Edelmetalle Aktuell

Getrieben vom Goldpreis, aber gleichzeitig deutlich volatiler als dieser, präsentierte sich einmal mehr die Silbernotierung. Das Metall stieg dabei in den letzten beiden Wochen deutlich von 13,90 $ auf in der Spitze 15,36 $ an. Auch hier waren es massive Käufe an den Terminbörsen, die dem Wert des weißen Metalls Auftrieb verschafften. Die offenen Positionen an der New Yorker COMEX legten so alleine in der vergangenen Woche um über 24 Mio. Unzen (fast 800 Tonnen) zu. Solange der Goldpreis immer weiter steigt, wird auch das Silber zulegen, zumal das Metall zusätzlich noch von einer möglichen Besserung der Situation der Weltwirtschaft profitieren könnte und so deutlicher als die anderen Edelmetalle zwei Standbeine hat.
Platin
Die Entwicklung auf den Platinmetallmärkten war in den letzten beiden Wochen vor allem durch die alljährlich in der dritten Mai-Woche in London stattfindende „Platinwoche“ geprägt, aus deren Anlass sich zahlreiche Beteiligte von Verarbeitern, Produzenten, Banken und Investoren in der britischen Hauptstadt zusammenfinden. Auch wenn in diesem Jahr insgesamt weniger Teilnehmer nach London kamen und es nach dem Boom-Jahren 2007 und 2008 durchaus gemischte Rückmeldungen über die aktuelle Geschäftslage von Seiten der Anwesenden gab, war die Stimmung vor allem in Händlerkreisen nicht so schlecht, wie man angesichts der Wirtschaftslage eigentlich erwarten könnte. Dazu dürften insbesondere die nach wie vor relativ hohe Volatilität der Edelmetallpreise beigetragen haben, die den einen oder anderen Zusatzertrag aus dem Handel mit den Metallen ermöglicht, aber auch das zuletzt wieder etwas gestiegene Interesse von Investoren, das zumindest zum Teil das deutlich gesunkene Industriegeschäft ausgleichen konnte.
Traditionell veröffentlicht der englische Edelmetallverarbeiter Johnson Matthey (JM) während der Platinwoche seinen Lagebericht zu den Platinmetallen. Dem Platin bescheinigten die Engländer für 2008 (und auch das erste Quartal 2009) eine stark gestiegene Nachfrage aus China, die insbesondere auf das wiedererwachte Interesse an Platinschmuck zurückzuführen gewesen sei. Die Industrienachfrage sei dagegen im vergangenen Jahr durch den Einbruch bei den weltweiten Autoverkäufen deutlich gesunken. Trotz der negativen Entwicklung auf diesem wichtigsten Absatzmarkt für Platin (-8,2% auf 3,8 Mio. Unzen) habe es 2008 ein Defizit von 375.000 Unzen gegeben. Dieses sei damit sogar viermal höher als 2007 ausgefallen.
Ein Grund für das Defizit war die Entwicklung auf der Angebotsseite: Die Neuproduktion fiel um 9,5% auf 5,97 Mio. Unzen. Für 2009 erwartet JM allerdings einen mehr oder weniger ausgeglichenen Markt.
Der Platinpreis profitierte zunächst von den Veröffentlichungen von JM und auch von einer eher positiv ausgefallenen Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters unter Analysten, die für die nächsten 18 Monate von weiter steigenden Preisen ausgehen. Dazu passend stieg der Preis im Berichtszeitraum immerhin schon einmal von 1.100 $ auf fast 1.160 $ je Unze.
Palladium
Wie das Platin auch, konnte sich das Palladium am heutigen Freitagmorgen in Asien von dem in den letzten beiden Tagen erlittenen Einbruch erholen und stieg fast wieder auch die Höchstkurse des Berichtszeitraumes an, die in der letzten Woche mit einem Niveau von 235 $ je Unze erreicht worden waren.
Dass das Metall die Anfang des Monats erzielten Notierungen von über 240 $ trotz zuletzt deutlich steigender Gold– und Silberpreise nicht wieder erreichte, dürfte auch an der insgesamt doch eher negativen Einschätzung gelegen haben, die JM während der Platinwoche in London abgab. Die Engländer bescheinigten dem Palladium für 2008 trotz eines deutlich auf 7,31 Mio. Unzen gesunkenen Angebots einen Überschuss von 460.000 Unzen und auch für 2009 machten sie in dieser Hinsicht wenig Hoffnung.
So werde die Nachfrage aus der Autoindustrie in diesem Jahr wohl um einige hunderttausend Unzen niedriger ausfallen als noch 2008. JM verwies aber gleichzeitig darauf, dass sich der Palladiummarkt trotz der sinkenden Nachfrage ohne Verkäufe aus staatlichen russischen Vorräten in einer Defizitsituation befinden würde. Allerdings ist bisher kein Ende der Verkäufe von dieser Seite absehbar, im Gegenteil - die Lager scheinen noch immer voll zu sein: Ein Vertreter von Norilsk Nickel sagte während der Platinwoche, dass die Vorräte des russischen Staates Verkäufe auf dem derzeitigen Niveau für weitere fünf Jahre ermöglichen würden.
Immerhin gibt es aber auch ein paar Silberstreifen am Horizont: So ist die Nachfrage nach Palladiumschmuck 2008 um 20 Prozent auf fast 27 Tonnen gestiegen und die bevorstehende Einführung eines ETFs in den USA dürfte den Absatz an Investoren beflügeln.
Der russische Minengigant Norilsk Nickel rechnet übrigens in diesem Jahr mit einer erneut sinkenden Neuproduktion seiner wichtigsten Produkte. So werde der Ausstoß von Nickel von 300.000 Tonnen im vergangenen Jahr auf etwa 285.000 Tonnen schrumpfen. Damit verbunden werde auch die Produktion von Platinmetallen zurückgehen: von 659.000 auf 640.000 Unzen bei Platin und von 2,82 Mio. auf 2,71 Mio. Unzen bei Palladium, so das Unternehmen zu Beginn dieser Woche.
Während der Staat über ihm gehörende Banken seinen Einfluss bei Norilsk im Gegenzug für Milliardenkredite immer weiter ausbaut, hat die Gesellschaft 2008 erstmals seit ihrer Gründung vor sieben Jahren rote Zahlen geschrieben. Am Ende des vergangenen Jahres, so die Zeitung "Kommersant" am Dienstag, habe das Minus bei 555 Millionen Dollar gelegen. Verantwortlich dafür seien vor allem der Rückgang der Metallpreise und der Wertverlust der Aktiva gewesen. 2007 hatte der Metallkonzern noch einen Nettogewinn von fast 5,3 Mrd. Dollar ausgewiesen.
Rhodium, Ruthenium, Iridium
Bei den drei "kleinen" Platingruppenmetallen gab es in den vergangenen beiden Wochen nur wenig Bewegung. Die von Johnson Matthey während der Platinwoche in London gemachte Vorhersage eines sich ausweitenden Überschusses auf dem Rhodiummarkt durch die derzeit geringe Nachfrage der Autoindustrie drückte bisher den Preis nicht - im Gegenteil, er stieg vorübergehend sogar auf knapp 1.500 $ je Unze an. Iridium und Ruthenium haben sich in den letzten beiden Wochen nicht verändert.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
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