Oil Markets Monthly

Die Rohöllagerbestände sind über die letzten Wochen wieder nach oben geklettert und markieren derzeit ein Niveau von 361,2 Mio. boe. Im historischen Vergleich kommen sie damit zwar noch nicht ganz an ihre Höchststände heran, doch sie bewegen sich deutlich oberhalb eines normalen saisontypischen Niveaus. Diese Situation stellt sich seit Jahresanfang unverändert dar, womit bisher keine rückläufige Tendenz erkennbar ist. Das steht im Gegensatz zu den Rohölimporten, die über die letzten Wochen zurückgegangen sind und aktuell mit 8,6 Mio. bpd angegeben werden. Allerdings ist auch die Raffinerieauslastung zuletzt gesunken. Stand sie Ende September noch bei 85,8%, liegt sie nun nur noch bei 82,5%. Damit reagieren die Raffinerien auf die geringe Nachfrage nach Ölprodukten, so dass die Kapazitätsauslastung sich unterhalb ihres 5-Jahresdurchschnitts befindet. Diese Entwicklung hat zu den gestiegenen Rohöllagern geführt.
Die Benzinlagerbestände sind in der letzten Zeit weiter rückläufig gewesen. Derzeit befinden sie sich bei 219,3 Mio. boe, womit sie zwar im Vergleich zu ihrem zwischenzeitlichen Hoch im August niedriger, aber immer noch oberhalb eines normalen saisonüblichen Niveaus notieren. Denn die Benzinnachfrage ist weiterhin vergleichsweise schwach - in den letzten Wochen wurde im Vergleich zum Vorjahr wieder ein Minus verzeichnet.
Auch die Destillatelagerbestände sind in den vergangenen Wochen gesunken. Sie markieren aktuell ein Niveau von 170,1 Mio. boe. Damit haben sie sich weiter von ihren in diesem Jahr eingenommenen Hochs bei 175,0 Mio. boe entfernt, ihren 5-Jahresdurchschnitt übertreffen sie aber immer noch bei weitem. Der Wert dafür liegt bei knapp 140 Mio. boe, was ermessen lässt, wie gut die Lager gefüllt sind bzw. wie schwach die Destillatenachfrage weiterhin ist.

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Keine Änderung der OPEC-Förderpolitik
Wie erwartet hat die OPEC auf ihrem Treffen am 14. Oktober in Wien ihre Förderpolitik unverändert gelassen. Damit befindet sich das Produktionsziel des Kartells nach den Angebotskürzungen im Zuge der Finanzmarktkrise Ende 2008 um insgesamt 4,2 Mio. bpd im Vergleich zur September-Produktion seit Anfang 2009 unverändert bei 24,85 Mio. bpd. Die OPEC hält in ihrem Statement fest, dass sich die Konjunktur zwar erholt, doch die Sorgen in Bezug auf Ausmaß und Geschwindigkeit dieser Belebung bleiben bestehen – insbesondere in den Industriestaaten.
Trotz des moderaten Aufschwungs ist die Nachfragesituation auf dem Ölmarkt vergleichsweise schwach – die Kapazitätsauslastung der Raffinerien ist niedrig und die Produktlagerbestände sind beträchtlich gestiegen. Auch die Rohöllagerbestände befinden sich weiterhin auf hohem Niveau, auch wenn sich der Überhang zuletzt etwas reduziert hat. Angesichts der identifizierten Überversorgung auf dem Ölmarkt und der bestehenden Konjunkturrisiken kommt die OPEC zu dem Schluss, keine Änderung ihrer Fördermenge vorzunehmen. Denn das reichliche Ölangebot spricht nicht für eine höhere Produktionsmenge, auch wenn sich die Konjunktur und damit die Ölnachfrage allmählich erholt.
Gleichzeitig steht eine Drosselung der Förderung aber ebenfalls nicht auf der Tagesordnung, da dies über höhere Ölpreise möglicherweise die Konjunkturbelebung abbremsen könnte. Die Erfolgsaussichten solcher Maßnahmen wären darüber hinaus begrenzt, da die Disziplin der OPEC-Länder bei der Umsetzung ihrer jetzigen Förderquote schon zu wünschen übrig lässt. Überraschenderweise ist die im Vergleich zum Jahresanfang 2009 gesunkene Fördermengendisziplin kein Bestandteil des Statements der OPEC gewesen, was die Schlussfolgerung zulässt, dass die laxe Umsetzung derzeit nicht kritisch gesehen wird. Denn trotz des Überangebots auf dem Ölmarkt sind die Ölpreise zuletzt gestiegen, womit eine höhere Disziplin nicht mehr so dringend erscheint.
Ein anderes Thema scheint dagegen immer stärker auf die Agenda der OPEC zu rücken. Angesichts der von der Fed in Aussicht gestellten erneuten geldpolitischen Lockerung ist der USD zuletzt deutlich unter Druck geraten. Nach Aussage des Generalsekretärs der OPEC Abdullah al-Badri wird dies durchaus kritisch vom Kartell gesehen, denn der schwächelnde USD mindert die Öleinnahmen. Das hat dazu geführt, dass einzelne Mitglieder der OPEC höhere Ölpreise als Kompensation für den schwachen USD fordern. Auf der anderen Seite macht die Abwertung des USD Rohöl für die Konsumenten billiger, so dass die Nachfrage zulegen sollte, was wiederum zu steigenden Ölpreisen führen würde. Eine Durchsetzung höherer Ölpreise steht zudem aufgrund der fragilen konjunkturellen Erholung, die dadurch abgebremst werden könnte, nicht wirklich zur Debatte.
© Sintje Diek
Economics & Research
Quelle: HSH Nordbank AG
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