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Industriemetalle: US-Regulierungsdebatte entpuppt sich als Papiertiger

30.03.2010  |  Sven Streitmayer (LBBW)
Nickelpreis markiert 21-Monatshoch

Während die übrigen LME-Metalle im Sog der Euro-Schwäche mehrheitlich Verluste zu verzeichnen hatten, setzte der Nickelpreis seinen Aufwärtstrend in der vergangenen Handelswoche unbeirrt fort. Nach einem Zuwachs von über 5% auf rund 23.600 USD/t notiert das Legierungsmetall inzwischen auf dem höchsten Stand seit Frühsommer 2008. In der Tat hat sich die Stimmung am Nickelmarkt mit der Trendwende bei den Lagerbeständen und dem deutlichen Rückgang der Contango-Situation (siehe Cash-3M Spread in Abb. rechts) zuletzt merklich aufgehellt.

Mittlerweile häufen sich bereits die Prognosen - wie etwa bei der jüngsten Euro Nickel Konferenz in London - wonach der globale Nickelmarkt schon im laufenden Jahr ein Defizit ausweisen könnte. Wir stehen der aktuellen Rallye der Nickelpreise gleichwohl eher skeptisch gegenüber. So halten wir die Versorgungslage am physischen Markt weiterhin für mehr als ausreichend. Entsprechend betrachten wir die Verflachung der Terminkurve am kurzen Ende auch nicht als Knappheitsindikator, sondern vielmehr als Folge der aktuell hohen Konzentration der Lagerbestände in den Händen eines einzelnen Marktteilnehmers.

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US-Aufsicht diskutiert Metallmarktregulierung

Vergangenen Donnerstag fand bei der US-Terminmarktaufsicht CFTC in Washington die seit längerem geplante Anhörung zum Thema Metallmarktspekulation und Regulierung statt. Hierzu hatte die Behörde zahlreiche Akteure aus dem kommerziellen und Investmentbereich geladen, um mit ihnen die Einführung von Positionsobergrenzen an den US-Metallbörsen zur Eindämmung spekulativer Aktivitäten zu diskutieren. Wie schon bei der ähnlichen Veranstaltung zu den Energiemärkten im Januar trafen die Vorschläge der CFTC bei den Teilnehmern überwiegend auf Ablehnung.

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Wir sehen die Regulierungsansätze u.a. aus folgenden Gründen ebenfalls kritisch:

• 1. Im Unterschied zu den Märkten für Öl oder Gas stellen die US-Börsen nur einen Bruchteil des globalen Industrie- und Edelmetallhandels dar, welcher überwiegend in London abgewickelt wird. Eine stärkere Regulierung jenseits des Atlantiks hätte somit wohl nur eine wenig zielführende Geschäftsverlagerung zur Folge.

• 2. Die diskutierten Positionsbeschränkungen durch die Terminmarktaufsicht bestehen de facto bereits in Form von Börsenrichtlinien. Die Börsen CME und NYMEX, an denen der US-Metallhandel stattfindet, überwachen diese so genannten Position Limits (vgl. Tab.), gehen ggf. gegen Überschreitungen derselbigen vor und/oder erstatten Meldung an die CFTC.

• 3. Insbesondere bei den Edelmetallen, deren Charakter als Anlageobjekt viel ausgeprägter ist, als bei anderen Rohstoffen dürfte es enorm schwierig werden eine adäquate Unterscheidung zwischen spekulativen und kommerziellen (Hedging) Motiven zu finden. Dass der CFTC-Vorstoß in eine Gesetzesinitiative mündet, ist u.E. aber auch unabhängig von der inhaltlichen Ausgestaltung unwahrscheinlich. Denn selbst innerhalb der Behörde ist eine stärkere Regulierung der US-Metallmärkte höchst umstritten und nur zwei der fünf Commissioner haben bislang ihre Unterstützung signalisiert. Aus unserer Sicht ist die jüngste Regulierungsdebatte rund um die Metallmärkte in den Vereinigten Staaten daher kaum mehr als ein Papiertiger.

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Kupfermarkt mit hohem Überschuss in H2/2009

In der letzten Woche legte die International Copper Study Group ihren vorläufigen Bericht für das Gesamtjahr 2009 vor. Demnach wies der Kupfermarkt im letzten Jahr einen Angebotsüberschuss von 365.000 t nach 224.000 t im Jahr 2008 auf. Bemerkenswert an dem jüngsten ICSG-Report ist insbesondere der extrem zweigeteilte Jahresverlauf (Abb. oben). In den ersten sechs Monaten 2009 mündeten die rekordhohen chinesischen Importe (1,8 Mio. t) und eine rückläufige Raffinerieproduktion noch in ein Marktdefizit von rund 140.000 t, welches durch einen Überschuss von etwa 500.000 t in der zweiten Jahreshälfte (sinkende Aktivität Chinas, steigende Produktion) mehr als ausgeglichen wurde.

Die Gretchenfrage für 2010 dürfte daher lauten: Inwieweit wird die zu erwartende Abschwächung der Importnachfrage aus dem Reich der Mitte durch einen Anstieg in den westlichen Industrienationen ausgeglichen? Aus unserer Sicht wird der erstgenannte Faktor überwiegen, so dass der Überschuss am Kupfermarkt auch im laufenden Jahr nochmals anwachsen dürfte.

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