Edelmetalle Aktuell

Auch die Streiks der vergangenen Tage und Wochen, seit längerem schon bei Penoles in Mexiko, sowie einige Tage lang in vier bedeutenden Minen bei Hochschild in Peru, dürften an der insgesamt neutralen Großwetterlage nur wenig ändern. In einer Phase großer industrieller Nachfrage sähe dies sicher anders aus, allerdings kann aktuell von einer Erholung der Käufe aus dieser Ecke noch immer nicht die geringste Rede sein.
Platin
Im Gegensatz zum Gold, das deutlich tiefer als zum Zeitpunkt der Abfassung unseres letzten Berichts notiert und zum Silber, das in etwa auf demselben Niveau notiert, konnten die beiden wichtigsten Platinmetalle deutlich zulegen.
Das Platin lag zuletzt mit 1.120 $ je Unze rund $ 50 über dem Niveau von vor zehn Tagen. Zwischenzeitlich hatte das Metall sogar fast 1.160 $ gekostet. Dies war das höchste Niveau seit Ende September.
Verantwortlich für diese Kursgewinne war die Hoffnung von Spekulanten und Investoren gleichermaßen auf eine Wendung der Weltwirtschaft zum Besseren hin. Die Käufer beriefen sich dabei auf überraschend gute Wirtschaftszahlen aus den USA (so bei Hausverkäufen und langlebigen Wirtschaftsgütern), sowie den Plan der US-Regierung, 'giftige Wertpapiere' im Gegenwert von bis zu einer Billion US-Dollar von den Banken zu übernehmen. Damit solle das Finanzsystem unterstützt werden, dass immer noch einer wirtschaftlichen Erholung entgegen stehe, teilte das US-Finanzministerium in Washington mit.
Zum Schluss konnte das Platin die erreichten Höchstkurse dann aber doch nicht verteidigen und damit kehrte wahrscheinlich auch wieder ein Stück mehr Realität ein. Bis jetzt lässt nämlich die industrielle Nachfrage weiter deutlich zu wünschen übrig. Erst heute morgen teilte der Verband der japanischen Automobilproduzenten Japans mit, dass im Februar die Produktion gegenüber dem Vorjahr um 56 Prozent eingebrochen sei. Dieser Kollaps übertrifft sogar noch den Wert vom Januar, damals hatte das Minus bei 41 Prozent gelegen.
Da alle anderen traditionell Platin verbrauchenden Industriezweige derzeit ebenfalls mit Schwierigkeiten zu kämpfen haben (wer baut angesichts der derzeitigen Wirtschaftslage im Moment schon neue Ölraffinerien, Glaswannen oder Chemieanlagen) ruht die Hoffnung für das Platin vor allem auf dem chinesischen Markt, von dem seit geraumer Zeit schon über steigende Einfuhren berichtet werden. Zumindest ein Teil dieser Einfuhren dürfte auf einen steigenden Bedarf der Fahrzeugindustrie zurückgehen. Hier könnten sowohl die zuletzt stabilisierten Autoverkäufe, wie auch neue Abgasvorschriften z.B. für motorisierte Zweiräder eine Rolle spielen.
Insgesamt noch wenig optimistisch zeigte sich auch der Vorsitzende der Geschäftsführung bei Lonmin, dem drittgrößten südafrikanischen Platinproduzenten. Ian Farmer erklärte am Freitag in einem Interview, dass die Hoffnungen auf einen ausgeglichenen Platinmarkt in diesem Jahr vermutlich trügen würden. Die Ursache dafür sei, dass die Produktion nicht so schnell falle wie die Nachfrage nach dem weißen Metall. Die Produktion bei Lonmin selbst lag im letzten Quartal aber bereits deutlich tiefer als im Vorjahr. Mit 133.000 Unzen Platin (und 243.000 Unzen Platinmetallen insgesamt) betrug das Minus 14 Prozent. Farmer ergänzte, dass schon bei einem Preis von 1.000 $ je Unze ein Viertel der südafrikanischen Produktion unprofitabel sein würde.
Die langfristige Charttechnik spielt bei den Platinmetallen im Moment insgesamt keine große Rolle. Eine Erklärung dafür ist die extreme Volatilität der letzten 15 Monate, die derzeit keine sinnvollen Rückschlüsse zulässt. Kurzfristig gibt es nun aber eine Unterstützung bei 1.100 $ (und damit knapp unter dem aktuellen Niveau) und danach dann bei 1.080 $ je Unze. Wir würden dabei nicht ausschließen, dass die nächsten Bewegung erst einmal wird südwärts ausgerichtet ist. Erst bei Kursen im Bereich von 1.030 $ bieten sich dabei für Industrieunternehmen wieder interessante Einstiegsmöglichkeiten.
Palladium
Eine in schwierigen Zeiten überraschend deutliche Aufwärtsbewegung konnte in den letzten Tagen das Palladium verzeichnen. Das weiße Metall stieg, sicher auch getrieben von der Hoffnung auf höhere Autoverkaufszahlen in den USA bis zum vergangenen Donnerstag auf 227 $ je Unze an. Das bisherige Jahreshoch von Mitte Februar übertraf es damit knapp, das vorletzte Zwischenhoch von Anfang November bei $ 235 verfehlte es aber deutlich. Während die spekulativen Käufe in der vergangenen Woche sicher eher auf amerikanische Marktteilnehmer zurückgingen, wurde aber auch von japanischen Käufen berichtet, die stattgefunden hätten. Am Ende konnte sich das Metall aber auf dem hohen Niveau nicht halten und fiel auf 214 $ je Unze zurück, immerhin im Vergleich zum letzten Bericht ein Plus von 10 Prozent.
Rhodium, Ruthenium, Iridium
Unter den drei kleinen Platingruppenmetallen machte in den letzten zehn Tagen vor allem das Rhodium durch gestiegenes Interesse auf sich aufmerksam. Da es sich dabei aber gleichermaßen um Kauf-, wie um Verkaufsinteresse handelte, zeigte sich bei den Notierungen des teuersten aller Edelmetalle am Ende nur eine eher verhaltene Reaktion. Heute Morgen lag der Preis bei 1.100 $ - 1.200 $ je Unze und damit lediglich 50 $ höher als zum Zeitpunkt der Abfassung unseres letzten Berichts.
Keine Veränderungen ergaben sich bei den beiden Schwestermetallen des Rhodiums. Ruthenium notiert weiter bei 50 $ - 80 $ und Iridium wechselt unverändert bei 375 $ - 425 $ den Besitzer.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
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