Energie: Ölpreis koppelt sich vom Dollar ab


Der Ölpreis hat in den letzten Tagen wieder deutlich zugelegt. Brent kletterte über die Marke von 75 USD, während WTI sogar die Marke von 80 USD ins Visier nahm. Im aktuellen Umfeld war dies eher etwas überraschend, denn wichtige Einflussfaktoren haben nicht unbedingt für steigende Preise gesprochen. So fielen die wöchentlichen Lagerbestandsdaten aus den USA eher bearish aus. Dort stieg das Niveau der Öllager um 3,1 Mio. Barrel auf 334,5 Mio. Barrel und bewegt sich damit weiterhin sehr deutlich über dem Durchschnitt der letzten 10 Jahre.

Abkoppelung vom Dollar
Insbesondere mit Blick auf die Währungsentwicklung wurde der jüngste Anstieg beim Ölpreis von den Marktteilnehmern nicht erwartet. Denn obwohl die USWährung weiterhin auf einem Niveau von rund 1,35 EURUSD notiert, wurde die starke Korrelation zwischen Dollarstärke und Ölpreisschwäche zuletzt aufgehoben. Ob diese Abkoppelung nachhaltig ist, bleibt jedoch raglich. Immerhin hat sich der Ölpreisanstieg Mitte Januar - als bei EURUSD eine Seitwärtsbewegung zu verzeichnen war - auch nicht als nachhaltig herausgestellt.

Nachfrageanstieg im Vordergrund
Als bullishe Nachrichten lassen sich jedoch die Revisionen der Ölnachfrage für 2010 interpretieren, die am Markt momentan eine größere Rolle spielen als der Währungseinfluss. Denn es zeichnet sich immer mehr ab, dass der weltweite Nachfragerückgang nach Öl im vergangenen Jahr durch das laufende Jahr überkompensiert wird. Ein wieder deutlich anziehendes Wirtschaftswachstum führt auch zu einem steigenden Ölkonsum. Insofern gehen die wichtigsten Prognoseinstitute von einer steigenden Ölnachfrage im laufenden Jahr aus. Die OPEC rechnet mit einem Plus von 0,80 mbpd (+0,9%) im Vergleich zum Vorjahr, die EIA mit einer Nachfragesteigerung um 1,20 mbpd (+1,4%) und die IEA sieht eine um 1,60 mbpd (+1,9%) steigende Ölnachfrage. In Anbetracht der Tatsache, dass das Weltwirtschaftswachstum 2010 noch etwas stärker ansteigen könnte, als bislang vom IWF mit 3,9% prognostiziert (LBBW-Prognose: 4,3%) sind sogar noch stärkere Zuwachsraten beim Ölkonsum wahrscheinlich. Wir rechnen mit einer Nachfragesteigerung im laufenden Jahr von knapp 2 mbpd bzw. einem Plus von 2,3% im Vergleich zum Vorjahr.

© Dr. Frank Schallenberger
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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