Wie geht es weiter bei Weizen?


Markt bestens versorgt
Am 11. März gab das US-Landwirtschaftsministerium seine neusten Prognosen bezüglich der Endbestände für die laufende 2008/09er Saison ab. Die Experten rechnen mit nunmehr mit Vortragsbeständen von 712 Millionen Scheffeln nach zuvor 655 Millionen Scheffeln. Gegenüber den 306 Millionen Scheffeln des Vorjahres bedeutet das einen signifikanten Sprung nach oben. Das viel beachtete Ending Stock to Use Ratio wird bei stattlichen 32 Prozent gesehen. Dies ist der höchste Wert seit 2002. In den letzten Jahren pendelte das Verhältnis zwischen 13 und 26 Prozent. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass man für 2009/10 einen Rückgang des US-Weizen-Outputs um 15 Prozent auf lediglich noch 2,12 Milliarden Scheffel erwartet. Auch auf globaler Ebene geht man von einer üppigen Versorgungslage aus: So sollen die Endbestände von 120 auf 156 Millionen Tonnen steigen, was einem Ending Stock to Use Ratio von komfortablen 24 Prozent entspricht. Für 2009/10 kündigte das australische Landwirtschaftsministerium jedoch einen Rückgang der weltweiten Weizen-Produktion um acht Prozent auf 632 Millionen Tonnen an.
Winterweizen in sehr gutem Zustand
Der Optimismus der amerikanischen Behörde gründet sich in erster Linie auf den sehr guten Zustand des US-Winterweizens. Ende November wurden 66 Prozent der Pflanzen mit “good to excellent“ bewertet. Im Jahr davor waren es gerade einmal 44 Prozent. Der zugegebenermaßen trockene Winter hat den Pflanzen offensichtlich nicht nachhaltig geschadet und wenn es in den kommenden Monaten nicht zu einer ausgeprägten Dürre im amerikanischen “Corn Belt“ kommt, sind die Ertragsprognosen des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums sicherlich nicht zu hoch.
Lahmende Exporte
Trotz des massiven Preisrückgangs ist US-Weizen immer noch vergleichsweise teuer. Aktuell kostet eine Tonne rund 40 US-Dollar mehr als beispielsweise Weizen aus Europa oder Russland. Der zuletzt wieder etwas festere US-Dollar verschärft die Lage noch zusätzlich. Insofern verwundert es nicht, dass die US-Exporte bislang um rund 20 Prozent unter ihrem Vorjahresniveau liegen. Für das Gesamtjahr geht das US-Landwirtschaftsministerium sogar von einem Minus im Bereich von 22 Prozent aus. Von dieser Seite aus dürfte es mithin keine positiven Impulse für die Weizenpreise geben.
Bärische Saisonalität
Deutlich nachgebende Notierungen in den nächsten Wochen impliziert die Saisonalität. Für gewöhnlich bildet Weizen erst in den Sommermonaten sei Erntetief bezüglich des Winterweizens aus, der den überwiegenden Teil der jährlichen Erträge ausmacht. In der zweiten Jahreshälfte könnten sich die Kurse dann aber erholen, weil die Marktteilnehmer ab diesem Zeitpunkt den Fokus verstärkt auf das Jahr 2010 richten, in welchem - wie gezeigt – mit einem niedrigeren Output gerechnet wird.
CoT-Daten deuten ebenfalls auf Kursschwäche hin
Auch die CoT-Daten deuten auf tendenziell niedrigere Notierungen hin. Zwar halten die Commercials nach wie vor eine Netto-Long-Position von aktuell rund 20.000 Kontrakten. Auffällig ist jedoch, dass die Hedger ihre saldierte Long-Positionen in den vergangenen Wochen um etwa 50 Prozent reduziert haben, obwohl die Weizen-Notierungen in diesem Zeitraum nicht großartig angezogen hatten. Offenbar erachten immer weniger kommerzielle Marktteilnehmer die gegenwärtigen Kurse als niedrig genug, um nennenswerte Käufe zu tätigen. Bei nüchterner Betrachtung ist dies kein gutes Zeichen hinsichtlich größerer Kurszuwächse.
Unter 500 US-Cents wird’s eng
Charttechnisch sieht es (noch) gar nicht so schlecht aus. Zwar ist der langfristige Abwärtstrend unverändert intakt und nach den jüngsten Rücksetzern generieren sowohl der MACD als auch der RSI Verkaufssignale. Außerdem konnte der Markt die wichtige 18-Tage-Linie nicht halten. Auf der anderen Seite deutet die Stochastik auf steigende Notierungen hin und vor allem scheint sich im Bereich von 500 US-Cents ein tragfähiger Boden gebildet zu haben, der selbst an einem generell tiefroten Tag wie vergangenen Montag nicht in Gefahr geriet. Im Umkehrschluss bedeutet dies aber auch, dass sobald der Support bei 500 US-Cents nachhaltig unterschritten wird, es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eine Etage tiefer geht. Ob es dazu kommt, muss man sehen. In jedem Fall wurde zuletzt eine Serie von fallenden Hochs ausgebildet und angesichts der sonstigen Faktoren rechnen wir mit in Bälde mit einem Unterschreiten der zentralen Unterstützung. Dann können Anleger eine spekulative Short-Position sicherlich in Betracht ziehen.
© Marc Nitzsche
Chefredakteur Rohstoff-Trader
Marc Nitzsche ist Chefredakteur des Rohstoff-Trader Börsenbriefs. Der Börsenbrief ist ein Spezialist für Rohstoffe und bietet konkrete Kaufempfehlungen mit Analysen und Kursprognosen. Mehr Infos unter finden sie auf der Website: www.Rohstoff-Trader.de