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Agrar: Ausblick 2009 - Krisensicher

19.01.2009  |  Eugen Weinberg
- Seite 3 -
Die letzte Abwärtsrevision der indischen Produktion Indiens um 10% auf 9 Mio. Tonnen dürfte in der jüngsten USDA-Prognose noch nicht berücksichtigt sein. Gleichzeitig sollte vor allem in China der Bedarf an Sojabohnen weiter steigen. Seit 1997 steigt dort der Verbrauch um durchschnittlich 12% pro Jahr. War China bis 1997 noch in der Lage, seinen Bedarf an Sojabohnen selbst zu decken, so übertrifft der Konsum die Produktion mittlerweile um mehr als das Dreifache. Die Preise für Sojabohnen besitzen daher in diesem Jahr Aufwärtspotenzial. Wir erwarten auf Jahressicht einen Preis von 1.200 USD je Scheffel. Ähnlich wie bei Mais liegt dem die Erwartung zugrunde, dass sich die Konjunktur aufhellt und der Trend zu Biokraftstoffen in den Industrieländern anhält. Ein Risikofaktor ist der geringere Bedarf an Futtermitteln in der Krise.

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Zucker:

Rohzucker war mit einem Gewinn von 5% einer der wenigen Rohstoffe, welche das vergangene Jahr mit einem Plus abschlossen. Fundamental bleibt Zucker gut unterstützt, so dass wir von weiter steigenden Preisen ausgehen. Zucker wird sowohl als Nahrungsmittel als auch zur Herstellung von Ethanol verwendet, weshalb der Ethanolpreis ein wichtiger Einflussfaktor ist (siehe Grafik 6).

Eine dominante Marktstellung nimmt Brasilien ein, das allein für 20% der Weltproduktion und über 40% der Weltexporte verantwortlich zeichnet. Dort steigt der heimische Bedarf wegen der steigenden Ethanolproduktion weiterhin stark an. Beimischungsvorgaben und hohe steuerliche Anreize machen Ethanol als Treibstoff interessant, auch wenn der Ölpreis zuletzt deutlich gesunken ist.

Unter dem neuen US-Präsidenten Obama dürfte sich der Bedarf an Biokraftstoffen auch in den USA eher noch weiter erhöhen. Gleichzeitig steigt der Zuckerverbrauch überproportional zur Weltbevölkerung, weil bis zu einer gewissen Schwelle der Zuckerkonsum mit steigendem Wohlstand zunimmt. Während die Zuckernachfrage stark wächst, sinkt das Angebot. Die EU, welche 13% der weltweiten Zuckerproduktion stellt, wird in diesem Jahr Schätzungen von F.O. Licht zufolge 15% weniger Zucker produzieren als im Vorjahr.

In diesem Zusammenhang sind vor allem die Reformmaßnahmen der Europäischen Union zum Subventionsabbau für die Zuckerrübenproduzenten zu nennen, wobei sowohl die Interventionsmenge als auch die –preise massiv gesenkt wurden. Auch in Indien, dem zweitgrößten Zuckerproduzenten, dürfte die Zuckerproduktion in diesem Jahr aufgrund geringerer Anbauflächen und niedrigerer Erträge deutlich sinken. Der weltweit führende Zuckerhändler Czarnikow rechnet für das Jahr 2008/09 aufgrund einer fallenden Produktion und einer steigenden Nachfrage mit einem Marktdefizit von 5,8 Mio. Tonnen weltweit. Wir rechnen mit einem Anstieg des Preises für Weltrohzucker #11 an der NYBOT auf 14 US-Cents je Pfund bis zum Ende des Jahres.


Kaffee:

Kaffee besitzt nach dem Preisrückgang im vierten Quartal 2008 in diesem Jahr deutliches Aufwärtspotenzial. Einer anhaltend robusten Nachfrage steht ein deutlich sinkendes Angebot gegenüber. So dürfte die Kaffeeproduktion in Brasilien, dem weltgrößten Kaffeeproduzenten und -exporteur, nach Angaben des brasilianischen Landwirtschaftsministeriums im Erntejahr 2009/10 um mehr als 20% auf 37,8 Mio. Sack (ca. 2,3 Mio. Tonnen) zurückgehen und die Kaffee-Exporte um 4% fallen.

Bei den mildschmeckenden Arabica-Kaffeebohnen, welche den Großteil der brasilianischen Kaffeproduktion ausmachen, wird mit einem Produktionsrückgang um bis zu 24% gerechnet. Bei den bitteren Robusta-Bohnen dürfte das Minus mit knapp 0-5% dagegen deutlich niedriger ausfallen. Auch in Vietnam, dem weltgrößten Produzenten von Robusta-Kaffee, ist in diesem Jahr mit einer niedrigeren Ernte zu rechnen. Die Internationale Kaffee Organisation erwartet daher für 2009/10 ein Marktdefizit, was zu einer Erholung der Kaffeepreise beitragen sollte. Während Arabica bis zum Jahresende um knapp 20% auf 135 US-Cents je Pfund steigen dürfte, sehen wir bei Robusta ein Anstiegspotenzial um knapp 10% auf 2.100 USD je Tonne.


Kakao:

Mit einem Zuwachs um 30% war Kakao der Rohstoff mit der besten Preisentwicklung im vergangenen Jahr. Hauptgrund dürfte die angespannte Marktlage gewesen sein, denn der Kakaomarkt war im vergangenen Jahr im Defizit. Auch in diesem Jahr könnte das Angebot hinter der Nachfrage zurückbleiben, weil die Produktion in der Elfenbeinküste aufgrund ungünstiger Wetterbedingungen und der Folgen der Kreditkrise deutlich unter dem Vorjahresniveau liegt.

Das westafrikanische Land stellt knapp 40% der weltweiten Kakaoproduktion. Die Nachfrage dürfte dagegen auch in der Krise robust bleiben. So lässt sich ein positiver Zusammenhang zwischen dem Kakaopreis und der US-Arbeitslosenquote feststellen (siehe Grafik 7). Dies kann u.a. damit erklärt werden, dass Schokolade eine stimmungshebende Wirkung zugeschrieben wird. Zudem steigt mit zunehmendem Lebensstandard auch die Nachfrage nach Kakao in den bevölkerungsreichen Schwellenländern. Der Kakaomarkt dürfte daher auch 2009/10 ein Defizit ausweisen. Wir erwarten ein Preisniveau von 2.800 USD je Tonne bis zum Jahresende, was einem Anstieg um knapp 20% entspricht.

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