Energie: OPEC vor weiterer Kürzung


Der Ölpreis hat in der abgelaufenen Woche den tiefsten Stand seit zwei Jahren erreicht. Trübe Konjunkturperspektiven auf der einen Seite, aber auch schwache Aktienmärkte auf der anderen Seite waren die Auslöser für den jüngsten Preisrutsch. Tatsächlich hat die Korrelation zwischen Ölpreis und Aktienkursen in den letzten Wochen stark zugenommen. Die schlechte Stimmung an den Aktienmärkten wird am Ölmarkt zum einen als Gradmesser für die Verschlechterung der Konjunkturperspektiven gesehen. Zum anderen spiegeln fallende Aktienkurse eine steigende Risikoaversion wider, so dass damit auch die letzten verbliebenen Investoren mit Longpositionen im Ölmarkt mehr und mehr zur Glattstellung ihrer Investments genötigt werden.

Spekulation auf fallende Preise
Nachdem die Spekulation auf steigende Ölpreise in den letzten vier Monaten nicht sehr erfolgsträchtig war, haben bereits die CFTC-Daten der letzten Wochen gezeigt, dass die Mehrheit der Spekulanten im Ölmarkt langsam auf die Short-Seite wechselt. Die CFTC-Daten werden dabei durch die Entwicklung des Open Interest unterstrichen, das am 21. Oktober mit 1,03 Mio. offenen Kontrakten an der NYMEX das niedrigste Niveau seit Juni 2006 erreichte. Seitdem nahm das Open Interest auf 1,21 Mio. Kontrakte zu. Im selben Zeitraum gab der Preis für WTI-Öl von 71 auf 56 Dollar nach. Offensichtlich wurden in dieser Phase mehr und mehr neue Short- Positionen eröffnet, die den Preis nach unten brachten.

Short-Squeeze durch die OPEC?
Zu sicher sollten sich die Spekulanten aber auf der Short-Seite nicht sein. Die OPEC hat kurzfristig für den 29. November eine außerordentliche Konferenz in Kairo einberufen. Seit Mitte September hat sich das Kartell bereits in zwei Schritten auf Förderkürzungen von 2 Mio. Barrel pro Tag (mbpd) geeinigt. In Kairo dürfte zumindest eine weitere Kürzung um 1 mbpd beschlossen werden. Vereinzelt fordern Stimmen aus dem OPEC-Umfeld bereits Kürzungen um 3,5 mbpd. Da nicht nur die OPEC-Förderung deutlich rückläufig ist, sondern auch wichtige Förderländer wie Mexiko aktuell das niedrigste Outputniveau seit 13 Jahren erreicht haben, fällt das Ölangebot momentan deutlich schneller als die Ölnachfrage. Das immer gravierender werdende Angebotsdefizit wird den Ölpreis mittelfristig wieder anziehen lassen. Sollten die Spekulanten dabei auf dem falschen Fuß erwischt werden, könnte sich diese Entwicklung auch sehr sprunghaft vollziehen.

© Dr. Frank Schallenberger
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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