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Edelmetalle Aktuell

Gold

Angst vor Inflation (u.a. verursacht durch einen hohen Ölpreis); die großen finanziellen Schwierigkeiten einer Reihe von Ländern in der Eurozone (zuletzt vor allem in Portugal); die Schuldenkrise in den USA; die Probleme in der arabischen Welt mit ihrer strategischen Bedeutung für die Energieversorgung des Globus und nicht zuletzt die unsichere Lage in Japan mit ihren möglichen Folgen für die Weltwirtschaft: Das alles sind mehr als genug Gründe, warum der Goldpreis auch in den letzten beiden Wochen seinen Siegeszug zunächst fortsetzen konnte und am Ende mit 1.476,25 $ ein neues Allzeithoch erreichte.

Die moderate Zinserhöhung in Europa vermochte dabei ebenso wenig eine Trendwende einzuleiten, wie die relativ verhaltene Nachfrage nach Barren und Münzen nicht nur hier in Deutschland, sondern auch in Asien. Deshalb sind Lieferzeiten bei den Investmentbarren derzeit auch ein Fremdwort, sämtliche Stückelungen von 1 g bis 1 kg sind direkt verfügbar.

Im Gegensatz zu der - in der aktuellen Situation überraschend - schwachen Nachfrage nach Barren und Münzen, hat sich die ETF-Nachfrage in der letzten Woche deutlich positiv entwickelt. Deren Bestände haben über eine halbe Million Unzen auf jetzt 64,7 Mio. Unzen zugelegt. Damit konnte der seit Monaten andauernde Abwärtstrend erst einmal gestoppt werden. Vor diesen jüngsten Käufen waren die Bestände der weltweit wichtigsten ETFs auf den tiefsten Stand seit Mai letzten Jahres gefallen.

Dass es kurz nach Erreichen des jüngsten Rekords mit dem Goldpreis dann doch noch abwärts ging, lag sicher auch an einem Aufruf zu Gewinnmitnahmen bei Rohstoffanlagen durch die amerikanische Investmentbank Goldman Sachs. Deren Analysten riefen Kunden dazu auf, Positionen im sog. CCCP-Basket (long “copper, crude, cotton and platinum“ - Anlagepositionen in Kupfer, Öl, Baumwolle und Platin) aufzulösen. Der von Goldhändlern als Inflationssignal vielbeachtete Ölpreis für WTI fiel daraufhin von fast 114 $ je Barrel auf unter 108 $ und riss das Gold ein Stück weit mit sich, das dann gestern Nachmittag zeitweise bei “nur noch“ 1.451 $ notierte.

Aktuell hat sich die Notierung in diesem Bereich stabilisiert und es sieht nicht nach einer raschen Fortsetzung des gestrigen Preisverfalls aus. Das liegt natürlich auch daran, dass sich vorerst an den eingangs erwähnten Parametern nicht wirklich etwas geändert hat.

Trotzdem sollte ein Erreichen der psychologisch wichtigen Marke von 1.500 Dollars nicht als Selbstläufer betrachtet werden und ernsthafte Rückschläge sind bei der von uns für die nächsten Wochen erwarteten Zunahme der Volatilität nicht auszuschließen.


Silber

Silber marschierte in den vergangen 2½ Wochen zunächst unvermindert weiter nach oben und erreichte gestern morgen mit 41,93 $ ein weiteres 31-Jahreshoch. Die Gründe für den Anstieg sind dabei unverändert: Es sind vor allem Spekulanten, aber auch längerfristiger orientierte Anleger, die das Metall kaufen. Sie hoffen auf einen weiter steigenden industriellen Verbrauch; sehen den (allerdings zunehmend geringeren) Abstand, den das Metall noch von seinem 1980er Allzeithoch hat und sicher spielt auch der Umstand, dass das Silber absolut gesehen das günstigste Edelmetall ist, eine psychologische Rolle.

