LME-Stahlhandel gewinnt an Fahrt


Nach einer mehr als zwei Monate währenden Abwärtsbewegung präsentierten sich die Notierungen von LME-Stahl zuletzt wieder fester. Seit dem Jahrestief vor gut zwei Wochen legte der Dreimonatskontrakt um rund 12% auf aktuell knapp 450 USD/t zu, was u.E. in erster Linie auf die allgemein verbesserte Marktstimmung zurückzuführen ist. Auch die vorangegangene Korrektur, in deren Verlauf der Stahlpreis an der LME binnen kürzester Zeit von über 600 USD (19-Monatshoch) auf 400 USD gesunken war, dürfte überwiegend den (exogenen) Ereignissen rund um die Griechenlandkrise geschuldet gewesen sein.
Mit Blick auf die Stahlmarkt spezifischen Entwicklungen wird das Bild indes durch robuste Fundamentaldaten bestimmt. So spricht sowohl die anhaltende Konjunktur- und Nachfrageerholung, wie auch die Verteuerung der wichtigsten Rohmaterialien mittelfristig für einen steigenden Preistrend. Mit einem raschen Wiederanstieg auf die Höchststände des laufenden Jahres ist aus unserer Sicht jedoch vorerst nicht zu rechnen, da die saisonal schwachen Sommermonate i.V.m. der noch zögerlichen Haltung der Verbraucher (Stichwort: Lagerbestände) dem entgegenstehen.

Weltstahlproduktion weiter im Expansionsmodus
Gemessen an der weltweiten Produktion hat die Stahlindustrie den tiefsten Einbruch ihrer Geschichte in weniger als 1½ Jahren wieder komplett wett gemacht. Nach Angabe der World Steel Association (WSA) belief sich die globale Rohstahlproduktion im Mai auf über 124 Mio. t (+29% ggü. Vorjahr) und erreichte damit einen neuen Rekordwert. Die Kapazitätsauslastung der Stahlhersteller stieg im Vorjahresvergleich um 15 Prozentpunkte auf 82%. Auf regionaler Ebene bestehen dagegen weiterhin erhebliche Unterschiede. Während der Stahlausstoß in den etablierten Industrienationen in Nordamerika (-14%) und der EU (-11%) nach wie vor deutlich unterhalb des Vorkrisenniveaus (Basis: Mai 2007) liegt, verzeichnen die großen Produzentenländer Asiens signifikante Angebotssteigerungen (China: +35%).

Stahl-Terminhandel registriert reges Interesse
Der noch junge Terminhandel von Stahl an der Londoner Metallbörse gewinnt zunehmend an Akzeptanz und Liquidität, wie das stürmische Wachstum im Handelsvolumen des LME-Stahlfutures in den vergangenen Monaten belegt. Im Mai stieg das gehandelte Volumen für den Mittelmeerkontrakt auf ein neues Rekordhoch von knapp 14.000 Lots (ca. 900.000 t) mit einem Marktwert von 415 Mio. USD. Neben dem generell wachsenden Bedarf an Absicherungsinstrumenten im Stahlbereich dürfte auch die Verlagerung von außerbörslichen Geschäften auf die LME, die angekündigte Verschmelzung der beiden regionalen Kontrakte auf einen globalen Stahlfuture (ab 28.07) sowie die Aufnahme zusätzlicher Orte/Regionen für die physische Belieferung (Antwerpen, Rotterdam, New Orleans) ursächlich für die deutliche Belebung des LME-Stahlhandels sein.
