Energie: Die Volatilität bei WTI und welche Rolle Cushing und die Fonds dabei spielen

Das regelmäßige Rollieren des USO-Fonds wirkt negativ auf den Preisverlauf. Denn die Nachfrage seinerseits ist lediglich bei der Kontrakt-Umstellung sehr groß und führt daher oft zu einem Preisanstieg. Zur Fälligkeit steigt der Fonds dagegen verstärkt aus dem Kontrakt aus, wobei der Monatsverlauf dadurch negativ beeinflusst wird. Da sich viele Fonds und strukturierte Produkte hinsichtlich der Art und Weise ihrer Anlagen und des Zeitpunkts des Umstiegs an genauen Vorgaben orientieren, können sich andere Marktteilnehmer darauf einstellen und entsprechende Arbitrage-Möglichkeiten nutzen. Da jetzt offensichtlich die Anleger erneut in den Ölmarkt einsteigen, muss mit einem ausgeprägteren Contango und erhöhter Volatilität gerechnet werden.
Öl-Fonds, die weniger stark in den nächstfälligen Kontrakten investiert sind, dürften sich daher besser entwickeln, da sich wegen der zunehmenden Verflachung der Terminkurve der daraus resultierende negative Roll-Effekt mit zunehmender Laufzeit abschwächt, und auch die Volatilität weniger ausgeprägt ist (z.B. USL, US 12-Monats-Ölfonds). Die Fonds, die hauptsächlich in 3-Monats-Kontrakte investieren, profitieren über die bereits besprochenen Vorteile hinaus von den irregulären Preisentwicklungen der nächstfälligen und übernächsten Kontrakte, die insbesondere im Fokus der Fonds und Anleger stehen. Insgesamt dürften die Anleger durch die direkten und fonds- und indexbasierten Strategien das Contango der Terminkurve begünstigen und zu erhöhter Volatilität der Preise beitragen.

Das Interesse am USO Fonds hat in den vergangenen Monaten extrem zugenommen (siehe Grafik 8). Es scheint, als ob hier eine neue Kraft die Entwicklung am Ölmarkt beherrscht. Allein dieser eine börsengehandelte Fonds (ETF) kontrolliert rund 20% aller nächstfälligen Kontrakte auf WTI und ca. 15% des täglichen Handelsvolumens können ihm zugeordnet werden. Wie aus der umseitigen Grafik hervorgeht, hat sich die Anzahl der im Umlauf befindlichen Anteile des US Oil Fund zuletzt in erstaunlichem Ausmaß entwickelt. Offenbar haben Anleger ihre Engagements beim USO insbesondere nach der Pleite von Lehman und massiven Problemen AIG und anderen wichtigen Finanzmarktaktueren sowie fallenden Ölpreisen rasch ausgeweitet. Zwei Aspekte waren möglicherweise für die Umschichtung in einen solchen Fonds ausschlaggebend: Zum einen handelt es sich bei ETFs um Sondervermögen ohne Kredit- und Bonitätsrisiken. Zum anderen ist der Ölpreis im November unter 50 USD gefallen und ist zurzeit unschlagbar günstig.

Wir sind allerdings der Ansicht, dass die Anleger nicht aus den Fehlern der Vergangenheit lernen und vieles an den Märkten schnell in Vergessenheit gerät. Nach dem Ölpreisrückgang von USD 80 auf etwas unter USD 50 vom Sommer 2006 bis Anfang 2007 hatten die Anleger ebenfalls ihre Positionen beim USO deutlich ausgebaut und dabei nicht die negativen Auswirkungen der steigenden Terminkurve in einem Contango-Markt berücksichtigt. Diese beeinträchtigen die Wertentwicklung des USO massiv, da die Preise nicht schnell genug gestiegen sind, um die negative Preisdifferenz zwischen den Kontrakten wettzumachen. Als die Anleger der negativen Auswirkungen gewahr wurden, reduzierten sie ihre Positionen im US Ol Fund, so dass sich die Zahl der im Umlauf befindlichen Anteile drastisch um über 90% verringerte. Im Ölboom des Jahres 2008 kam dieses Anlageinstrument dann überhaupt nicht zum Einsatz.