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Startet jetzt eine neue “Mais-Rallye“

06.11.2008  |  Marc Nitzsche (Rohstoff-Trader)
Im Zuge der Finanzkrise rutschte nicht nur manche Aktie auf ein geradezu absurd niedrig anmutendes Kursniveau ab sondern auch die meisten Rohstoffe wurden gnadenlos “abverkauft“. Bei manchen ist der freie Fall angesichts der sich abzeichnenden Konjunktur-Schwäche durchaus verständlich. Wie aber eigentlich immer in solchen Phasen sind bei derartigen Crashs auch Werte betroffen, bei denen die Rahmenbedingungen tendenziell eigentlich eher für steigende Notierungen sprechen. Erwähnt werden muss in diesem Zusammenhang mit Sicherheit Mais.


Endbestände deutlich abwärts revidiert

Bereits im letzten Herbst hat sich das amerikanische Landwirtschaftsministerium in Bezug auf das „gelbe Getreide“ nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Nachdem man monatelang von außerordentlich üppigen Lagerbeständen ausgegangen war, wurden die Ending Stocks quasi in einer „Nacht-und-Nebel-Aktion“ postwendend nach unten revidiert und damit der Grundstock für den ausgeprägten Bullenmarkt im ersten Halbjahr 2008 gelegt. Am 28. Oktober dieses Jahres geschah ähnliches: Gingen die Experten bis dato von Vorräten in Höhe von 1,154 Milliarden Scheffel aus, rechnet man nur noch mit 1,088 Milliarden Scheffel. Im Gegensatz zu 2007 stellt die neuerliche Rücknahme der Schätzung jedoch keine allzu große Überraschung dar. Wegen ungünstiger Witterungsbedingungen kam es bei der Aussaat zu massiven Verzögerungen, die letztlich auch nicht mehr eingeholt wurden. Folge: Zur Stunde sind erst 55 Prozent der Ernte eingebracht. Gegenüber dem fünfjährigen Durchschnitt von 79 Prozent bedeutet dies ein signifikantes Minus. Unterm Strich muss daher davon ausgegangen werden, dass ein nicht unerheblicher Teil der US-Ernte verloren geht.


Versorgungslage außerordentlich angespannt

Auf Grund der neuen Prognose ergibt sich für die laufende Saison ein Verhältnis zwischen Endbeständen und Verbrauch von gerade einmal neun Prozent. Das ist abgesehen von 2004 (ebenfalls neun Prozent) der niedrigste Wert in der zurückliegenden Dekade. Nicht viel anders sieht es auf globaler Ebene aus: Hier erwarten die Experten einen Rückgang der Lagerbestände von 123 auf 108 Millionen Tonnen, was einem Ending Stock to Use Ratio von 13 Prozent entspricht. Auch dieser Wert bewegt sich im Bereich seiner historischen Tiefs. Unterm Strich ist es also nicht übertrieben, die derzeitige Versorgungssituation bei Mais als außerordentlich angespannt zu bezeichnen.


Verbrauch leicht rückläufig gesehen

Auf der Verbrauchsseite rechnet das amerikanische Landwirtschaftsministerium im laufenden Wirtschaftsjahr mit leichten Rückgängen gegenüber 2007/08. Verantwortlich hierfür ist einerseits der schwächere Export. So sanken die US-Mais-Ausfuhren wegen der sehr hohen Preise in diesem Jahr bislang um stattliche 30 Prozent. Für die gesamte Saison erwartet man ein Minus von 20 Prozent. Entscheidende Bedeutung für die Nachfrage kommt dem “Ethanol-Faktor“ zu. Auch wenn dieser nicht ganz so “buhlisch“ ausfiel, wie von einigen Analysten immer wieder prognostiziert, lässt sich eine gewisse Unterstützung für die Maispreise nicht leugnen. Zwar ist nicht auszuschließen, dass die Biosprit-Produktion wegen des deutlich gesunkenen Ölpreises etwas ins Hintertreffen gerät. Dieser Punkt sollte aber in den jetzigen Schätzungen bereits ausreichend berücksichtigt sein. Auf längere Sicht muss zugegebenermaßen damit gerechnet werden, dass Ethanol durch andere Technologien verdrängt wird. Aber soweit sind wir noch nicht. Zumindest in den kommenden Jahren wird - auch wenn das machen nicht gefallen mag - ein nicht unerheblicher Teil der Mais-Produktion zu Treibstoff verarbeitet werden.


Anbaufläche als Risiko-Faktor

Zum jetzigen Zeitpunkt kommt man nicht umhin, sich erste Gedanken über die Anbaufläche 2009 zu machen. Obwohl Mais seit dem Hoch im Bereich von 800 US-Cents rund die Hälfte an Wert eingebüßt hat, wird die Kultivierung immer noch rentabeler sein als z.B. Baumwolle oder auch Weizen. Es ist daher nicht auszuschließen, dass die Fläche erkennbar zunimmt. Erste Schätzungen dahingehend gibt es aber erst im Februar. Bis dahin sollten die fundamentalen Rahmenbedingungen den Markt unterstützen, zumindest wenn sich die Finanzmärkte insgesamt stabilisieren (wonach es gegenwärtig aussieht). Darüber hinaus sprechen auch die Saisonalität und die CoT-Daten für den Aufbau von Long-Positionen in dem Getreide. Insgesamt bietet ein solcher Trade daher ein recht gutes Chance/Risiko-Verhältnis.


Charttechnik “riecht“ nach Trendwende

Auch charttechnisch lässt sich der Idee, Mais auf der “langen Seite“ zu handeln einiges abgewinnen: In den vergangenen Tagen hat sich im Bereich bei etwa 380 US-Cents ein mustergültiges Doppeltief herausgebildet. Seither zogen die Notierungen bereits leicht an und konnten sich über die 18-Tage-Linie hieven. Sowohl der MACD als auch die Stochastik generieren ein Kaufsignal und auch der RSI befindet sich auf einem guten Weg, in den “bullischen“ Bereich (über 50) vorzudringen. Sollte der Widerstand bei 415 US-Cents im Dezember-Kontrakt überwunden werden (wovon wir ausgehen), hat der Markt weiteres Aufwärtspotenzial bis 500 US-Cents. Selbst mit einem moderaten Hebel ergeben sich damit ansehnliche Gewinn-Chancen.


© Marc Nitzsche
Chefredakteur Rohstoff-Trader







Marc Nitzsche ist Chefredakteur des Rohstoff-Trader Börsenbriefs. Der Börsenbrief ist ein Spezialist für Rohstoffe und bietet konkrete Kaufempfehlungen mit Analysen und Kursprognosen. Mehr Infos unter finden sie auf der Website: www.Rohstoff-Trader.de
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