Zwischen 2002 und 2004 war ich ein echter "Hardcorce-Daytrader" vor allem mit hoch gehebelten Turbo-Scheinen auf den DAX. 15 oder sogar 20 Transaktionen pro Tag waren keine Seltenheit. Heute gehe ich es entsprechend meinem vorgerückten Alter lieber etwas gemächlicher an. Natürlich "tummelte" ich mich während dieser Zeit auch in diversen Internet-Trader-Foren. Immer wieder las ich damals Statements wie "gegen das Öl steigen die Märkte nicht". Damit wollten die Verfasser zum Ausdruck bringen, dass eine "Aktien-Hausse" bei anziehenden Ölpreisen ein Ding der Unmöglichkeit sei. Mittlerweile wissen wir es allerdings besser.
Bloße Mär?
Mitte 2004 schwankte der Ölpreis um die 35 US-Dollar je Barrel und der DAX notierte bei etwa 4.000 Punkten. Zur Stunde kostet ein Fass Rohöl mehr als 75 US-Dollar, was den deutschen Leitindex aber nicht davon abgehalten hat, sein Allzeithoch aus dem Jahr 2000 jenseits von 8.000 Punkten zu testen. Kurz gesagt: Sowohl das "schwarze Gold" als auch der DAX haben sich in den zurückliegenden drei Jahren verdoppelt. Und auch die meisten anderen Aktien-Indizes ließen sich vom "Öl-Bullenmarkt" nicht "ausbremsen". Ganz offensichtlich handelt es sich somit bei der Annahme, Öl und Aktien könnten nicht gleichzeitig steigen um eine bloße Mär. In der Theorie hat die These ja durchaus etwas für sich: Genau genommen benötigt nämlich jedes Unternehmen für seinen Geschäftsbetrieb Öl-Produkte - und sei es nur zum Heizen der Büros oder für Geschäftsfahrten mit dem Auto. Ein hoher Ölpreis bedeutet somit steigende Kosten, was wiederum zu weniger Gewinn und damit rückläufigen Aktienkursen führt. Insofern sind explodierende Rohöl-Notierungen in der Tat ein Belastungsfaktor für Dividenden-Papiere.
Wirtschaftswachstum braucht Öl!
Dass die Rechnung "hoher Ölpreis gleich niedrige Aktienkurse" in den zurückliegenden Jahren dennoch nicht aufging, mag einige von Ihnen erstaunen hat aber gute Gründe: Derzeit befinden wir uns weltweit in einer konjunkturellen Aufschwung-Phase. In solchen Zeiten wird mehr Öl verbraucht, wodurch der Preis anzieht. Auf der anderen Seite verdienen die Unternehmen in Konjunktur-Hochs aber auch glänzend, so dass die aus einem steigenden Ölpreis resultierenden zusätzlichen finanziellen Aufwendungen recht leicht kompensiert werden können und unterm Strich dennoch eine erfreuliche Gewinn-Entwicklung steht. Abgesehen davon erlaubt die moderne Technik eine effektivere Nutzung des "Schmierstoffs der Welt-Wirtschaft" und ein - zumindest teilweises - Ausweichen auf alternative Energien. Deshalb habe ich kein Problem damit, gleichzeitig "Öl- und Aktien-Bulle" zu sein.
Marc Nitzsche ist Chefredakteur des Rohstoff-Trader Börsenbriefs. Der Börsenbrief ist ein Spezialist für Rohstoffe und bietet konkrete Kaufempfehlungen mit Analysen und Kursprognosen. Mehr Infos unter finden sie auf der Website: www.Rohstoff-Trader.de
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