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Nähert sich die Weizen-Rallye jetzt ihrem Ende?

24.08.2007  |  Marc Nitzsche
Bei Weizen sehen wir nun seit knapp einem Jahr einen gewaltigen “Bullenmarkt“. Zwar liefen auch Mais und Sojabohnen im genannten Zeitraum sehr ordentlich. Doch während die beiden Letztgenannten von ihren Höchstständen wieder erkennbar zurückgekommen sind, steigen die Weizenpreise immer weiter an. Wie lange kann das noch gut gehen? Lohnt es sich zum jetzigen Zeitpunkt noch, auf den “fahrenden Long-Zug“ aufzuspringen oder sollte man lieber einer passenden Einstiegsgelegenheit auf der kurzen Seite Ausschau halten?


US-Produktionsschätzung geringer als im Juli

In seinem kürzlich veröffentlichten “Wheat Outlook“ gab das US-Landwirtschaftsministerium bekannt, dass die amerikanische Weizen-Gesamtproduktion im kommenden Wirtschaftsjahr 2007/08 bei 2,114 Milliarden Scheffeln liegen soll. Gegenüber der Juli-Schätzung bedeutet das einen Rückgang um 24 Millionen Scheffel, der in erster Line auf witterungsbedingte Ernteausfälle in Kansas zurückzuführen sei. Nichtsdestotrotz liegt die aktuelle Schätzung 302 Millionen Scheffel über dem Niveau der 2006/07er Saison.


Geringere Endbestände erwartet

Die geringere Output-Prognose im Vergleich zum Vormonat veranlasste die Behörden denn auch zu einer Reduzierung der Endbestände von 418 auf 404 Millionen Scheffel. Hieraus errechnet sich ein Verhältnis zwischen Vorräten und Verbrauch (Ending Stock to Use Ratio) von nur noch 18 Prozent. Dies ist der geringste Wert in den letzten zwölf Jahren


Boomender amerikanischer Export

Einige von Ihnen werde sich jetzt wahrscheinlich fragen, warum die Versorgungslage bei US-Weizen derart angespannt ist, obwohl die Erträge doch signifikant höher liegen als im Wirtschaftsjahr 2006/07. Hintergrund ist der boomende Export. Das US-Landwirtschaftsministerium rechnet für die laufende Saison mit einem Anstieg der Ausfuhren um 18 Prozent. Bislang beträgt das Plus 15 Prozent. Bedenkt man das mittlerweile doch überaus ambitionierte Preisniveau muss es für diese überaus optimistische Annahme besondere Umstände geben. Und genau solche gibt es auch:


Globale Ernteausfälle bewirken angespannte Versorgungslage

Auf globaler Ebene rechnen die amerikanischen Experten mit einem Rückgang der Ernteerträge um 1,9 Millionen Tonnen gegenüber ihrer Juli-Prognose. Der Output der EU-27 soll angesichts heftiger Regenfälle vor allem in England, Frankreich und Deutschland bei gleichzeitiger Trockenheit in den südlichen und südöstlichen Staaten wie beispielsweise Bulgarien, Ungarn und Rumänien aber auch Italien um insgesamt 1,7 Millionen Tonnen sinken. Für Kanada wird in Anbetracht des außerordentlich heißen und trockenen Julis ein Minus von rund einer Million Tonnen prophezeit. Der moderate Anstieg der Produktion in Indien und den Ländern der FSU-12 kann die beträchtlichen weltweiten Ernteausfälle nicht ansatzweise kompensieren. Insofern ist es nicht erstaunlich, dass die Endbestände von 125 auf 115 Millionen Tonnen fallen sollen. Dies entspricht einem Ending Stock to Use Ratio von ebenfalls 18 Prozent. In den letzten dreißig Jahren war das Verhältnis zwischen Vorräten und Verbrauch niemals niedriger.


“Bullische“ Fundamentals wohl größtenteils eingepreist

Sie sehen also: Die “Weizen-Rallye“ ist keineswegs “auf Sand gebaut“ sondern hat handfeste Ursachen. Mittlerweile dürften die "bullischen" Fundamentals zwar größtenteils eingepreist sein. So lange den “Haussiers“ aber immer neue Argumente geliefert werden, ist mit einem nennenswerten Preisverfall eher nicht zu rechnen. Auf der anderen Seite ist natürlich klar, dass die “Luft“ für “Neueinsteiger“ auf der “langen Seite“ kontinuierlich dünner wird. Zu den jetzigen Kursen noch Long-Positionen aufzubauen, bietet nach unserer Einschätzung damit erheblich mehr Risiken als Chancen.


Erste technische Anzeichen einer Trendwende nach unten

Charttechnisch sind sämtliche Aufwärtstrends nach wie vor intakt. Im Bereich von 685 US-Cents in der Dezember-Lieferung hat sich eine solide Unterstützung gebildet. Die nächsten wichtigen Supportmarken liegen bei 635 und 600 US-Cents. Zur Stunde unternimmt der Dezember-Future einen weiteren Versuch, seinen Widerstand bei etwa 710 US-Cents zu überwinden. Ob das jedoch gelingt ist keineswegs so sicher wie es auf den ersten Blick den Anschein haben mag. Immerhin generiert der MACD aktuell noch ein Verkaufssignal und der Williams ist mit -19 nur noch knapp davor, in den “bärischen Bereich“ (unter – 20) einzutauchen. Zudem lassen sich beim MACD leicht negative Divergenzen erkennen (fallend trotz steigender Kurse).


Sofortiger Short-Einstieg aber noch verfrüht

Aus charttechnischer Sicht wäre ein sofortiger Short-Einstieg sicherlich maßlos verfrüht. Sollte der Kurs aber an dem genannten Widerstand bei 710 US-Cents nach unten abbrechen und gleichzeitig die Unterstützung bei 685 US-Cents unterschreiten, kann man ein Engagement auf der “kurzen Seite“ in Betracht ziehen. Zunächst ist es aber wohl am besten, dem Markt vorerst einfach nur weiter zu beobachten und auf erkennbare Short-Signale zu warten, die eventuell bereits recht zeitnah erfolgen könnten.


© Marc Nitzsche
Chefredakteur Rohstoff-Trader







Marc Nitzsche ist Chefredakteur des Rohstoff-Trader Börsenbriefs. Der Börsenbrief ist ein Spezialist für Rohstoffe und bietet konkrete Kaufempfehlungen mit Analysen und Kursprognosen. Mehr Infos unter finden sie auf der Website: www.Rohstoff-Trader.de
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