Edelmetalle Aktuell

Der, was seine Ursache angeht, unerklärliche Platinpreisanstieg vom letzten Montag wurde schon in den darauffolgenden Stunden wieder revidiert. Die Notierung fiel dabei bis zum Mittwoch der vergangenen Woche auf 1.023 $ je Unze zurück. Schnäppchenjäger mit Blick auf die weltweiten Autozulassungszahlen sorgten dann aber bis zum Freitag wieder für einen Anstieg auf knapp 1.080 $ je Unze.
Immerhin sind die Meldungen von den internationalen Automobilmärkten nicht länger einheitlich schlecht. Auf einigen Märkten gab es im Februar eine positive Entwicklung beim Absatz, die ihre Nachhaltigkeit nun allerdings erst noch unter Beweis stellen muss. Jedenfalls dürfte es in der letzten Woche Autohersteller (und Platinmetallproduzenten gleichermaßen) gefreut haben, dass im Februar dank der Abwrackprämie wenigstens in Deutschland der Absatz gegenüber dem Vorjahr um 21% gestiegen ist.
Die Auftragseingänge sind sogar um 63% auf das höchste Niveau seit 2001 gesprungen. Allerdings gab es auch einige Wermutstropfen: So sanken die Verkäufe an größeren Fahrzeugen (mit entsprechend großen Katalysatoren) weiter deutlich und die Exporte der deutschen Autoindustrie sind im Februar um 51% gefallen. Dazu passt, dass nach Hochrechnungen des Analysehauses JD Powers die Verkäufe in Gesamt-Westeuropa im Februar um 17,7% gefallen seien. Für das Gesamtjahr 2009 erwartet JD Powers nun einen ähnlich hohen Rückgang um 15% auf 11,5 Mio. Fahrzeuge.
Ähnlich wie in Deutschland entwickelte sich im Februar dagegen der chinesische Markt: Unterstützt von Steuererleichterungen stiegen die Autoverkäufe im Reich der Mitte nach Angaben des Verbandes der chinesischen Autohersteller im Vergleich zum Vorjahr um 33,1% auf fast 610.000 Pkws. In den USA ging es letzten Monat im Gegensatz zu China dagegen weiter massiv abwärts. Die Verkäufe sanken um kaum glaubliche 41,3%, General Motors büßte im Vergleich zum Vorjahr dabei sogar über 53% ein. Auch in den USA setzte sich der weltweite Trend zu kleineren Fahrzeugen mit entsprechend kleineren Motoren und einem geringeren Platinmetallbedarf fort. In Europa kommt speziell für das Platin verschärfend hinzu, dass bei den momentan gefragten, kleineren Fahrzeugen der Dieselanteil deutlich geringer ist.
Alles in allem bedeutet dies, dass das Platin trotz der in einigen Regionen gestiegenen Autonachfrage und der gleichzeitig sinkenden Neuproduktion in Südafrika noch nicht aus der Gefahrenzone entronnen ist. Der Preis dürfte es deshalb vorerst noch schwer haben, über den Höchstkurs der vorletzten Woche in Höhe von 1.092 $ je Unze hinaus zu klettern.
Auf der anderen Seite sind Notierungen deutlich unter 1.000 $ je Unze zu nahe an den Produktionskosten, um länger Bestand zu haben. Entsprechend sollten industrielle Endverbraucher, die sich noch nicht ausreichend abgesichert haben, einen evt. Rückschlag des Platinpreises für weitere Eindeckungen nutzen.
Sollte es beim Autoabsatz nicht nur regional, sondern auch weltweit wieder Anzeichen für eine Erholung geben, ist unserer Meinung nach (mit etwas Verzögerung wegen zum Teil bereits getätigter Metallkäufe) dann auch wieder mit nachhaltigeren Steigerungen des Platinpreises zu rechnen.
Palladium
Das Palladium beendete seinen jüngst eingeläuteten Abwärtstrend am vergangenen Dienstag auf einem Niveau knapp unterhalb der Marke von 190 $ je Unze. Die jüngsten Nachrichten über eine Trendwende auf wenigstens einigen Automobilmärkten (siehe oben) und der Anstieg der übrigen Edelmetallnotierungen sorgten dann bis zum Wochenende für einen Zulegen des Preises in Richtung der Marke von 200 $ je Unze. Verantwortlich für den Preisanstieg waren aber vor allem Händler und Spekulanten, industrielle Endverbraucher hielten sich vorerst noch zurück. Heute Morgen notiert das zweitgünstigste Platinmetall bei 201 $ - 206 $ je Unze.
Palladium dürfte von der momentanen Situation auf den Automärkten mit einem Trend hin zu kleineren Benzinmotoren relativ gesehen am meisten profitieren. Falls die Notierung deshalb in absehbarer Zeit noch einmal unter die Marke von 190 $ fällt, sollten industrielle Endverbraucher auch hier über ein Eindecken von Teilen ihres zukünftigen Verbrauchs nachdenken.
Langfristig erwarten wir, dass sich die noch immer riesige Lücke zwischen dem Platin- und dem Palladiumpreis vor allem auch durch einen überproportionalen Anstieg des letzteren verringern wird.
Rhodium, Ruthenium, Iridium
Eine ruhige Woche mit stabilen Preisen gab es bei den "kleinen" Platinmetallen, von denen pro Jahr nur zwischen vier (Iridium) und 25 - 30 Tonnen (Rhodium und Ruthenium) gefördert werden. Die Ausbringung konzentriert sich dabei vor allem auf Südafrika, wo die drei Metalle ein Beiprodukt bei der Platinförderung sind.
Angesichts einer deutlich rückläufigen Förderung am Kap dürften sowohl schon jetzt, wie dann auch in der näheren Zukunft geringere Mengen der Beimetalle ausgebracht werden. Einem rascheren Wiederanstieg der Notierungen stehen allerdings beim Rhodium derzeit noch die Misere auf den internationalen Automobilmärkten und beim Ruthenium hohe Vorräte im Wege.
In dieser Woche verharrte das erstgenannte Metall bei 1.100 $ - 1.200 $ und Ruthenium bei 50 $ - 80 $ je Unze.
Iridium wurde eine Spur höher bei 370 $ - 420 $ je Unze gehandelt.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
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