Zucker: Lohnt jetzt der Long-Einstieg?


Ethanol sogt für wachsende Nachfrage
Kürzlich meldete sich die Internationale Zucker-Organisation zu Wort und beziffert den Bedarf im am 30. September begonnenen neuen Wirtschaftsjahr auf 165,9 Millionen Tonnen. Gegenüber den 163,3 Millionen Tonnen in 2007/08 stellt das ein nicht unerhebliches Plus dar. Das amerikanische Landwirtschaftsministerium rechnet zur Stunde lediglich mit 162,8 Millionen Tonnen. Allerdings ist zu beachten, dass diese Zahl bereits einige Monate als ist und daher eine gewisse Wahrscheinlichkeit besteht, dass der Wert nach oben korrigiert wird. Immerhin erkennt die Behörde ausweislich ihres jüngsten Reports vom Dienstag eine zunehmende Ethanol-Produktion. Auch wenn wir nach wie vor nicht an den ganz großen Siegeszug des Biosprits glauben, wollen wir nicht ausschließen, dass tatsächlich drei Millionen Tonnen Zucker mehr in den Tanks landen als vom USDA derzeit vermutet.
Signifikante Produktionsausfälle
Dem tendenziell steigenden Verbrauch stehen signifikante Produktionsausfälle in diversen bedeutenden Erzeuger-Staaten gegenüber: Für Indien erwartet man auf Grund ungünstiger Witterungsbedingungen einen Rückgang um zehn Prozent auf nur noch 28 Millionen Tonnen. Teilweise wird sogar von einem Minus im Bereich von 16 Prozent gesprochen, weil viele Bauern sich wegen der niedrigen Preise auf Alternativen konzentrieren. Auch in Australien dürfte der Output auf Grund überdurchschnittlicher Regenfälle und dem verminderten Einsatz von Düngemitteln um zehn Prozent sinken. Für Pakistan prognostiziert man einen Rückgang von 4,7 auf 3,7 Millionen Tonnen. Unterm Strich wird die globale Produktion zwischen 158,8 Millionen Tonnen (USDA-Schätzung) und 161,6 Millionen Tonnen (Internationale Zucker-Organisation) gesehen. Daraus resultiert eine Unterdeckung des Markts von vier bis sieben Millionen Tonnen. Denn der weltgrößte Produzent Brasilien bringt es gerade einmal auf einen Zuwachs von gut einer Million auf 32,8 Millionen Tonnen.
Keine Engpässe zu befürchten
Wer nun jedoch befürchtet, seinen Frühstücks-Kaffee bald ungesüßt trinken zu müssen, übersieht die üppigen Lagerbestände. Gegenwärtig belaufen sich die Ending Stocks auf rekordverdächtige 42,7 Millionen Tonnen. Daraus errechnet sich ein Verhältnis von Vorräten und Verbrauch von 26 Prozent, was dem dritthöchsten Wert in der zurückliegenden Dekade entspricht. Im Schlepptau der erwähnten Unterversorgung wird dieser Wert in der laufenden Saison zwar auf 24 Prozent fallen. Von echten Versorgungsengpässen kann trotzdem keine Rede sein. Solche sind aber letztlich auch gar nicht notwendig, damit die Preise anziehen. Wir, die wir schon etwas länger am Markt präsent sind, fühlen uns unweigerlich an das Jahr 2005 erinnert. Damals waren die Lagerbestände noch erdrückender und es kam lediglich zu moderaten Rückgängen. Dessen ungeachtet legte der Süßstoff eine “Rallye“ aus “Börsenparkett“, die sich “gewaschen“ hatte. Zwar dürfte damals die überschwängliche Ethanol-Fantasie eine nicht unerhebliche Rolle gespielt haben, die heute so sicher nicht mehr besteht. Dennoch können wir uns vorstellen, dass Zucker in den kommenden Monaten eine Verteuerung erfährt. Für ein sehr gutes diesbezügliches Zeichen erachten wir insbesondere die relativ stabile Kursentwicklung im Vergleich zu anderen Rohstoffen.
Technisch orientierte Trader lieber noch etwas warten
Nicht eindeutig präsentiert sich hingegen die technische Lage. Der Abwärtstrend seit Ende September ist unverändert intakt. Allerdings hat sich in den vergangenen Wochen ein neuer zarter Aufwärtstrend etabliert. Der MACD steht auf “kaufen“ und die Stochastik befindet sich auf dem besten Wege ebenfalls ein entsprechendes Signal zu generieren. Zudem tastet sich der RSI langsam aber sicher in den “bullishen“ Bereich über 50 vor. Im Bereich von 11,50 US-Cents scheint der Markt einen tragfähigen Boden ausgebildet zu haben. Dennoch sollten technisch orientierte Trader zumindest noch den nachhaltigen Sprung über die 18-Tage-Linie bei etwa 12,00 US-Cents abwarten. Gelingt dieser, hat Zucker ein Aufwärtspotenzial bis 13,00 oder sogar 13,50 US-Cents. Entsprechende Positionen sollten mit einem Stopp knapp unterhalb des angesprochenen Supports bei 11,50 US-Cents abgesichert werden.
© Marc Nitzsche
Chefredakteur Rohstoff-Trader
Marc Nitzsche ist Chefredakteur des Rohstoff-Trader Börsenbriefs. Der Börsenbrief ist ein Spezialist für Rohstoffe und bietet konkrete Kaufempfehlungen mit Analysen und Kursprognosen. Mehr Infos unter finden sie auf der Website: www.Rohstoff-Trader.de