Edelmetalle Aktuell
GoldAm 6. September erreichte Gold mit 1.920,30 $ ein neues Allzeithoch.
Bevor dies erreicht wurde, enttäuschte Ben Bernanke, der Chairman der Federal Reserve, bei seiner Rede auf dem Jackson Hole Economic Policy Symposium wieder einmal die Märkte.
Analysten waren, von einer weiteren Flutung des Geldmarktes mit Liquidität, zur Stimulierung der Wirtschaft und zur Beruhigung der Aktienmärkte ausgegangen. Bernanke äußerte sich bei der Anhörung, trotz der wirtschaftlich schwierigen Rahmenbedingungen, diesbezüglich jedoch abwartend.
Das gelbe Metall legte als Folge der Bernanke Rede um über 70 $ auf 1.850 $ je Unze zu.
In den letzten zwei Wochen waren die Augen insbesondere auf die weltweiten Inflationszahlen, sowie auf die Stabilität der Eurozone und “Safe Haven Anlagen“ als Assetklasse gerichtet.
Neben dem Gold, das sich am 6. September auf ein Allzeithoch von über 1.920 $ je Unze bewegt, waren vor allem die Aktienmärkte und die Wechselkursrelation des Schweizer Frankens im Fokus der Märkte.
Die Abkühlung der heimischen Konjunktur und die internationale Kapitalflucht in Schweiz als vermeidlich sicherer Hafen, bewegte die Schweizerische Nationalbank letzte Woche zur Festlegung einer Währungsuntergrenze von mind. 1,20 als EUR/CHF - Wechselkurrelation. Ganz gegensätzlich verhielt sich der Euro, der gegen den US-Dollars nach dem Rücktritt des Chefvolkswirtes der EZB deutlich an Boden verlor.
Mit dem Abschwächung des Frankens verlor dann auch Gold wieder an Fahrt und korrigierte von seinem neuen Allzeithoch fast 125 $ auf Zeitweise unter 1.800 $. Die charttechnisch wichtige Unterstützungslinie liegt gegenwärtig bei 1.760 $ je Unze.
Anleger nutzten die vermeintlich günstigen Preise um wieder nachzukaufen. Äußerungen des Chef-Volkswirtes der Ratingagentur S&P zu “verstärkten Abwärtsrisiken in Europa“ und Probleme bei der Platzierung italienischer Staatsanleihen sorgten schnell für eine Kursstabilisierung zwischen 1.800 $ und 1.850 $ je Unze.
Die Bestände an den amerikanischen Future-Börsen reduzierten sich in der letzten Augustwoche um 1,7 Mio. Unzen beträchtlich, während japanische Investoren ihre Plus-Position um rund 600.000 Unzen erhöhten.
Auch die Volkswirte der Peoples Bank of China teilen die Meinung und verwiesen auf Abwärtsrisiken für die Weltwirtschaft. Neben einer Abschwächung des Wachstums in China beunruhigt die Zentralbank weiterhin auch der steigende Inflationsdruck der vornehmlich von Nahrungsmittelpreisen ausgeht.
Äußerungen des Chefs der Deutschen Bank, Ackermann, nach denen zahlreiche Banken eine weitere Abschreibung der Staatsanleihen auf den aktuellen Marktwert bilanziell nicht verkrafteten könnten, führten zu einer zusätzlichen Verunsicherung der Märkte.
Mittlerweile ist das Vertrauen der Banken untereinander, wieder auf das Niveau der Lehmann-Pleite gefallen, der sogenannte Interbanken-Markt im Geldhandel scheint nahezu vollständig zum Erliegen gekommen sein. Dies spiegelt sich auch an den Bankeneinlagen bei der EZB wieder, die im Berichtszeitraum neue Rekordwerte erreichten.
Eine weitere wichtige Nachricht, die in diesem Zusammenhang diskutiert wurde, ist die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes hinsichtlich der bisher geleisteten Euro-Rettungsmaßnahmen. Das Gericht erklärte die Rettungsmaßnahmen für rechtens, verwies mit Nachdruck dafür aber auf die Entscheidungsgewalt des Deutschen Bundestages.
Die genaue Urteilsbegründung des Verfassungsgerichtes war dazu: “Es dürfen keine dauerhaften völkerrechtlichen Mechanismen begründet werden, die auf eine Haftungsübernahme für Willensentscheidungen anderer Saaten hinauslaufen, vor allen wenn sie mit schwer kalkulierbaren Folgewirkungen verbunden sind“. Dies wird die Diskussion zur weiteren Vorgehensweise betreffend der Ausgestaltung des Rettungsschirmes eher noch beflügeln. Ein Vorschlag, der im Markt unter anderem diskutiert wird, ist die nachrangige Besicherung von Staatsanleihen, insbesondere für die Verschuldung, die oberhalb der Maastricht-Verschuldungsgrenze liegt.
Viele Edelmetallanalysten sehen die zukünftige Entwicklung der Eurozone weiterhin skeptisch, so erhöhte die Schweizer Großbank UBS ihre Kursschätzung für das kommende Jahr auf einen Jahresdurchschnitt von 2.075 $ pro Unze.
Die Nachrichten der Minenindustrie zeigten hinsichtlich der Produktion ein überwiegend positives Bild. So berichteten entsprechende Verbände in Australien und Ghana über Produktionssteigerungen. Ganz anders sieht es in Südafrika aus, hier meldete die Chamber of Mines einen Produktionsrückgang von 1,8 Prozent auf Jahresbasis.
Händler äußerten, dass die Nachfrage nach Investmentbarren sich weiterhin spürbar abschwächte, gleichzeitig erhöhten sich sukzessive Ankäufe von Scheidgut auf dem aktuell hohen Kursniveau.
Aus dem Bereich der Zentralbanken sorgte eine Meldung für erhöhte Aufmerksamkeit: Die Zentralbank von Libyen soll, noch unter dem Gaddafi-Regime 20 Prozent ihrer Goldreserven verkauft haben, um Liquidität unter anderem zur Bezahlung von Gehältern zu generieren. Diese Nachricht beflügelte die Phantasie der Händler und erklärt die zum Teil hohe Volatilität der letzten Tage, auch wenn diese Verkäufe schon im April/Mai dieses Jahres durchgeführt wurden.



