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Sojabohnen: Wann endet der Bullenmarkt?

12.07.2007  |  Marc Nitzsche
Sojabohnen kennen gegenwärtig kein Halten mehr. Die Notierungen "stürmen" von einem Mehrmonatshoch zum nächsten. Mittlerweile ist sogar schon die Marke von 1.000 US-Cents in Reichweite. Schaffen die "Bohnen" tatsächlich demnächst den Sprung in den vierstelligen Kursbereich oder steht der Markt unmittelbar vor einer kräftigen Abwärtskorrektur?


Lagerbestände derzeit noch üppig

Kürzlich veröffentlichte das US-Landwirtschaftsministerium die aktuellen Sojabohnen-Lagerbestände und seine neusten Schätzungen bezüglich der Anbaufläche. Die amerikanischen Vorräte lagen mit 1,091 Milliarden Scheffeln knapp oberhalb der durchschnittlichen Erwartung von 1,076 Milliarden Scheffel. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet das einen Anstieg von exakt 100 Millionen Scheffeln, so dass von einer angespannten Versorgungslage zur Stunde keine Rede sein kann.


Deutlich gesunkene US-Anbaufläche

Überraschend war jedoch die Prognose der Aussaatfläche, die sich mit 64,081 Millionen Acres deutlich unter den Konsens-Vorhersagen von 67,838 Morgen bewegte und gleichzeitig den niedrigsten Wert seit 1995 darstellt. Im März gingen die Behörden noch von 67,14 Millionen Acres aus. 2006/07 belief sich die Anbaufläche noch auf sage und schreibe 75,522 Millionen Morgen.


Schrumpfende US-Vorräte wahrscheinlich

Angesichts der stark rückläufigen Anbaufläche muss davon ausgegangen werden, dass das US-Landwirtschaftsministerium in seiner neusten Schätzung am 12. Juli seine Prognose hinsichtlich der Endbestände zurückschraubt. Bislang gingen die Behörden zum Ende der 2007/08er Saison von einer Übertragsrate in einer Größenordnung um 320 Millionen Scheffel aus. Gegenüber den Vorhersagen für das laufende Wirtschaftsjahr (Endbestände von 610 Millionen Scheffeln) bedeutet bereits das annähernd eine Halbierung. Das Ending Stock to Use Ratio soll von 20 auf nur noch elf Prozent sinken.


Lagerbestände weltweit rückläufig

Im längerfristigen Vergleich ist das Verhältnis zwischen Endbeständen und Verbrauch damit durchaus komfortabel. Nichtsdestotrotz wäre eine weitere Reduzierung der Bestandsschätzungen sicherlich neue "Nahrung" für die "Sojabohnen-Bullen", zumal das Ministerium für 2008 nichts zuletzt auf Grund geringerer Ernten in Südamerika auch auf globaler Ebene einen Rückgang der Vorräte von 64 auf 54 Millionen Tonnen erwartet. Immerhin sind Brasilien und Argentinien nach den USA die größten Sojabohnen-Produzenten.


Amerikanische Soja-Pflanzen in guter Verfassung

Ungeachtet der zweifellos "bullischen" Rahmenbedingungen erscheinen die Sojabohnen-Preise etwas weit gelaufen zu sein. Auf dem jetzigen Niveau dürfte wohl nur eine Missernte in den USA für weiteres Aufwärtspotenzial sorgen. Doch danach sieht es nicht aus: 40 Prozent der Pflanzen befinden sich gegenwärtig bereits in der Blütephase. 2006 waren es zum jetzigen Zeitpunkt erst 36 Prozent und der fünfjährige Durchschnitt liegt bei lediglich 28 Prozent. 65 Prozent der gepflanzten Sojabohnen weisen einen guten bis ausgezeichneten Zustand auf. Im vergangenen Jahr waren es Anfang Juli nur 58 Prozent. Somit kann mit einer durchaus ansehnlichen US-Ernte gerechnet werden.


Mittelfristig schwächere Notierungen zu erwarten

Aus fundamentaler Sicht drängen sich Long-Engagements bei Sojabohnen zu den momentanen Kursen sicherlich nicht mehr auf. Es mag sein, dass die Notierungen in dieser Woche noch einmal einen letzten Aufwärtsschub erfahren, wenn das US-Landwirtschaftsministerium seine Vorhersage bezüglich der Lagerbestände zurücknimmt. Im Großen und Ganzen dürften jedoch die geringeren Ernten mittlerweile eingepreist sein. Für die kommenden Monate erwarten wir daher tendenziell eher schwächere Notierungen.


Technisch noch zu stark für Short-Einstieg

Aus technischer Sicht erscheint es momentan für einen Short-Einstieg noch etwas zu früh. Der starke Aufwärtstrend seit September vergangenen Jahres ist unverändert intakt. Zuletzt erfolgte sogar ein Ausbruch über die ehemalige Widerstandmarke bei etwa 890 US-Cents, die nunmehr als Unterstützung fungiert. Der MACD generiert nach wie vor ein Kaufsignal. Und der Williams bewegt sich ebenso wie der RSI klar im "bullischen" Bereich. Zwar wirkt der Markt insgesamt ein bisschen überkauft, was insbesondere daran zu erkennen ist, dass der Chart sich seinem oberen Bollinger Band angenähert hat.

Dennoch ist ein sofortiger Short-Einstieg kaum zu verantworten. Bevor ein solcher auch nur ansatzweise in Betracht gezogen werden kann, muss eine erkennbare Top-Bildung abgewartet werden. Wann und auf welchem Niveau eine solche erfolgt, kann zur Stunde nicht gesagt werden. Aktuell sind Anleger daher wohl am besten beraten, den Markt für Sojabohnen von der "Seitenlinie" aus zu betrachten und auf den richtigen Zeitpunkt für die Eröffnung von Short-Positionen zu warten.


© Marc Nitzsche
Chefredakteur Rohstoff-Trader







Marc Nitzsche ist Chefredakteur des Rohstoff-Trader Börsenbriefs. Der Börsenbrief ist ein Spezialist für Rohstoffe und bietet konkrete Kaufempfehlungen mit Analysen und Kursprognosen. Mehr Infos unter finden sie auf der Website: www.Rohstoff-Trader.de
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