Edelmetalle Aktuell

Das Platin kletterte heute Morgen auf 1.398,- $ je Unze und verpasste damit das Allzeithoch vom vergangenen November bei 1.400,- $ je Unze um gerade einmal zwei Dollars. Allerdings lag das Vormittagsfixing in London mit 1.396,- $ je Unze bereits auf einem solchen neuen Höchstkurs.
Abgesehen von der generell freundlichen Stimmung für Rohstoffe (Blei erreichte z. B. heute Morgen ebenfalls ein Allzeithoch und Öl handelt wieder über 83,- $ je Barrel) haben zu der gegenwärtigen Situation auch eine ganze Reihe von fundamentalen Faktoren beigetragen. Einige dieser Punkte waren an dieser Stelle bereits in den vergangenen Wochen aufgezeigt worden; allerdings hielt der Trend auch in den letzten fünf Tagen weiter an: heute Morgen gab es z. B. neue Berichte über Stromausfälle in Südafrika, die sowohl Minen betrafen, als auch zu Produktionsunterbrechungen in den zwei Schmelzen von Anglo Platinum geführt haben. Eine vergleichbare Situation gibt es auch in Simbabwe, wo Minen schon länger über chronische Stromknappheit berichten. Hier allerdings hoffen die Bergbauunternehmen jetzt auf Stromlieferungen aus dem benachbarten Mosambik, nachdem sie sich bereit erklärten, Rechnungen in ausländischer Währung zu bezahlen.
Ein weiterer Bericht der Nachrichtenagentur Reuters befasste sich gestern mit einem komplett anderen Thema: der dramatischen Knappheit an ausgebildeten Bergleuten in Südafrika (und anderswo). In dem Bericht wurde darauf hingewiesen, dass bereits eine Reihe von neuen Projekten aus diesem Grund verzögert würden und dass es Jahre dauern könnte, bis diese Situation bereinigt wäre. Produzenten in Südafrika, so der Bericht, würden derzeit versuchen, schon im Ruhestand befindliche Arbeiter zurück in die Minen zu locken.
Es würde uns in diesem Umfeld nicht überraschen, wenn das Metall kurzfristig das Novemberhoch vom vergangenen Jahr übersteigen würde und damit, was die Charts betrifft, in absolutes Neuland vordringt. An welcher Stelle die aktuelle Rallye dann beendet sein könnte und der Markt evt. Wieder dreht, ist schwierig abzusehen. Was allerdings sicher scheint, ist, dass wir keine Wiederholung der Entwicklung vom letzten November sehen werden, als das Metall innerhalb von nur zwei Tagen 200 Dollars verlor, nachdem es den Höchstkurs von 1.400,- $ erreicht hatte.
Der Vorstandsvorsitzende des in der Schweiz ansässigen Rohstoffkonzerns Xstrata, Peet Nienaber, sagte in dieser Woche gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, dass seine Gesellschaft eine Übernahme der südafrikanischen Produzenten Implats und Lonmin geprüft, beide Unternehmen am Ende aber für zu teuer befunden habe. Stattdessen hatte sich Xstrata ja dann bekanntlich entschieden, die Juniorminengesellschaft Eland Platinum zu übernehmen. Dieses Unternehmen begann im Übrigen dieser Tage mit der Ausbringung von Platinmetallen. Wie Nienaber weiter mitteilte, wolle seine Gesellschaft nach der endgültigen Genehmigung der Übernahme, die für Dezember erwartet wird, die Produktion bei Eland rasch steigern. Zum Ende der ersten Ausbaustufe rechnet Nienaber mit eine Ausbringung von jährlich 270.000 Unzen Platinmetalle, die in einer zweiten Phase dann auf 600.000 Unzen gesteigert werden solle. Langfristig solle Xstrata als bedeutende Adresse in der Platinminenindustrie etabliert werden, aus diesem Grund schloss Nienaber auch weitere Übernahmen im Bereich der Juniorminen nicht aus. Außerdem überlege man, eine eigene Schmelze und Scheideanstalt zu bauen.
