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Industriemetalle: Preiskorrektur längst überfällig

29.06.2009  |  Eugen Weinberg
- Seite 3 -
Blei:

Der Bleipreis konnte Anfang Juni auf ein 8-Monatshoch von 1.820 USD je Tonne steigen, geriet dann aber im Zuge des allgemeinen Preisrückgangs an den Rohstoffmärkten unter Druck und verlor von der Spitze zeitweise mehr als 10%. Wir erwarten im nächsten Quartal eine Fortsetzung der Korrektur auf 1.400 USD je Tonne, ehe im Jahresverlauf und im kommenden Jahr wieder mit steigenden Preisen zu rechnen ist. Denn in den Sommermonaten ist die Nachfrage nach Autobatterien traditionell schwach, welche immerhin 80% der Gesamtnachfrage ausmacht. Die LME-Lagerbestände sind in den vergangenen Monaten um 45% gestiegen und liegen nur noch 14% unter dem Hoch von Mitte 2008. Seit Anfang des Jahres haben sich die Lagerbestände nahezu verdoppelt (siehe Grafik 4).

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Die Lagerentwicklung deutet somit auf ein Überangebot an Blei hin. Laut der aktuellen Daten der International Lead and Zinc Study Group betrug der Marktüberschuss in den ersten vier Monaten 40 Tsd. Tonnen. Zwar hat sich der weltweite Verbrauch im Vergleich zu den anderen Metallen in der Wirtschaftskrise sehr gut gehalten (-0,2% im Vergleich zum Vorjahr zwischen Januar und April). Dafür stieg aber die Produktion im selben Zeitraum um 1,5% gegenüber dem Vorjahr. Produktionsrückgänge in Europa, Amerika und Japan wurden durch eine stark steigende Produktion in China, dem größten Bleiproduzenten weltweit, mehr als ausgeglichen.

In den ersten 5 Monaten übertraf die chinesische Produktion das Vorjahresniveau immerhin um 20%. Aufgrund der steigenden Zahl an Pkw-Neuzulassungen und dem Trend zu E-Bikes dürfte ein Großteil der zusätzlichen chinesischen Produktion absorbiert werden und somit nicht auf den Markt gelangen. Die anhaltend hohen Bleiimporte nach China deuten ebenfalls auf eine robuste Nachfrage aus dem Reich der Mitte hin. Allerdings besteht bei hohen Preisen die Gefahr, dass die Produktion weiter ausgeweitet wird und somit das Angebot nochmals zunimmt. Einen weiteren Risikofaktor stellt die baldige Wiederaufnahme der Produktion in der Magellan-Mine in Australien dar.

Mit einem jährlichen Produktionsvolumen von 100 Tsd. Tonnen Blei stellte die Magellan-Mine vor ihrer Schließung vor 2,5 Jahren 3% des weltweiten Minenangebots. Derzeit ist der Minenbetreiber Ivernia noch dabei, die seither vor Ort lagernden Bleivorräte zu verschiffen. Dieser Prozess soll bis Ende des Jahres abgeschlossen sein.


In Kürze:

Aluminium:

Die Erholung der Aluminiumpreise war deutlich weniger ausgeprägt als die der übrigen Industriemetalle. Nichtsdestotrotz konnten auch sie vom Tief Mitte Februar knapp 30% zulegen. Neben der allgemein höheren Konjunkturzuversicht am Markt stützte auch hier ein starker Importsog Chinas, der allerdings bereits im Mai wieder nachgelassen hat. Darüber hinaus sorgten sich Marktteilnehmer vor einer akuten Verengung am Markt.

Für Verunsicherung sorgten Meldungen, dass der weltgrößte Aluminiumproduzent Rusal aus Russland seine Lieferungen nach Japan im dritten Quartal deutlich reduzieren will. Daraufhin zogen die für westliches Aluminium zu zahlenden Prämien in Asien deutlich an. Dennoch gilt: rekordhohe LME Lagerbestände von 4,3 Mio Tonnen, die den weltweiten Verbrauch von knapp 6 Wochen abdecken, haben die Erholung der Aluminiumpreise gebremst. Es belastet zudem die zuletzt wieder gestiegene Aluminiumproduktion in China (siehe Grafik 5). China ist mit einem Drittel der Weltproduktion das mit Abstand wichtigste Produzentenland.

Angesichts der vergleichsweise moderaten Preiserholung erachten wir aber auch das Rückschlagpotenzial als geringer, zumal die deutliche Verteuerung des bei der Aluminiumproduktion wichtigen Inputfaktors Energie ein höheres Preisniveau unterstützt. Wir sehen die Aluminiumpreise im dritten Quartal im Durchschnitt bei 1.550 USD je Tonne, bevor sie mit der Etablierung der konjunkturellen Erholung auf 1.750 USD je Tonne zum Jahresende steigen werden.


Nickel:

Nickel zählt zu den größten Gewinnern der letzten Wochen: Aktuell liegen die Preise mit gut 15.000 USD je Tonne 60% höher als Mitte Februar. Wir hatten schon länger darauf hingewiesen, dass der Anpassungsprozess angesichts der schon 2007 einsetzenden Preiskorrektur weit fortgeschritten ist. Nun profitiert Nickel nicht nur von den Stabilisierungstendenzen in der Edelstahlindustrie, die 65% des weltweiten Nickels abnimmt und damit die mit Abstand wichtigste Abnehmerbranche ist: Hier lag die Produktion im ersten Quartal gemäß ISSF Daten mit 4,83 Mio Tonnen zwar noch 35% unter Vorjahr, aber nur noch 0,5% unter der des Jahresschlussquartals.

Nickel profitiert darüber hinaus von einen gestiegenen relativen Attraktivität: nachdem in den Jahren zuvor austenitische Stähle ohne Nickel (400er Serie) Marktanteile gewonnen hatten, lag der geschätzte Marktanteil im ersten Quartal nur noch bei 25,7%, nach 28% im Jahr 2008. Angesichts einer Stabilisierung der Nachfragetendenzen sehen wir die Erholung bei Nickel besser unterstützt und rechnen mit einer unterproportionalen Korrektur auf gut 14 000 USD je Tonne. Nichtsdestotrotz gilt: die starke Erholung der Nickelpreise hat ihre Schattenseiten. Denn die hohen Preisen machen auch die chinesische NPI (nickel pig iron) Produktion aus Nickelerzen mit niedriger Qualtität wieder interessant. Diese kostenintensive Produktion war zuletzt deutlich eingeschränkt worden.





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