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Mais: Wann endet der “freie Fall“?

15.07.2009  |  Marc Nitzsche (Rohstoff-Trader)
Dass an der Börse häufig die Nachrichten der Kursentwicklung folgen, ist eine allgemein bekannte Weisheit. Wie viel Wahrheit dahinter steckt, konnte man zuletzt unter anderem bei Mais sehen. Seit Mitte Juni befinden sich die Notierungen im sprichwörtlichen “freien Fall“ und nicht wenige Marktteilnehmer rieben sich angesichts der dramatischen Verluste verwundert die Augen. Die Erklärung ließ dann aber nicht allzu lange auf sich warten.


Deutlich höhere Endbestände erwartet

Am 10. Juli hob das US-Landwirtschaftsministerium seine Schätzungen bezüglich der 2009/10er Endbestände von zuvor 1,09 auf jetzt 1,55 Milliarden Scheffel an. Damit liegen die Ending Stocks zwar immer noch unter dem Niveau der letzten Saison (1,77 Milliarden Scheffel). Dennoch lässt sich natürlich nicht leugnen, dass die neue Prognose alles andere als “bullisch“ ist. Da hilft es auch nur wenig, dass die Behörden auf globaler Ebene einen Rückgang der Vorräte von 144 auf 139 Millionen Tonnen erwarten.


US-Mais in hervorragender Verfassung

Verantwortlich für den massiven Anstieg der amerikanischen Mais-Bestände ist unter anderem der hervorragende Zustand der Pflanzen. Zur Stunde werden 71 Prozent des US-Mais mit “good to excellent“ bewertet. Im Vorjahr waren es zum gleichen Zeitpunkt lediglich 62 Prozent. Sofern es im “Corn Belt“ nicht demnächst zu einer Dürre-Katastrophe von einem fast schon biblischen Ausmaß kommt, wird die Ernte also sehr hoch ausfallen.


Exporte stark rückläufig

Zudem leidet der Markt unter einer erkennbaren Export-Schwäche. Für die laufende Saison prognostizieren die US-Experten ein Minus bei den Ausfuhren von 26 Prozent. Bislang gingen die Exporte sogar um 32 Prozent zurück. Hintergrund dieser Erwartung war das in der ersten Jahreshälfte recht ambitionierte Preisniveau, was potenzielle Käufer abgeschreckt hat. Das hat sich mittlerweile zugegebenermaßen wieder etwas reguliert. Von daher könnten die Exporte schlussendlich doch leicht höher ausfallen als angenommen. Da aber in nahezu allen anderen bedeutenden Erzeugerstaaten nicht mit nennenswerten Ertragsausfällen zu rechnen ist, wird sich der weltweite Bedarf an US-Mais in einem überschaubaren Rahmen halten.


Versorgungslage entspannter aber nicht allzu üppig

Angesichts der jüngsten Nachrichtenlage muss konstatiert werden, dass sich die Versorgungssituation bei Mais sichtbar entspannt hat. Von einer Schwemme bei dem beliebten Futtergetreide kann aber trotzdem keine Rede sein. Nicht zuletzt auf Grund der tendenziell steigenden Nachfrage seitens der Ethanol-Industrie (ob das längerfristig so bleibt, wagen wir zu bezweifeln), weist der Markt für das Wirtschaftsjahr 2009/10 ein kleines Primärdefizit auf. Einer erwarteten amerikanischen Gesamt-Produktion von 12,29 Milliarden Scheffeln steht ein Verbrauch von 12,52 Milliarden Scheffeln gegenüber. Und abgesehen von der signifikanten Anhebung der Endbestände bewegt sich das viel beachtete Ending Stock to Use Ratio bei zwölf Prozent und damit eher am unteren Ende der vergangenen Jahre.

In der zurückliegenden Dekade war das Verhältnis zwischen Vorräten und Verbrauch nur zweimal niedriger (neun und elf Prozent in den Jahren 2003 und 2004). Unter fundamentalen Aspekten erscheint es daher möglich, dass die Maispreise in absehbarer Zeit einen tragfähigen Boden ausbilden können.


“Bärische“ Saisonalität

Bis es dazu kommt, könnten jedoch noch einige Wochen oder Monate ins Land ziehen. Immerhin weist der jahreszeitliche Kursverlauf kurz- bis mittelfristig auf weiter fallende Kurse hin. Für gewöhnlich bildet Mais sein saisonales Tief Ende September aus. Im Anschluss kommt es dann häufig zu kleineren Anstiegen, die aber bis Dezember wieder korrigiert werden. Unter saisonalen Gesichtspunkten sind Long-Positionen in Mais daher gegenwärtig keine wirklich gute Idee.


Charttechnik deutet auf Kursanstieg hin

Gänzlich anders präsentiert sich die technische Seite. Nachdem die zentrale Unterstützung bei 340 US-Cents verteidigt werden konnte, zog der Markt in den letzten Tagen deutlich an. Dadurch wurde sogar der seit Juni vorherrschende Abwärtstrend nach oben durchbrochen. So gesehen überrascht es nicht, dass sowohl der MACD als auch die Stochastik ein Kaufsignal generieren. Und auch der RSI ist im Steigen begriffen und mit knapp 40 nicht mehr allzu weit vom “bullischen“ Bereich (über 50) entfernt. Auch wenn der Juli-Future noch knapp unter seiner 18-Tage-Linie notiert, sieht es charttechnisch im Hinblick auf anziehende Notierungen gar nicht schlecht aus. Wir können uns daher vorstellen, dass zumindest die Widerstandszone bei 400 bis 420 US-Cents in den nächsten tagen und Wochen in Angriff genommen wird. Gelingt der Ausbruch nach oben, sind sogar 450 US-Cents drin. Vornehmlich technisch orientierte Trader können spekulative Long-Positionen in Mais mithin durchaus in Betracht ziehen.


© Marc Nitzsche
Chefredakteur Rohstoff-Trader







Marc Nitzsche ist Chefredakteur des Rohstoff-Trader Börsenbriefs. Der Börsenbrief ist ein Spezialist für Rohstoffe und bietet konkrete Kaufempfehlungen mit Analysen und Kursprognosen. Mehr Infos unter finden sie auf der Website: www.Rohstoff-Trader.de
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