Palladium
Die Nachfrage nach physischen Palladium in Form von industriell nutzbarem Schwamm hält weiter an, dieses alleine erklärt aber nicht die extreme Preisrallye der letzten Tage, die von Händlern verzeichnet wurde. Stattdessen war es eine Welle spekulative Käufe, die das Metall von 347,- $ je Unze in der letzten Woche auf einen Höchstkurs von 380,- $ je Unze heute Morgen angehoben hat.
Einige Marktbeobachter machten vor allem eine in London beheimatete Investmentbank für den Preissprung verantwortlich. Auch gab es Hinweise auf Aktivitäten im Optionsmarkt, die jetzt auf dem Weg nach oben zur Eindeckung von Minuspositionen geführt haben könnten.
Die Meinungen von Analysten gehen, was die weitere Preisentwicklung angeht, weit auseinander. Wir würden nicht ausschließen, dass der Markt nun zunächst einige Gewinnmitnahmen als Reaktion auf die massiven Gewinne der letzten acht Wochen verzeichnet. Technisch betrachtet gibt es jetzt einen starken Widerstand bei 385,- $ je Unze, auf diesem Niveau notierte das Metall zum letzten Mal im April. Angesichts dessen, dass der jüngste Anstieg so steil war, gibt es auf der unteren Seite im Moment nicht viel Unterstützung bis hinunter zu einem Niveau von 345,- $ je Unze. Mit diesen beiden genannten Niveaus könnte dann die Handelsspanne für die nächsten Tage definiert sein.
Rhodium, Ruthenium, Iridium
Die Diskussionen über mögliche Produktionsausfälle in Südafrika haben sich in den letzten Tagen und Wochen weitgehend auf das Platin konzentriert und dabei die anderen, “kleinen“ Platingruppenmetalle weitgehend ausgeblendet. Dabei sollte nicht vergessen werden, dass für jeweils 100.000 Unzen Platin, die in Südafrika - aus welchen Gründen auch immer - nicht wie geplant produziert werden, die Ausbringung an Rhodium ebenfalls um 13.000 Unzen sinkt, dass knapp 20.000 Unzen Ruthenium weniger produziert werden und dass auch vom Iridium 2.500 Unzen weniger anfallen.
Dieser Umstand könnte durchaus eine Erklärung dafür sein, warum die Notierungen für diese drei Metalle in den letzten Wochen nicht gesunken sind, obwohl für die Nachfrageseite angesichts drohender Unwägbarkeiten bei der Entwicklung der Weltwirtschaft durchaus einige Zweifel aufkommen könnten. Rhodium zum Beispiel handelt nun schon seit 10 Monaten ohne größere Rückschläge über der Marke von 6.000,- $ je Unze.
Auf der anderen Seite steigen allerdings die Notierungen für diese Edelmetalle aber auch nicht dramatisch an. Eine Erklärung hierfür könnten andauernde Gewinnmitnahmen von Spekulanten sein, die die Metalle in den letzten Monaten gehortet haben. Beim Ruthenium und Iridium kommen unter Umständen noch Vorräte von Produzenten hinzu, die in den letzten Jahren durch damals unverkaufte Neuproduktion aufgebaut wurden. Der Rhodiumpreis stoppte auch in dieser Woche und damit mindestens zum vierten Mal in Folge bei 6.250,- $ je Unze. Wie bei vorangegangenen Gelegenheiten auch trocknete das industrielle Kaufinteresse auf diesem Niveau aus und in der Folge fiel die Notierung wieder leicht zurück. Wir glauben nach wie vor nicht, dass das Metall schon in Kürze die Handelsspanne zwischen 6.100,- $ und 6.300,- $ je Unze verlassen kann.
Die industrielle Nachfrage für Ruthenium hat sich in der vergangenen Woche leicht abgeschwächt und ein Resultat davon war, dass der Preis jetzt an der Marke von 580,- $ je Unze scheiterte.
Beim Iridium gab es in den letzten Tagen im Gegensatz dazu etwas mehr Nachfrage, allerdings verharrt der Preis hier weiter bei 400,- $ zu 450,- $ je Unze.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
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