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Sojabohnen bald wieder bei alten Höchstständen?

29.04.2009  |  Marc Nitzsche (Rohstoff-Trader)
Nach ihrem dramatischen Absturz von 1.600 auf 800 US-Cents im zweiten Halbjahr 2008 konnten sich die Sojabohnen-Notierungen in den vergangenen Monaten recht gut stabilisieren. Das Getreide handelte in einer vergleichsweise engen Range zwischen 850 und 1.000 US-Cents. Ungeachtet der zuletzt etwas langweiligen Kursentwicklung sollte man den Markt jedoch nicht völlig aus den Augen verlieren. Denn es gibt durchaus gewichtige Gründe für eine tendenzielle Verteuerung des Agrar-Rohstoffs.


Massive Ernteeinbußen in Südamerika

Anfang April gab das US-Landwirtschaftsministerium seine neusten Schätzungen für die laufende 2008/09er Saison bekannt. Auffällig war in diesem Zusammenhang der prognostizierte Ertragsrückgang von zehn Prozent in den beiden wichtigen Erzeugerstaaten Brasilien und Argentinien. Speziell in den Vorjahren konnten die genannten Nationen auf Grund einer kontinuierlichen Ausweitung der Anbauflächen ihren Output jeweils deutlich erhöhen und sorgten damit für eine Entspannung auf der globalen Angebotsseite. Im aktuellen Wirtschaftsjahr hingegen führten überdurchschnittlich trockene und heiße Witterungsbedingungen zu erheblichen Schäden an den Pflanzen. Da in den beiden Staaten in Bälde die Ernte ansteht, kann auch nicht mehr von einer Erholung ausgegangen werden.


Versorgungslage außerordentlich angespannt

Vor dem Hintergrund der sehr schwachen südamerikanischen Erträge verwundert es nicht, dass die Versorgungssituation bei Sojabohnen ziemlich angespannt ist. Für die Vereinigten Staaten erwarten die Behörden einen Rückgang der Endbestände von 185 auf 165 Millionen Scheffel. Das Ending Stock to Use Ratio wird bei fünf Prozent gesehen. In den vergangenen zehn Jahren lag diese wichtige Kennzahl lediglich einmal darunter (vier Prozent in 2004). Weltweit sollen die Vorräte von 53 auf 46 Millionen Tonnen schrumpfen, woraus sich ein Verhältnis zwischen Endbeständen und Verbrauch von 20 Prozent ergibt. Auch dieser Wert liegt erkennbar unter dem aus den letzten Jahren Üblichen.


Steigender US-Output in 2010

So gesehen ist es fast schon etwas erstaunlich, dass die Preise für Sojabohnen nicht bereits deutlich höher liegen. Das liegt primär daran, dass man für 2010 mit einem erkennbar höheren US-Output rechnet. Die Anbauflächen dürften nach dem Zuwachs von neun Prozent in 2009 weiter steigen und Experten sehen eine Gesamtproduktion von 3,24 Milliarden Scheffeln. Da der Verbrauch lediglich bei 3,07 Milliarden Scheffeln gesehen wird, werden sich die Endbestände im nächsten Jahr also nicht unerheblich erholen. Offenbar preist der Markt diese Erwartung bereits jetzt teilweise ein.


Solide Exporte

Auf der anderen Seite ist es zur Stunde eigentlich viel zu früh, um diesbezüglich einigermaßen verlässliche Zahlen zu kommunizieren. Ob diese Erwartungen eintreffen, wird nämlich entscheidend vom Wetter abhängen. Eine unbestreitbare Tatsache ist demgegenüber, dass die amerikanischen Exporte bemerkenswert rund laufen. Für das Gesamtjahr 2009/10 kündigte das US-Landwirtschaftsministerium ein Plus von vier Prozent an. Bislang betrug der Zuwachs sogar stattliche zwölf Prozent. Nachdem sich die konjunkturelle Situation insbesondere in China zu stabilisieren scheint, haben wir auch keine durchgreifenden Bedenken, dass die genannte Prognose realistisch ist. Insgesamt stellen sich die fundamentalen Rahmenbedingungen bei den Sojabohnen also zumindest moderat buhlisch dar.


Saisonalität spricht für Kurssteigerungen

Kurzfristig weitere Kurssteigerungen lässt auch der saisonale Preisverlauf erwarten. Für gewöhnlich legen Sojabohnen in der ersten Hälfte eines jeden Jahres eine ausgeprägte “Rallye“ aufs Börsenparkett. Im Regelfall hält diese bis Juni/Juli an, bevor es im Zusammenhang mit der US-Ernte zu Rücksetzern kommt. Für die kommenden Wochen jedoch erhält der Markt von dieser Warte aus gesehen eine solide Long-Unterstützung, so dass Engagements auf der “langen Seite“ sicherlich einen Versuch wert sind.


Charttechnik deutet Rücksetzer an

Weniger zuversichtlich im Hinblick auf anziehende Notierungen stimmt demgegenüber der Blick auf die Charttechnik. Zwar ist der Aufwärtstrend seit Anfang März ungeachtet der jüngsten Rücksetzer noch intakt. Allerdings muss auch konstatiert werden, dass der wichtige Widerstand bei etwa 1.050 US-Cents im Mai-Future nicht “geknackt“ werden konnte. In Anbetracht des Umstandes, dass sowohl die Stochastik als auch der RSI Verkaufssignale generieren und auch der MACD sich anschickt, Gleiches zu machen, muss davon ausgegangen werden, dass die Unterstützung bei 970 US-Cents demnächst noch einmal getestet wird. Auf diesem Niveau können spekulative Long-Positionen dann aber ernsthaft in Betracht gezogen werden, zumal der kurzfristige Aufwärtstrend selbst dann noch bestehen würde.


© Marc Nitzsche
Chefredakteur Rohstoff-Trader







Marc Nitzsche ist Chefredakteur des Rohstoff-Trader Börsenbriefs. Der Börsenbrief ist ein Spezialist für Rohstoffe und bietet konkrete Kaufempfehlungen mit Analysen und Kursprognosen. Mehr Infos unter finden sie auf der Website: www.Rohstoff-Trader.de
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