Commodities Weekly: Marktkommentar


Der Kurssturz an den globalen Aktienmärkten forderte in den vergangenen Wochen auch von den Rohstoffinvestoren seinen Tribut und ließ damit die bis Ende des ersten Quartals stark gefallene Korrelation von Rohstoff- und Aktienrenditen wieder rasant emporschnellen. Unter dem Strich präsentiert sich die Performance von Rohstoffanlagen im bisherigen Jahresverlauf 2011 trotz aller Turbulenzen aber deutlich widerstandsfähiger. Während etwa der S&P 500 als zentrale Aktienbenchmark seit Anfang Januar rund 6% an Wert eingebüßt hat, verzeichneten dessen Pendants auf der Rohstoffseite immerhin einen geringen Zuwachs von 0,2% (DJUBS) bzw. 2,5% (S&P GSCI). Der stärker fokussierte LBBW Top 10 Index legte im selben Zeitraum sogar um 14% zu.
Energie:
Ungeachtet eines deutlichen Abbaus der US-Öllager von rund 3 Mio. bbl ggü. der Vorwoche hat der Brent-WTI-Spread mit knapp 28 USD erneut ein Rekordhoch markiert. Aus fundamentaler Perspektive ist diese extreme Preisdifferenz zwischen europäischem und US-Öl u.E. nicht mehr zu erklären - zumal die Rohölvorräte im zentralen Lieferort und Flaschenhals Cushing/Oklahoma inzwischen auf den tiefsten Stand seit zehn Monaten gefallen sind.
Edelmetalle:
Gold entwickelt derzeit kaum Eigenleben, sondern scheint vielmehr von den Bewegungen der Aktienmärkte getrieben zu sein. Sind DAX & Co. im Minus, dann ist Gold im Plus und umgekehrt. Am Dienstag wurde mit Notierungen um 1.920 USD ein neues Allzeithoch erreicht. Die bisherige, kaum zwei Wochen alte Rekordmarke (1.911 USD) wurde jedoch nur denkbar knapp überschritten. Das Chartbild erinnert damit an ein Doppeltopp und kann als ein Hinweis auf eine Widerstandszone interpretiert werden. Tatsächlich halten aktuell offenbar viele Anleger das Preispotenzial für ausgereizt und trennen sich von Goldbeständen. Banken, Sparkassen und Münzhändler in Deutschland wurden in den letzten Tagen von einer regelrechten Verkaufswelle erfasst.
Da die Anlegernachfrage gleichzeitig gesunken ist, dürften die meisten Münzen und Barren in der Schmelze enden. Offenbar gibt es jedoch genügend Nachfrage an den internationalen Börsen, denn der Goldpreis bewegt sich aktuell mit 1.875 USD auf recht hohem Niveau. Dem Silberpreis konnte die heftige Abwärtsbewegung an den Aktienmärkten anders als im Sommer 2009 bislang nichts anhaben. Offenbar wird zunehmend auch das weiße Edelmetall als Anlagealternative geschätzt. Im Falle einer Rezession könnte das Absinken der Industrienachfrage die höhere Anlegernachfrage jedoch überwiegen. Der Preis stünde entsprechend unter Druck.
Industriemetalle:
Seit dem tiefen Absturz in den ersten Augusttagen haben sich die Notierungen an den NE-Metallbörsen wieder etwas stabilisiert, ohne dabei jedoch einen klaren Trend herauszubilden. So hat das Marktbarometer LMEX gegenüber dem Jahrestief vor vier Wochen zwar rund 5% zugelegt. Als primärer Treiber erwiesen sich zuletzt jedoch fast ausschließlich die fragilen Aktienmärkte, was die Kursbewegungen an LME und Co. weitgehend erratisch erscheinen lassen. Aus unserer Sicht wird sich der “Blindflug“ der Metallpreise noch so lange fortsetzen, bis sich der übergeordnete Konjunkturtrend - Wachstumsabschwächung vs. Rezession - schärfer abzeichnet. Da wir weiterhin zu ersterem Szenario tendieren, erwarten wir mittelfristig auch unverändert eine robuste Metallpreisentwicklung.
© Sven Streitmayer
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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