Edelmetalle Aktuell

Auf der Habenseite stand dagegen das extreme Wachstum auf der Investmentseite. Barren und ETFs verzeichneten eine Verdoppelung der Nachfrage auf 50,2 Mio. Unzen; Münzen und Medaillen stiegen zwar um einen etwas geringen Prozentsatz, absolut aber auf sogar 65 Mio. Unzen.
Damit bügelten die Neuanlagen in Silber die höhere Produktion und die gleichzeitigen Verluste beim industriellen Verbrauch mehr als aus. Dies ist sicher ein Grund, warum die Silbernotierung im Durchschnitt der letzten Monate immer vergleichsweise hoch lag und nicht ähnliche Einbüßen wie z.B. zeitweise die Platinmetalle hinnehmen musste.
Was nun die weitere Kursentwicklung angeht, wird viel davon abhängen, ob einerseits die Dynamik im Investmentbereich aufrecht erhalten werden kann und andererseits, wann die Wirtschaft wieder zu wachsen beginnt und so dem Metall ggf. zusätzlichen Auftrieb verschaffen kann.
Platin
Im Gegensatz zum Palladium hatte das Platin den seit Dezember andauernden Aufwärtstrend ja schon Ende April durchbrochen und war danach auf 1.070 $ zurückgefallen. Die anschließende kräftige Erholung war dann aber nicht von langer Dauer. Seit dem Erreichen des jüngsten Hochs bei 1.168 $ am vergangenen Donnerstag ging es eigentlich fast kontinuierlich nach unten und mit 1.102 $ lag das Metall heute Morgen nur noch knapp über der psychologisch wichtigen Marke von 1.100 $. Sollte diese nachhaltig durchbrochen werden, ist ein Test der Tiefstkurse von vorletzter Woche bei 1.070 $ nicht auszuschließen. Wir sind auch nicht länger überzeugt, dass diese letztgenannte Marke dann unter allen Umständen halten wird. Die Kaufempfehlung für industrielle Nutzer von letzter Woche halten wir deshalb zwar grundsätzlich aufrecht, allerdings sollte für einen Teil des Bedarfs vielleicht ein niedrigerer Kaufkurs, z.B. bei 1.040 $ ins Auge gefasst werden.
Vom Markt offensichtlich negativ eingeschätzt wurden die heute morgen veröffentlichten jüngsten Zahlen zu den Autoverkäufen in Europa. Sie sind im April erneut eingebrochen und befinden sich nunmehr seit einem Jahr auf Talfahrt. Die Händler in Europa verkauften im vergangenen Monat laut Angaben des Verbandes der Europäischen Autohersteller (ACEA) gut 1,25 Mio. Neuwagen. Dies entspricht einem Minus von 12,3 Prozent im Vergleich zum April 2008. In den ersten vier Monaten des Jahres lag das Minus damit bei 15,9%. Der leicht unterdurchschnittliche Rückgang im April macht unserer Meinung nach etwas Hoffnung auf eine Trendwende und das trotz der jüngsten Anzeichen, dass in den nächsten Monaten die Verkaufszahlen auf dem bisher starken deutschen Markt etwas zurückgehen dürften.
Auf der Produzentenseite sind die Minengesellschaften noch immer auf der Suche nach dem optimalen Umgang mit der aktuellen Preis– und Absatzsituation. Ein Thema sind dabei weiter Zusammenschlüsse zwischen einzelnen Produzenten, wobei es da schon aus Wettbewerbsgründen innerhalb der Gruppe der großen Vier (Anglo Platinum, Impala, Lonmin und Norilsk) wenig Bewegung geben dürfte. Nicht auszuschließen ist aber, dass diese Adressen jeweils kleinere Minengesellschaften übernehmen könnten, oder aber, dass sie selbst von anderen Rohstoffproduzenten von außerhalb der Branche geschluckt werden könnten. Was z.B. erstere Variante angeht, wurde in dieser Woche in der Presse wieder einmal das Thema einer Übernahme von Northam (der Nr. 4 in Südafrika) durch Impala diskutiert.
Lonmin gab in dieser Woche außerdem die jüngsten Halbjahresergebnisse bekannt. Danach produzierte das Unternehmen von Oktober bis März 312.000 Unzen Platin, 8 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.
Palladium
Der Palladiumpreis konnte den Höchstkurs vom letzten Freitag im Verlauf dieser Woche nicht noch einmal erreichen. Nach einem noch guten Start am Montag in Asien mit Kursen von 242 $ je Unze setzte bereits im europäischen Markt ein Abwärtstrend ein, der dann erst gestern Abend bei 218,50 $ einen vorläufigen Boden fand. Zu dieser negativen Entwicklung hat sicher auch der Preisverfall beim Platin beigetragen, aber auch die Tatsache, dass der steile Anstieg in der Vorwoche fundamental eher nicht zu rechtfertigen war. Industrielle Verbraucher dürften den jüngsten Preisverfall ja ohnehin begrüßen, aber auch Anleger müssen ihn bisher noch nicht kritisch betrachten. Der nun schon seit Dezember andauernde Aufwärtstrend gerät allerdings in Gefahr, wenn die Notierung in nächster Zeit unter die Marke von 210 $ fällt. In einem solchen Fall wären dann auch wieder Kurse unter 200 $ möglich, die aber gute Kaufgelegenheiten für industrielle Verbraucher darstellen dürften. Europäische Adressen würden dabei zusätzlich auch noch von der Stärke des Euros im Vergleich zum Dollar profitieren.
Rhodium, Ruthenium, Iridium
Das in unserem letzten Bericht beschriebene Kaufinteresse bei Rhodium brachte dem Metall am Montag kurzzeitig Kurse von über 1.500 $ je Unze. Vor dem Hintergrund fallender Platin- und Palladiumnotierungen ebbte dieses dann aber rasch ab und die Notierung fiel bis heute auf 1.250 $ - 1.350 $ zurück. Sollte der Preis unter die Marke von 1.200 $ auf der Briefseite sinken, wäre dies für industrielle Abnehmer sicher ein attraktives Einstiegsniveau. Iridium mit 400 $ - 430 $ und Ruthenium mit 70 $ - 100 $ haben sich in den letzten Tagen nicht verändert.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH
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