstiegs in China (siehe Link auf Seite 4) sorgten für entsprechenden Auftrieb.

Im Laufe des Berichtszeitraumes war es dann aber immer mehr die Angst vor einer unkontrollierbaren Situation in immer mehr Teilen der arabischen Welt, welche die Käufe anfachte. Der angesichts der Auseinandersetzungen in Libyen stark steigende Ölpreis sorgte dabei für eine Verbindung der beiden maßgeblichen Preistreiber.

Die Käufe beim Gold beschränkten sich nicht auf ein bestimmtes Segment, sondern fanden sowohl bei den eher spekulativen Börsenpositionen an der New Yorker Börse statt, wie auch im physischen Bereich bei Münzen und Barren und zumindest anfangs auch in geringem Umfang bei den ETFs.

Für einige Aufmerksamkeit auf dem Goldmarkt sorgte allerdings die Tatsache, dass das kleine Plus bei den ETFs nicht quer Beet bei allen derartigen Produkten zu verzeichnen war. Vielmehr fallen die Bestände des populärsten derartigen Produkts nun schon seit geraumer Zeit und lagen vor dem Wochenende mit 1.218 Tonnen zeitweise auf dem niedrigsten Stand der letzten neun Monate. Ob es sich hier um Vorboten größerer Gewinnmitnahmen handelt, ist unklar, die Frage ist aber von einiger Wichtigkeit, denn immerhin ist der größte ETF, der SPDR Gold Trust, knapp 7mal so groß wie die Nummer zwei, der Gold-ETF der Zürcher Kantonalbank. Fonds sind beim SPDR Gold Trust übrigens die bedeutendsten Einzelinvestoren. So hielt der Hedge-Fond Paulson & Co. zum Jahresende alleine 8 Prozent der gekauften Goldmenge, die vier folgenden Anteilseigner in dieser Anlegergruppe, darunter die Fonds von Anlegerlegende George Soros, sowie der Allianz-Tochter PIMCO, besaßen zusammen noch einmal ein Drittel der Paulson-Bestände.

Das World Gold Council (WGC) legte in der vergangenen Woche die neuesten Zahlen zu Angebot und Nachfrage (Gold Supply and Demand Trends) mit einer Zusammenfassung für das Jahr 2010 vor. Wir werden darüber in der nächsten Ausgabe Bericht erstatten.

Im physischen Bereich sind die Wartezeiten bei Barren in Deutschland inzwischen Vergangenheit. Durch die Ausweitung der Produktion konnte der Auftragsstau aus der Weihnachtszeit vollständig abgebaut werden und Bestellungen können wieder umgehend bedient werden. Populär waren in den letzten beiden Wochen dabei vor allem die 250 und 500 Gramm-Barren.

Händler berichten, dass es trotz des wieder angestiegenen Preises relativ wenige Rückläufe von Anlegern gibt. Die Käufe würden aktuell immer noch in einem Verhältnis von 9:1 über den Abgaben liegen. Barren hätten dabei insgesamt ein deutliches Übergewicht; bei den Münzen seien aktuell vor allem Krügerrand und die australischen Nuggets gefragt.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat sein Verkaufsprogramm in Höhe von 403,3 Tonnen Gold Ende des letzten Jahres ohne großes Aufsehen abgeschlossen. Die Abgaben, die rund 13 Prozent der Goldreserven des Fonds umfassten, zogen sich insgesamt über einen Zeitraum von 15 Monaten hin. 222 Tonnen Gold wurden an andere Zentralbanken verkauft, der Rest ging in den freien Goldmarkt.

Trotz der Verkäufe durch den IWF hatten im vergangenen Jahr netto die Käufe durch die Notenbanken überwogen. Dies sei, so das WGC im oben erwähnten Bericht, das erste Mal in 21 Jahren der Fall gewesen.


Silber

Nach einer kurzen Verschnaufpause zu Beginn des Berichtszeitraums explodierte der Silberpreis in den letzten zehn Tagen förmlich. Dabei erreichte er zu Beginn der Woche 34,30 $ je Unze und überstieg damit den zuletzt erreichten Höchstkurs von Anfang Januar deutlich. Der neue Preisgipfel war gleichzeitig die höchste Notierung seit 1980, als die Spekulation der Brüder Hunt den Preis kurzzeitig auf ein Allzeithoch von 50 $ getrieben hatte.

