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Erdgas: Ende des “freien Falls“ in Sicht?

12.12.2008  |  Marc Nitzsche (Rohstoff-Trader)
Die Erfahrung, dass Erdgas beileibe kein Rohstoff für Hobby-Trader ist, mussten in den zurückliegenden Jahren nicht nur zahlreiche Privat-Investoren sondern auch mancher Hedgefonds machen. Auch 2008 zeichnete sich der “flüchtige Energieträger“ abermals durch seine enorme Schwankungsbreite aus. Nach einer bemerkenswerten “Rallye“ in den ersten sechs Monaten folgte zuletzt der sprichwörtliche “freie Fall“. Auf dem mittlerweile deutlich reduzierten Kurs-Niveau fragen sich viele Investoren, ob der Aufbau von Long-Positionen nicht langsam ratsam wäre. Nun, schauen wir uns die Situation bei Erdgas einfach einmal an.


Lagerbestände mit leichtem Rückgang

Interessant ist der massive Abverkauf vor allem vor dem Hintergrund des Rückgangs der Lagerbestände. Anders als beispielsweise beim Rohöl (Zuwachs von rund 20 Millionen Barrel) meldete das amerikanische Energie-Ministerium Ende November für Erdgas einen Rückgang der Vorräte gegenüber dem vergangenen Jahr um drei Prozent von 3.465 auf 3.358 Billionen Kubikfuß. Dennoch bewegen sich die Bestände damit aber etwa zwei Prozent über ihrem fünfjährigen Durchschnitt, was den “Bullen“ deutlich “Wind aus den Segeln“ nahm. Angesichts eines täglichen Verbrauchs von gut 63 Milliarden Kubikfuß stellt sich die Versorgungssituation damit unterm Strich ziemlich üppig dar.


Anhaltend hohe Neuentdeckungen erwartet

Richtig übel aufgestoßen ist den Erdgas-Haussiers aber wohl eher die Nachricht, dass die Behörde für 2009 Neuentdeckungen allein auf amerikanischem Gebiet erwartet, die mit 63,68 Milliarden Kubikfuß pro Tag leicht über dem Verbrauch liegen. Vor läufig deutet also nichts darauf hin, dass Erdgas bereits in Bälde knapp werden könnte. In diesem Zusammenhang sollte man auch immer die gigantischen Vorkommen im Nahen Osten berücksichtigen, die bisher noch kaum angetastet wurden. Zugegeben: Diese haben keine direkte Auswirkung auf die Henry-Hub-Notierungen. Dennoch muss man festhalten, dass Erdgas auf unserem Planeten derzeit noch mehr als reichlich vorhanden ist. Wohl auch aus diesem Grund sah sich das Department of Energy dazu veranlasst, den 2008er Durchschnittspreis von 9,17 US-Dollar auf erwartetet 6,25 US-Dollar zu kappen.


Saisonalität kurzfristig überaus “bärisch“

Da wir zur Stunde leicht unter dem Durchschnittswert liegen, könnte man annehmen, dass jetzt ein guter Zeitpunkt für ein Engagement auf der „langen Seite“ wäre. Der Blick auf die Saisonalität belehrt uns jedoch eines Besseren. Von Mitte Dezember bis etwa Mitte Februar des Folgejahres geben die Notierungen noch einmal merklich nach. Dies belegt einmal mehr, dass Erdgas in den USA zum Heizen lediglich eine untergeordnete Rolle spielt. Nach wie vor verwenden die Amerikaner dazu in erster Linie Öl.


CoT-Daten deuten auf mittelfristige Trendwende hin

Auch wenn kurzfristig aus saisonalen Erwägungen heraus mit weiter fallenden Notierungen zu rechnen ist, besteht in einem etwas längeren Zeitfenster durchaus Hoffnung auf wieder steigende Erdgaspreise. Immerhin deuten die CoT-Daten auf eine mittelfristige Trendwende hin. Die Commercials halten eine bemerkenswert hohe Netto-Long-Position von gut 112.000 Kontrakten. Das belegt, dass diese für gewöhnlich gut informierte Händlergruppe einen nicht zu unterschätzenden Absicherungsbedarf gegen steigende Notierungen erkennt. Leider lassen sich durch die CoT-Daten zwar interessante Märkte identifizieren, für das richtige Timing taugt dieses Instrumentarium jedoch kaum.


Charttechnik impliziert weiter fallende Kurse

Um kurzfristige Preisentwicklungen abschätzen zu können, ist daher der Blick auf die technische Situation unerlässlich. Dabei fällt zunächst einmal auf, dass Erdgas sich seit Sommer in einem absolut intakten Abwärtstrend bewegt. In den letzten Wochen durchbrachen die Notierungen sogar ihre recht starke Unterstützung bei 6,25 US-Dollar signifikant, wodurch ein neues Verkaufssignal generiert wurde. Entsprechend “bärisch“ präsentieren sich folglich der MACD und der RSI. Auch notiert der “flüchtige“ Energieträger unter sämtlichen zentralen gleitenden Durchschnitten. Zwar besteht nach den letzten Handelstagen eine gewisse Hoffnung auf eine Bodenbildung im Bereich von 5,60 US-Dollar. Überschätzen sollte man das aber nicht, selbst wenn die Stochastik zur Stunde ein schwaches Kaufsignal generiert, welches sich aber auch schnell als “Bullenfalle“ entpuppen kann. Alles in allem vermögen wir bei Erdgas aus technischer Sicht gegenwärtig noch keine nachhaltige Bodenbildung geschweige denn eine Trendwende nach oben auszumachen. Von daher muss mit weiter fallenden Kursen gerechnet werden.


© Marc Nitzsche
Chefredakteur Rohstoff-Trader







Marc Nitzsche ist Chefredakteur des Rohstoff-Trader Börsenbriefs. Der Börsenbrief ist ein Spezialist für Rohstoffe und bietet konkrete Kaufempfehlungen mit Analysen und Kursprognosen. Mehr Infos unter finden sie auf der Website: www.Rohstoff-Trader.de
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