Uns überzeugt das alles weiterhin nicht. Gerade bei dem einzigen handfesten Argument, dem eines anschwellenden industriellen Verbrauchs (siehe auch unten), sehen wir keine so stark steigenden Absatzzahlen, als dass das aktuelle Preisniveau gerechtfertigt wäre. Es sind und bleiben stattdessen die Investoren, die den Preis nach oben treiben und damit bleibt das Metall unserer Meinung auch weiter anfällig für starke Rückschläge.

Einen Vorgeschmack auf eine solche mögliche Entwicklung gab es dann ebenfalls gestern kurz nach dem Erreichen des Höchstpreises: Der Aufruf zu Gewinnmitnahmen durch Goldman Sachs sorgten auch beim Silber für Abgaben, die den Preis relativ rasch wieder unter die Marke von 40 $ drückten. Aktuell liegt die Notierung wieder oberhalb dieser Marke und noch wäre es auch zu früh, die Hausse für endgültig beendet zu erklären. Dazu gibt es wahrscheinlich noch immer zu viel billiges Geld auf den Finanzmärkten auf der Suche nach lukrativen Anlagen. Und die welt- und wirtschaftspolitische Lage ist unsicher genug, um das Interesse an Gold (und damit auch an Silber) hochzuhalten. An unserer Einschätzung, nach der wir auf längere Sicht auch wieder eine Halbierung des Preises sehen könnten, ändert sich durch die neuen Rekorde in dieser Woche aber nichts.

Die Analysten des auf Edelmetalle spezialisierten Beratungsunternehmens GFMS haben in der vergangenen Woche ihren Jahresbericht für Silber veröffentlicht. Darin weisen die Londoner Experten dem Investmentbereich die Hauptverantwortung für den 78%igen Preisanstieg im Jahr 2010 zu (dem ja in diesem Jahr bis jetzt noch einmal 40% folgten).

Insgesamt haben Anleger im vergangen Jahr fast 8.700 Tonnen Silber (279,3 Mio. Unzen) in physischer Form gekauft. Davon entfielen rund 3.600 t auf ETFs, 3.150 t auf Münzen und über 1.700 t auf Barren.

Daneben gingen - im wahrsten Sinne des Wortes - noch weitere 5.500 t in nicht-physischer Form auf das Konto der Anleger, z.B. als Käufe auf Metallkonten oder in Form von Zertifikaten, Optionsscheinen und anderen, nicht physisch unterlegten Wertpapieren.

Zusammengenommen haben Anleger 2010 damit 62% der Neuproduktion aus den Minen abgenommen und bis jetzt scheint diese Tendenz zumindest bei den ETFs weiter anzuhalten. Bei diesen wurde gestern mit einem Anlagevolumen von über 16.200 Tonnen ein neuer Rekord erreicht.

Was Münzen und Barren angeht, halten sich die Anleger derzeit allerdings zurück, angesichts des hohen Silberpreises liegen selbst die Notierungen für 1-Unzen-Münzen mit ihrem reduzierten Mehrwertsteuersatz inzwischen in der Nähe des historischen Allzeithochs von 50 $ je Unze. Nachgelassen hat auf dem aktuell hohen Preisniveau zumindest hier in Mitteleuropa auch die Nachfrage der Industrie nach Granalien.

Zurück zum GFMS-Report: Vor dem Hintergrund der massiven Investorenkäufe verblasste ein wenig das Plus bei der industriellen Nachfrage nach Silber im Jahr 2010. Diese stieg laut GFMS ohne den Bedarf der Fotoindustrie im Jahr 2010 um 20,7% auf 15.160 t, beim Absatz in der Fotographie gab es ein erneutes Minus, diesmal in Höhe von 10% auf jetzt noch 2.260 t.

In die Bereiche Schmuck und Tafelsilber gingen noch einmal 6.750 t des weißen Metalls. Während es aber bei Schmuck im Vergleich zu 2009 trotz der positiven Preisentwicklung ein Plus gab, fiel der Bedarf für Tafelsilber vor allem durch einen Einbruch des indischen Marktes um über 15%.




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