Kakao: ´Bären´ bereits in den Startlöchern?


Massive Ernteeinbußen möglich
Aus fundamentaler Sicht deutet einiges auf eine dauerhafte Aufwärtsbewegung hin. In den westafrikanischen Hauptanbaugebieten fehlt es nach wie vor an ausreichenden Niederschlägen. Zudem dürften die Wüstenstürme in den vergangenen Wochen den ohnehin schon arg gebeutelten Pflanzen weiter zugesetzt haben. Die Internationale Kakao-Organisation teilte unlängst mit, dass die ungünstigen Witterungsbedingungen in Nigeria zu Ernteausfällen von bis zu 40.000 Tonnen führen könnten. Ghana erwartet sogar Produktionsrückgänge von mindestens 100.000 Tonnen. An der Elfenbeinküste – dem weltweit größten Erzeuger – wird für diese Saison ein Rückgang von einer Million auf 750.000 bis 850.000 Tonnen erwartet. Und auch in Indonesien soll der Kakao-Output um bis zu 75.000 Tonnen sinken. Ebenfalls gefährdet sind große Teile der brasilianischen Ernte. Bis auf weiteres erwarten die ´´Wetterfrösche´´ im Südosten des Bundesstaats Bahia, wo gut 80 Prozent des Kakaos Brasiliens angebaut wird, keine nennenswerten Regenfälle. Bewahrheitet sich diese Prognose, muss mit einer ernsten Beeinträchtigung der außerordentlich wichtigen Blütephase bei den Pflanzen gerechnet werden.
Hochwertige Bohnen Fehlanzeige
Die Trockenheit in nahezu allen bedeutenden Erzeuger-Regionen hat aber nicht nur negative Auswirkungen auf die Quantität sondern auch auf die Qualität der Bohnen. Kürzlich ließ ein Händler verlauten, dass er im letzten Jahr 4.000 Tonnen gekauft hat, in diesem Jahr jedoch kaum mehr als 2.000 Tonnen kaufen können wird, da sich die Bohnen in ihrem teils bemitleidenswerten Zustand nur sehr eingeschränkt für seine Bedürfnisse eignen. Genau das ist das eigentliche Problem: Die Nachfrage nach Schokolade nimmt weltweit kontinuierlich zu. Allerdings ist ein klarer Trend hin zu dunkler hochwertiger Schokolade zu beobachten. Hierfür benötigt man qualitativ erstklassige Kakaobohnen, die in der laufenden Saison zur echten Mangelware werden dürften.
Kurzfristig keine Produktionssteigerungen möglich
Unterm Strich gehen Experten davon aus, dass es 2007 nach vielen Jahren des Überschusses zu einem Angebotsdefizit kommen wird. Im Gegensatz zu anderen Agrar-Rohstoffen lässt sich diese Lücke auch nicht kurzfristig schließen. Denn Kakao-Sträucher benötigen bis zur ersten Ernte mindestens vier Jahre Wachstum. Bis zur vollen Ertragskraft dauert es in der Regel sechs bis sieben Jahre. Abgesehen davon fehlt es insbesondere in Afrika häufig an Pflanzenschutz- und Düngemitteln.
Vorratslager gut gefüllt
Nichtsdestotrotz dürften die unbestreitbar ´´bullischen Fundamentals´´ bei den aktuellen Notierungen mehr als ausreichend eingepreist sein. Die Internationale Kakao Organisation beziffert den globalen 2007er-Nachfrageüberhang nämlich auf lediglich 103.000 Tonnen. Als Folge sollen die Endbestände auf 1,52 Millionen Tonnen zurückgehen (1,63 Millionen Tonnen in 2006). Damit liegen die Ending Stocks zwar tendenziell eher am untern Ende der letzten 17 Jahre. Von einer echten Knappheit kann aber keine Rede sein. Auch das Ending Stock to Use Ratio liegt mit 42 Prozent signifikant unter seinen Tiefstwerten.
Ernte-Prognosen derzeit nur bedingt aussagekräftig
Abgesehen davon muss man berücksichtigen, dass die Ernte-Prognosen zu diesem Zeitpunkt nur begrenzt verlässlich sind. In den vergangenen Jahren war ebenfalls immer von gravierenden Ernteausfällen die Rede. Dazu gekommen ist es allerdings nie. Sollte es in den genannten Anbaugebieten demnächst doch noch zu ausgiebigen Niederschlägen kommen, könnten sich die derzeitigen Prognosen schnell als zu pessimistisch erweisen. Abgesehen davon sind die weltweiten Vorräte beträchtlich und dürften das weitere Aufwärtspotenzial recht eng begrenzen. Für Investoren dürfte es daher eher ratsam sein, nach einer Short-Einstiegsgelegenheit Ausschau zu halten als noch überhastet auf den ´´fahrenden Long-Zug´´ aufzuspringen.
Charttechnik noch unbestreitbar ´´bullish´´
Charttechnisch erscheint es für einen Short-Einstieg allerdings noch etwas zu früh. Sämtliche Aufwärtstrends sind intakt und der MACD generiert ein unübersehbares Kaufsignal. Auch das Momentum und der RSI sind im Steigen begriffen und stehen recht deutlich über 100 bzw. über 50, was weiter anziehende Notierungen impliziert. Von daher dürfte in den kommenden Tagen zumindest ein Test der außerordentlich zähen Widerstandsmarke bei etwa 1020,00 Britischen Pfund anstehen. In diesem Bereich wäre der Mai-Future dann auch erkennbar überkauft (oberes Bollinger Band). Gelingt der Sprung über den genannten Resist nicht, könnte das eine Korrektur einleiten, die zumindest bis 950,00 Britische Pfund gehen sollte. Spekulative Anleger sind daher gut beraten, den Markt im Auge zu behalten und auf eine Umkehr bei 1020,00 Britischen Pfund zu warten. Dreht der Markt auf diesem Niveau nach unten ab, bieten Short-Engagements ein exzellentes Chance/Risiko-Verhältnis.
Erfolgreiche Rohstoff-Trades wünscht
© Marc Nitzsche
www.rohstoff-trader.de
Marc Nitzsche ist Chefredakteur des Rohstoff-Trader Börsenbriefs. Der Börsenbrief ist ein Spezialist für Rohstoffe und bietet konkrete Kaufempfehlungen mit Analysen und Kursprognosen. Mehr Infos unter: www.rohstoff-trader.de