Kakao vor kräftiger Abwärts-Bewegung!?


Rückläufige Produktion in 2007
Auslöser der "Kurs-Rallye" waren ungünstige Witterungsbedingungen an der Elfenbeinküste und in Ghana. Diese beiden Länder sind für etwa zwei Drittel des weltweiten Gesamt-Outputs an Kakao verantwortlich. Zu schaffen machten den überaus empfindlichen Pflanzen vor allem die anhaltende Trockenheit in den ersten Monaten des laufenden Jahres sowie Sandstürme aus der Sahara. Insofern stellt es keine große Überraschung dar, dass die Kakao-Produktion in 2007 zurückgeht. Anfang September prognostizierte die Internationale Kakao-Organisation eine globale Ernte von 3,435 Millionen Tonnen. Die durchschnittlichen Schätzungen aller Experten belaufen sich sogar nur auf 3,41 Millionen Tonnen. Gegenüber der Vorjahres-Produktion von 3,68 Millionen Tonnen ergibt sich ein Minus von sechs Prozent.
Endbestände geringer aber trotzdem üppig
Angesichts dieser Zahlen verwundert es nicht, dass die Endbestände geringer ausfallen werden. Die diesbezüglichen Vorhersagen bewegen sich zwischen 1,71 und 1,74 Millionen Tonnen. Ende 2006 befanden sich noch 1,88 Millionen Tonnen in den Vorratshäusern. Das Verhältnis zwischen Endbeständen und Verbrauch dürfte 2007 bei 48 Prozent liegen. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies zwar einen Rückgang von gut vier Prozent. Im historischen Vergleich ist das Ending Stock to Use Ratio aber immer noch verhältnismäßig hoch. Immerhin sind die 48 Prozent der zweithöchste Wert im dritten Jahrtausend. Lediglich in den 1990er Jahren lag das Niveau mehrfach darüber.
Gute Verssorgungslage trotz steigendem Konsum
Damit erscheint der Markt trotz der Ertragsrückgänge und des tendenziell steigenden Verbrauchs ausreichend versorgt. Die Kakao-Nachfrage wächst derzeit etwa um vier Prozent jährlich. Zurückzuführen ist dieser Umstand zum einen auf den steigenden Konsum vor allem in vielen asiatischen Schwellenländern. Aber auch in Europa nimmt der Bedarf zu. Hier wirkt sich der Trend hin zum vermehrten Verzehr bitterer Schokolade mit einem höheren Kakao-Anteil aus. Dessen ungeachtet ist auf Grund der immensen Vorräte kurz- bis mittelfristig sicherlich nicht mit Versorgungsengpässen zu rechnen.
Drohendes Überangebot im kommenden Jahr
Im Gegenteil: Im kommenden Jahr dürfte der Markt wieder ein signifikantes Überangebot aufweisen. Die Internationale Kakao-Organisation rechnet mit Ernte-Erträgen von 3,78 Millionen Tonnen in 2008. Damit läge die Produktion noch einmal 100.000 Tonnen über dem bisherigen Rekordwert aus 2006. Etwas genauer zum Kakao-Markt äußerte ich in der vergangenen Woche die Fortis Bank: Die dortigen Analysten erwarten für das nächste Jahr eine Über-Produktion von wenigstens 102.000 Tonnen. Wenngleich diese Vorhersagen zum jetzigen Zeitpunkt natürlich noch nicht besonders verlässlich sind und unter dem Vorbehalt guter Witterungsbedingungen stehen, zeigen sie, dass bei den Kakao-Preisen eher Abwärts- als Aufwärtspotenzial besteht. Hinzu kommt die derzeit vergleichsweise ruhige politische Situation an der Elfenbeinküste. Der blutige Bürgerkrieg, der in der Vergangenheit immer wieder für Kurs-Steigerungen gesorgt hatte, weil man durch die Ausschreitungen massive Produktions-Einbußen befürchtete, scheint zu Ende zu sein. Insgesamt stellt sich die fundamentale Situation damit alles andere als übermäßig "bullisch" dar.
Charttechnik unterstützt fallende Notierungen
Charttechnisch deutet ebenfalls vieles auf demnächst anstehende Kurs-Rückgänge hin. Der Aufwärtstrend seit Ende letzten Jahres ist bereits seit längerem "Geschichte". Dafür ist die seit Juni vorherrschende Abwärtsbewegung vollständig intakt. Zuletzt scheiterte der Dezember-Future bei insgesamt drei Versuchen an der zentralen Widerstandsmarke bei 1.000 Britischen Pfund. Damit dürften vierstellige Notierungen bis auf weiteres "vom Tisch" sein.
Der MACD steht kurz davor, ein Verkaufssignal zu generieren. Der dynamischere Williams-Indikator hat dies mit dem Unterschreiten des Niveaus von -20 bereits getan. Insofern wird der jüngste Up-Move wohl nur eine technische Korrektur im laufenden "Bären-Markt" gewesen sein. Aus technischer Sicht ist in den kommenden Wochen zumindest ein Test des Supports bei 960 Britischen Pfund zu erwarten. Längerfristig sind sogar Kurse von 915 oder 880 Britischen Pfund nicht gänzlich auszuschließen. Short-Positionen sollten mit Stopp-Kursen entweder erkennbar über 1.000 oder aber jedenfalls oberhalb von 1.050 Britischen Pfund platziert werden. Denn auch wenn die Wahrscheinlichkeit für eine Trendwende nach oben gering ist, völlig ausschließen kann man sie nicht.
© Marc Nitzsche
Chefredakteur Rohstoff-Trader
Marc Nitzsche ist Chefredakteur des Rohstoff-Trader Börsenbriefs. Der Börsenbrief ist ein Spezialist für Rohstoffe und bietet konkrete Kaufempfehlungen mit Analysen und Kursprognosen. Mehr Infos unter finden sie auf der Website: www.Rohstoff-Trader.de