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Erdgas: Ende des “Bärenmarkts“ in Sicht?

17.04.2009  |  Marc Nitzsche (Rohstoff-Trader)
Unsere letzte ausführliche Analyse des Erdgas-Markts liegt bereits rund vier Monate zurück. Damals prognostizierten wir weiter fallende Notierungen, was sich als richtig herausstellte. Mittlerweile haben die Kurse ein Niveau erreicht, welches eine neuerliche Betrachtung des Bereichs unter dem Gesichtspunkt möglicher Preissteigerungen sinnvoll erscheinen lässt.


Mehr als üppige Versorgungssituation

Unter fundamentalen Aspekten ist zunächst anzumerken, dass an Erdgas alles andere als ein Mangel besteht. Anfang April gab das amerikanische Energieministerium bekannt, dass die Lagerbestände mit 1.674 Billionen Kubikfuß 35 Prozent über dem Niveau des Vorjahres und satte 23 Prozent über dem fünfjährigen Durchschnitt liegen. Die Produktion (inklusive Importe) soll zwar im laufenden Jahr um etwa zwei Prozent auf 63,4 Milliarden Kubikfuß pro Tag zurückgehen. Damit deckt das Primärangebot die Nachfrage (62,4 Milliarden Kubikfuß) aber dennoch vollständig ab. Vor diesem Hintergrund muss mit weiter steigenden Beständen gerechnet werden, so dass nachhaltige Kurszuwächse eher unwahrscheinlich sind.


Generelle Trendwende noch nicht zu erwarten

Wenngleich es für einige Erdgas-Produzenten bei den gegenwärtig sehr niedrigen Weltmarktpreisen bereits nur noch eingeschränkt lukrativ ist, den „flüchtigen“ Energieträger ans Tageslicht zu fördern, erwarten wir kurz- bis mittelfristig keinen signifikanten Einbruch des Primärangebots. Sollten die Kurse jedoch noch weiter nachgeben (was durchaus möglich ist), könnte der Output auf Sicht von einigen Jahren erkennbar schrumpfen. Trifft dieser Umstand auf eine erhöhte Nachfrage dank eine Stabilisierung der konjunkturellen Lage, könnte es zu einer generellen Trendwende am Erdgasmarkt kommen. Mit einer solchen rechnen wir vorerst allerdings nicht. Dafür ist die wirtschaftliche Verfassung in den USA trotz einiger positiver Anzeichen einfach noch zu fragil.


Kurzzeit-Rallye dennoch möglich

Ungeachtet der nicht wirklich bullischen Fundamentals erachten wir eine vorübergehende Rallye in den kommenden Monaten zumindest für möglich. Grund: In Kürze beginnt in den USA die Hurrikan-Saison. Während dieser kommt es immer wieder zu Schäden und Förderausfällen an den Anlagen im Golf von Mexiko, die nicht selten Preis treibende Auswirkungen entfalten. Allerdings ist zu bedenken, dass die Hurrikan-Saison für gewöhnlich erst in den Monaten September/Oktober ihre “heiße“ Phase erreicht. Von daher drängt sich ein Long-Einstieg zur Stunde nicht auf.

Diese Einschätzung wird unter anderem durch den saisonalen Preisverlauf untermauert. Bis Mitte Juni tendiert der Gaspreis meist seitwärts, bevor dann ein nochmaliger Abwärtsschub einsetzt. Zu einer signifikanten Aufwärtsbewegung kommt es dann häufig zwischen Mitte Juli und Ende Oktober. So gesehen ist es für Engagements auf der “langen“ Seite sicherlich noch zu früh, auch weil die kommerziellen Marktteilnehmer ihre Netto-Long-Positionen in den vergangenen sechs Monaten trotz kontinuierlich rückläufiger Preise von knapp 150.000 auf nur noch gut 80.000 Kontrakte abgebaut haben. Offenbar sieht diese im Regelfall sehr gut informierte Gruppe keinen allzu großen Absicherungsbedarf gegen steigende Notierungen. Ob man auf dem momentanen Niveau noch short gehen sollte, lassen wir einfach einmal dahingestellt. Ein sofortiger Long-Einstieg erscheint aber in jedem Fall zu riskant.


Charttechnisch nach wie vor angeschlagen

Auch unter technischen Gesichtspunkten ist Erdgas long keine wirklich gute Idee. Der Abwärtstrend seit Sommer 2008 ist nach wie vor vollständig intakt. Zudem notiert der nächste Future erkennbar unter seinem wichtigen 18-Tage-Durchschnitt. Damit ist klar, dass die “Bären“ derzeit noch die Oberhand besitzen. Zugegeben: Im Bereich von etwa 3,50 Euro hat es den Anschein, als könnte der Markt einen tragfähigen Boden ausbilden. Ob dem aber tatsächlich so ist, werden erst die nächsten Tage und Wochen zeigen. Wegen den jüngsten moderaten Kurssteigerungen generieren sowohl der MACD als auch die Stochastik Kaufsignale und auch der RSI tendiert aufwärts, wobei er jedoch immer noch unter 50 liegt.

Allzu viel Bedeutung sollte man den Indikatoren aber nicht zugestehen. Entscheidend ist der große Trend und dieser ist - wie gesagt - abwärts gerichtet. Aufhellen würde sich das technische Bild erst bei einem Überwinden der Widerstandszone zwischen 4,50 und 5,00 US-Dollar. Bis dahin ist es aber noch ein vergleichsweise weiter Weg. Insgesamt sehen wir bei Erdgas daher gegenwärtig keinen Handlungsbedarf - weder auf der “langen“ noch auf der “kurzen“ Seite.

Erfolgreiche Rohstoff-Trades wünscht


© Marc Nitzsche
Chefredakteur Rohstoff-Trader







Marc Nitzsche ist Chefredakteur des Rohstoff-Trader Börsenbriefs. Der Börsenbrief ist ein Spezialist für Rohstoffe und bietet konkrete Kaufempfehlungen mit Analysen und Kursprognosen. Mehr Infos unter finden sie auf der Website: www.Rohstoff-Trader.de
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