Ölmarkt auch 2010 mit Angebotsdefizit


Der Ölpreis hat sich auch in der abgelaufenen Woche in der engen Handelsrange zwischen 75 und 79 USD gehalten. Weder die positiv aufgenommenen Arbeitsmarktdaten aus den USA noch der zuletzt deutlich stärkere US-Dollar waren in der Lage, den seit Mitte Oktober anhaltenden Seitwärtstrend zu brechen.

US-Öllager weiter auf hohem Niveau
Auch die bearishen Öllagerdaten aus den USA brachten die Preise nicht nachhaltig unter Druck. Die Öllager kletterten zuletzt um 2,1 Mio. Barrel auf 339,9 Mio. Barrel. Die Benzinlager legten sogar um 4,0 Mio. Barrel auf 214,1 Mio. Barrel zu. Auch in Cushing stieg das Lagerniveau um 1,4 Mio. Barrel auf 30,9 Mio. Barrel. Brent dürfte damit zunächst weiter mit einem Aufschlag gegenüber WTI notieren.

Ölmarktdefizit 2010
Das Ölangebot dürfte im Jahr 2010 nur sehr langsam ansteigen. Kostspielige Förderprojekte wie die Ölgewinnung aus kanadischen Ölsanden oder Tiefwasserprojekte in Brasilien wurden durch den heftigen Einbruch des Ölpreises im zweiten Halbjahr 2008 zurückgeworfen. Die eingeschränkte Kreditvergabe vieler Banken führt zudem dazu, dass sich bei vielen neu geplanten Projekten die Finanzierung nicht darstellen lässt. Der Output der Nicht-OPEC-Staaten dürfte sich damit 2010 allenfalls leicht erhöhen.
Auch die OPEC hat bereits angekündigt, bis zum Jahr 2013 die Investitionen um rund 50 Mrd. USD zu kürzen. Damit entfallen geplante Kapazitäten von ca. 5 Mio. Barrel pro Jahr (mbpd). Die Förderung des Ölkartells lag im Oktober rund 2 mbpd unter der Vorjahres. In den nächsten Monaten dürfte die Kartelldisziplin weiter abbröckeln - eine Erhöhung der Förderquoten sollte aber erst bei dreistelligen Ölpreisen wieder auf der Agenda stehen. Insofern dürfte bei einem Anziehen der Ölnachfrage im kommenden Jahr die Angebotsseite nur bedingt mit der Nachfrage Schritt halten. Immerhin ist 2010 bereits wieder ein Wachstum der Weltwirtschaft von rund 4% möglich. Ein Angebotsdefizit von rund 1 mbpd im Jahr 2010 ist damit nicht unwahrscheinlich.

Das absehbare Angebotsdefizit am Ölmarkt im kommenden Jahr spricht dafür, dass der Ölpreis weiterhin auf einem relativ hohen Niveau notiert. Kurzfristig erwarten wir eine Korrektur der Ölpreise auf einen Stand von 70 USD pro Barrel. Bis zum Jahresende 2010 rechnen wir mit Ölpreisen auf einem Niveau von 80 USD pro Barrel.
© Dr. Frank Schallenberger
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
Diese Publikation beruht auf von uns nicht überprüfbaren, allgemein zugänglichen Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit und Vollständigkeit wir jedoch keine Gewähr übernehmen können. Sie gibt unsere unverbindliche Auffassung über den Markt und die Produkte zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses wieder, ungeachtet etwaiger Eigenbestände in diesen Produkten. Diese Publikation ersetzt nicht die persönliche Beratung. Sie dient nur zu Informationszwecken und gilt nicht als Angebot oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf. Für weitere zeitnähere Informationen über konkrete Anlagemöglichkeiten und zum Zwecke einer individuellen Anlageberatung wenden Sie sich bitte an Ihren Anlageberater.