Magerschwein vor deutlicher Verteuerung?


Produktion rückläufig erwartet
Anfang März gab das US-Landwirtschaftsministerium bekannt, dass man für 2009 mit einem Rückgang der Schweinefleisch-Produktion von zwei Prozent rechnet. Bislang beträgt das Minus fünf Prozent und es besteht eine nicht zu unterschätzende Wahrscheinlichkeit, dass die genanten zwei Prozent etwas zu optimistisch sind. Immerhin befanden sich bei der letzten Zählung vor einigen Wochen lediglich 65,389 Millionen Schweine in den amerikanischen Mastbetrieben. Das sind 2,7 Prozent weniger als noch vor einem Jahr. Wenngleich die Erwartungen des Marktes damit leicht übertroffen wurden, gehen wir davon aus, dass der Magerschwein-Output im laufenden Jahr eher drei bis 3,5 Prozent unter dem Vorjahreswert liegen wird, zumal Mais als Hauptfuttermittel nicht gerade spottbillig ist und auch die Züchter unter der allgemeinen Wirtschaftskrise leiden.
Schwindende Kühlhausbestände
In Anbetracht der sinkenden Produktion dürften die Kühlhausbestände an magerem Schweinefleisch weiter zurückgehen. Bereits in den zurückliegenden Monaten konnte man einen regelrechten Einbruch der Vorräte beobachten. Ende März betrugen die Bestände 593 Millionen amerikanische Pfund, was einem Minus von zehn Prozent im Vergleich zu 2008 entspricht. Insofern kann man feststellen, dass sich die Angebotsseite erkennbar entspannt hat.
Steigender Konsum denkbar
Ob die Lagerbestände tatsächlich weiter fallen, hängt aber natürlich auch von der Nachfrage ab. Vor allem für die nächsten Monate können wir uns einen anziehenden Konsum in den Vereinigten Staaten vorstellen. Hierfür gibt es zwei entscheidende Gründe: Zum einen wird während den warmen Sommermonaten traditionell mehr Schwein verzehrt. Darüber hinaus ist zu bedenken, dass Schwein merklich billiger als Rind ist. Wegen der Wirtschaftskrise werden zahlreiche US-Bürger den Gürtel enger schnallen müssen und es ist daher zu erwarten, dass vermehrt das preiswertere Schweinefleisch auf den Tellern und den Grills landen wird. So gesehen kann man die generellen Aussichten für den Magerschweinmarkt zumindest als moderat “buhlisch“ bezeichnen.
Exporte im Rückwärtsgang
Als problematisch könnten sich allenfalls die Exporte entpuppen. Die Ausfuhren waren in den letzten Jahren exorbitant hoch, nicht zuletzt weil in China eine Schweineseuche grassierte und man im “Reich der Mitte“ lieber auf amerikanisches Fleisch zurückgriff. Mittlerweile scheint man diese Seuche in den Griff bekommen zu haben und es ist demzufolge davon auszugehen, dass die Lust auf amerikanisches Schweinefleisch signifikant abnimmt. Erste diesbezügliche Anzeichen gab es bereits zu Jahresbeginn: Im Januar lagen die Ausfuhren laut der US Meat Export Federation vier Prozent unter dem Vergleichszeitraum 2008. Auf der anderen Seite gibt es in China derzeit ernst zu nehmende Anzeichen für eine wirtschaftliche Erholung. Dadurch wird der Lebenstandart der dortigen Bevölkerung weiter steigen und damit auch der Fleischkonsum. Letztlich werden davon auch die US-Ausfuhren profitieren, so dass dieser Bereich im laufenden Jahr durchaus noch für die eine oder andere Überraschung sorgen könnte.
Charttechnik noch fest in “Bärenhand“
Auch wenn die fundamentalen Rahmenbedingungen tendenziell für steigende Kurse sprechen, ist die technische Situation bei Magerschwein noch über alle Maßen “bärisch“. Der Abwärtstrend seit Sommer vergangenen Jahres ist nach wie vor vollständig intakt. Zwischen Mitte Februar und Anfang April gab es zwar Erholungsversuche. Diese wurden zuletzt jedoch erneut recht deutlich abverkauft, nachdem der Widerstand bei knapp 74 US-Cents nicht überwunden werden konnte. Entsprechend generieren sowohl der MACD als auch die Stochastik ein unübersehbares Verkaufssignal. Und auch der RSI befindet sich mit 43 im “bärischen“ Bereich. Da der Juni-Future zudem erkennbar unter seiner 18-Tage-Linie notiert, drängen sich Long-Engagements für technisch orientierte Trader gegenwärtig absolut nicht auf. Um einen Einstieg auf der “langen Seite“ überhaut ansatzweise in Betracht ziehen zu können, sollte man zunächst abwarten, ob die zentrale Unterstützung bei etwa 70 US-Cents verteidigt werden kann und sich im Anschluss eine Umkehrformation herausbildet. Zur Stunde erscheint es in jedem Fall angebrachter, den Markt lediglich zu beobachten.
© Marc Nitzsche
Chefredakteur Rohstoff-Trader
Marc Nitzsche ist Chefredakteur des Rohstoff-Trader Börsenbriefs. Der Börsenbrief ist ein Spezialist für Rohstoffe und bietet konkrete Kaufempfehlungen mit Analysen und Kursprognosen. Mehr Infos unter finden sie auf der Website: www.Rohstoff-Trader.de