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Rohöl: Startet jetzt eine neue Rallye?

26.03.2009  |  Marc Nitzsche (Rohstoff-Trader)
Allzu lange ist es noch gar nicht her, dass das Thema Öl die Titelseiten nahezu sämtlicher Börsenzeitschriften zierte und sich die Analysten gegenseitig bei der Nennung von euphorischen Kurszielen überboten. Doch wie heißt es so schön: Fällt der Kurs erst einmal um, sind sie alle ruckzuck stumm. Derzeit scheint sich kaum noch jemand für das “schwarze Gold“ zu interessieren. Häufig bieten solche Phasen gute Einstiegsgelegenheiten für Anleger. Ist es beim “Schmierstoff der Weltwirtschaft“ jetzt genauso und steht Öl möglicherweise unmittelbar vor einer neuen “Rallye“?


Wirtschaftskrise bremst Nachfrage

Grund für den massiven Preisverfall von 140 auf 40 US-Dollar je Fass waren vor allem Sorgen, dass die momentane wirtschaftliche Schwächephase zu einem deutlichen Rückgang der Nachfrage führt. In der Tat wird gegenwärtig weniger Öl verbraucht als in den beiden Vorjahren, jedoch fällt das Minus längst nicht so dramatisch aus wie befürchtet. Das amerikanische Energieministerium bezifferte die weltweite Nachfrage im laufenden Jahr aktuell auf 84,3 Millionen Barrel pro Tag. Das sind 1,4 Millionen Barrel weniger als 2008. Von einem wirklichen Einbruch des Verbrauchs kann mithin keine Rede sein, was primär daran liegt, dass speziell in vielen Schwellenländern nach wie vor ansehnliche wirtschaftliche Zuwachsraten generiert werden und der Wohlstand der dortigen Bevölkerung kontinuierlich zunimmt.


Entspannung bei Lagerbeständen

Nichtsdestotrotz haben wir bei den Lagerbeständen in den zurückliegenden Monaten eine signifikante Entspannung gesehen. Mitte März lagen die US-Vorräte an Leichtöl bei 353,3 Millionen Barrel. Gegenüber den 306 Millionen Barrel zum Vergleichszeitpunkt des Vorjahres bedeutet dies einen Zuwachs um rund 15 Prozent. Verantwortlich hierfür war in erster Linie der Umstand, dass die Produktion in den letzten Monaten den Bedarf um etwa vier Millionen Barrel täglich übersteigen hatte. Allzu lang sollte das allerdings nicht mehr der Fall sein.


Produktion rückläufig

Die OPEC hat bereits mehrfach, ihre offizielle Fördermenge gekürzt. Zwar halten sich nicht alle Mitglieder an die Vorgaben. Unterm Strich betrug der Output des Kartells im Februar aber dennoch lediglich 28,6 Millionen Barrel statt 31,8 Millionen Fässer im August 2008. Wesentlich bedeutsamer im Zusammenhang mit dem Angebot ist hingegen, dass eine Vielzahl von Ölfeldern, die auf einen hohen Weltmarktpreis angewiesen sind, zur Stunde nicht mehr profitabel arbeiten. Insofern muss davon ausgegangen werden, dass die Produktion dort erheblich zurückgefahren oder vorübergehend ganz eingestellt wird. Das gilt ins besonderem Maße für die Ölsand-Industrie in Kanada. Von daher verwundert es auch nicht, dass das Department of Energy für 2009 lediglich einen weltweite Produkte von 83,5 Millionen Fässer in Aussicht stellt. Trifft dies zu, würde der Markt erneut ein primäres Angebotsdefizit aufweisen. In einem derartigen Umfeld ist eher mit steigenden als weiter fallenden Notierungen zu rechnen.


Versorgungsstörungen nach wie vor jederzeit möglich

Merklich aus dem Blickfeld der Marktteilnehmer geraten sind potenzielle Versorgungsstörungen. Zwar wäre es sicherlich übertrieben, die politische Situation in verschiedenen bedeutenden Erzeuger-Staaten als stabil zu bezeichnen. Dennoch spricht das Zugehen des amerikanischen Präsidenten auf den Iran dafür, dass es längerfristig zu einem vergleichsweise normalen Umgang zwischen der westlichen Welt und islamischen Produzenten-Ländern kommen kann. Auf der anderen Seite lässt sich jedoch nicht leugnen, dass dieser Zustand auch sehr schnell wieder kippen kann. Natürlich sind Länder wie der Iran letztlich auf die Öl-Exporte zwingend angewiesen, so dass Drohungen, den Ölhahn zuzudrehen nur begrenzt ernst genommen werden können. Allerdings könnte eine Verschlechterung der Beziehungen in jedem Fall neue Ängste am Ölmarkt schüren, die mit Preisaufschlägen quittiert werden. Wesentlich konkreter ist hingegen die in Bälde wieder anstehende Hurrikan-Saison in der Karibik. In den letzten Jahren fiel diese recht moderat aus, was jedoch kein Garant dafür ist, dass es 2009 wieder so läuft. Nennenswerte Förderausfälle im Golf von Mexiko dürften dem Ölpreis einen ordentlichen Schub nach oben verleihen, vor allem weil die Versorgungssituation - wie gesehen - keineswegs so üppig ist, wie es einem die momentanen Notierungen glauben lassen machen könnten.


Charttechnik: Bodenbildung vollzogen

Für steigende Kurse spricht daneben auch die Charttechnik: Im Bereich von 40 US-Dollar scheint das “schwarze Gold“ einen tragfähigen Boden ausgebildet zu haben. In den letzten Wochen konnten die Notierungen von diesem Niveau aus bereits erkennbar anziehen und sich über der wichtigen 18-Tage-Linie festsetzen. Entsprechend generiert der MACD auch ein unübersehbares Kaufsignal und auch der RSI liegt deutlich im “bullischen“ Bereich. Lediglich die schnellere Stochastik mahnt zur Vorsicht bezüglich Long-Engagements. Kurzfristig wirkt der Markt zwar etwas überkauft, so dass Rücksetzer nicht gänzlich auszuschließen sind. Auf Sicht von einigen Monaten gehen wir aber davon aus, dass der Widerstand bei 60 US-Dollar überwunden werden kann. Dann sind schnell Kursen zwischen 70 und 80 US-Dollar drin.


© Marc Nitzsche
Chefredakteur Rohstoff-Trader







Marc Nitzsche ist Chefredakteur des Rohstoff-Trader Börsenbriefs. Der Börsenbrief ist ein Spezialist für Rohstoffe und bietet konkrete Kaufempfehlungen mit Analysen und Kursprognosen. Mehr Infos unter finden sie auf der Website: www.Rohstoff-Trader.de
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