Es sind weiter zwei Faktoren, die das Silber derzeit antreiben: Zum einen steigt es zusammen mit Gold aus den oben schon genannten Gründen, zum anderen sind es die Erwartungen eines Andauerns der zugegebenermaßen teils sehr guten industriellen Nachfrage, die derzeit die Anleger das Metall kaufen lassen.

Warum Silber hier aktuell aber anders bewertet wird, als die ebenfalls überwiegend industriell genutzten Platinmetalle bleibt das Geheimnis von Spekulanten und Anlegern. Diese beiden Gruppen kaufen das Silber übrigens gleichermaßen, erstere mit Hilfe von Future-Kontrakten an der New Yorker Comex, wo die Pluspositionen alleine in der vorletzten Woche um fast 800 Tonnen zugenommen hatten; letztere eher in Form von ETFs, sowie Münzen und Barren. Im Vergleich dazu waren ja Platin und Palladium durch zuletzt aufkeimende Ängste vor einer Rezession deutlich unter Druck geraten.

Relativ betrachtet hat das Silber in letzter Zeit viel stärker zugelegt als Gold. Das Verhältnis zwischen den beiden Notierungen lag zuletzt nur noch bei 42 und damit auf dem tiefsten Stand seit 1998. Damit liegt es am unteren Ende der langjährigen Bandbreite, die selten mit Werten außerhalb eines Bandes zwischen 45 und 85 aufwartet.

Angesichts solcher Extremwerte rechnen wir damit, dass es in absehbarer Zeit beim Silber zu Gewinnmitnahmen kommen wird und der Preis wieder fällt. Die industrielle Nachfrage alleine rechtfertigt jedenfalls eine komplette Neubewertung des Silberpreises im Verhältnis zum Goldpreis nicht.





Platin

Das Platin stand in den letzten beiden Wochen klar im Schatten seiner Schwestermetalle Palladium und Iridium. Im Gegensatz zu diesen konnte es zu Beginn des Berichtszeitraums aber nur noch sehr verhalten zulegen; von 1.827,50 $ stieg es gerade einmal auf 1.853 $ je Unze an und erreichte dabei nicht einmal mehr den Höchstkurs von Anfang Februar.

Keine Gnade gab es dann bei dem sich anschließenden Rückschlag, in dessen Verlauf das Metall um fast 90 $ je Unze fiel. Dies war absolut und erst recht prozentual aber immer noch weniger als beim Palladium. Der Rückgang wurde durch die dramatischen Ereignisse in Libyen verursacht, in deren Gefolge der Ölpreis deutlich von rund 85 $ in der Vorwoche auf über 103 $ je Fass US-Leichtöl (WTI) anstieg. Dieser Anstieg nährte die Sorgen vor einem weltweiten konjunkturellen Rückschlag, unter dem dann auch die überwiegend industriell genutzten Platinmetalle ganz besonders zu leiden hätten.

Bei seinem Rückschlag fiel das Metall genau auf eine charttechnische Unterstützungslinie und der Umstand, dass diese hielt, zog nicht nur den einen oder anderen Spekulanten an, sondern auch Industrieunternehmen aus den verschiedensten Branchen, die zumindest Teile ihres zukünftigen Bedarfs mit Hilfe von Termingeschäften eindeckten.


Palladium

Die bekannten und an dieser Stelle schon des Öfteren aufgeführten Gründe sorgten zu Beginn des Berichtszeitraums einmal mehr dafür, dass das Palladium noch weiter zulegen konnte. Bis zum 20. Februar stieg es dabei kontinuierlich an, erst an der mehrmals getesteten Marke von $860 je Unze stoppte die Bewegung.

Die wegen der Libyen-Krise keimende Unsicherheit bezüglich der weiteren Wirtschaftsentwicklung sorgte dann am vergangenen Dienstag und Mittwoch für einen dramatischen Kursrutsch.

Innerhalb von 36 Stunden fiel die Notierung um fast 100 $ Dollars, dies könnte in absoluten Zahlen der größte derartige Rückschlag überhaupt gewesen sein. Weitere, allerdings nur noch leichte Verluste gab es dann am Donnerstag, bevor sich der Preis zum Wochenende hin dann wieder in die Region von 780 $ erholen konnte.

Charttechnisch sprach nach dem ursprünglichen Durchbrechen der Marke von 765 $ vieles für ein Durchreichen des Palladiumpreises in tiefere Regionen. Allerdings stellte sich das durch den beschriebenen, nachfolgenden Wiederanstieg als eine klassische "Bären"-Falle heraus. Noch ist aber nicht auszuschließen, dass es doch noch abwärts geht, insbesondere dann, wenn das Chaos in Nordafrika anhält, oder sich sogar auf die Golfstaaten ausweitet.

Im Gegensatz zum deutlichen Anspringen der industriellen Nachfrage beim Platin, konnten wir übrigens beim Palladium kein derartiges Interesse verzeichnen. Offensichtlich ist die Notierung auch nach dem Rückgang für Industrieunternehmen noch immer zu hoch gewesen, um den längerfristigen Bedarf mit Hilfe von Termingeschäften vorzeitig einzudecken.

Stillwater Mining Co., größter Palladiumproduzent der westlichen Welt berichtete in dieser Woche, dass man 2010 das beste Firmenergebnis seit fast zehn Jahren erzielt habe. Insgesamt verdiente die in Billings/Montana beheimatete Firma im letzten Jahr etwas über 50 Mio. Dollars, der Umsatz lag im Vergleich zum Vorjahr 40% höher bei 555 Mio. $

Als besondere Ereignisse für die Firma im letzten Jahr wurden neben dem sehr guten Ergebnis auch der Kauf einer großen Platinmetalllagerstätte in Kanada genannt, der Abschluss eines Liefervertrages mit General Motors, sowie der Ausstieg des bisherigen Mehrheitsaktionärs Norilsk Nickel. Der russische Minengigant hatte seit 2003 die Mehrheit an Stillwater gehalten (siehe auch Link).

Der höhere Gewinn für Stillwater war nicht die Folge einer gestiegenen Produktion, sondern vor allem der höheren Preise. Die Ausbringung ist letztes Jahr sogar um 8,5% auf 485.100 Unzen Palladium und Platin gefallen. Außerdem arbeitete das Unternehmen zusätzlich rund 400.000 Unzen Altmetalle auf, gegenüber dem Vorjahr lag diese Zahl um 60% höher.


Rhodium, Ruthenium, Iridium

Heimlicher Star bei den Edelmetallen, was die Preisentwicklung angeht, war in den letzten beiden Wochen erneut das rare Iridium. Dessen Preis legte ein weiteres Mal zu und lag zuletzt bei 1.075 $ - 1.175 $ je Unze. Zwischenzeitlich waren sogar 1.180 $ bezahlt worden. Der Wert des Metalls hat damit innerhalb eines Jahres weit mehr als verdoppelt. Auf dem aktuellen Niveau kommt aber etwas mehr Verkaufsinteresse auf, so dass die Notierung erst einmal eine Pause einzulegen scheint.

Vielleicht half in diesem Zusammenhang, dass Sandy Wood, Marketing-Chef beim größten Platinproduzenten Anglo Platinum, in dieser Woche in einem Interview gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters sagte, dass sein Unternehmen die steigende Iridium-Nachfrage werde befriedigen können. Sobald Verbraucher und Investoren dies auch verinnerlichen würden, erwarte er eine Stabilisierung des Preises. Allerdings fügte er auch hinzu, dass der spektakuläre Preisanstieg der letzten Monate (überwiegend) nicht auf spekulatives Interesse zurückgehe, sondern auf tatsächliches industrielles Interesse. Dabei habe es auch Vorabkäufe von zukünftigen Bedarfen aus diversen Industriezweigen gegeben, sowie aus dem Bereich der LED-Produktion, sowie der chemischen und der Elektronikindustrie.

Anglo ist als weltgrößter Platinproduzent auch der größte Förderer von Iridium, das fast vollständig aus Südafrika stammt und dort ausschließlich als Beiprodukt anfällt. Die Minen enthalten laut Wood einen Iridiumanteil in Höhe von etwa 5% der geförderten Platinmenge. Das wären - bei im letzten Jahr 149 produzierten Tonnen Platin in Südafrika insgesamt - rund 7,5 Tonnen Iridium gewesen, die dem Weltmarkt zur Verfügung gestanden haben.

Von den Preisbewegung des Iridiums können die beiden anderen "kleinen" Platinmetalle nur träumen, industriellen Endverbrauchern wird das aber ganz recht sein. Das Ruthenium bewegte sich wieder einmal gar nicht und liegt bei insgesamt niedrigen Umsätzen unverändert bei 175 $ - 185 $ je Unze. Das Rhodium gab in Folge der Verluste bei Platin und Palladium ebenfalls nach und fiel um fast 100 $ auf 2.350 $ - 2.425 $ je Unze zurück. Die Nachfrage blieb trotz dieses Preisrückgangs auf ein neues Jahrestief recht verhalten.


© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH





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