Rezessionsangst schickt Kupferpreis auf Talfahrt - Prognosen gesenkt


Angebotsseite ist weiterhin die Achillesferse
Zwar stellt sich die Kupfernachfrage im laufenden Jahr etwas schwächer dar, als ursprünglich von uns erwartet. Gleiches gilt jedoch auch für die Angebotsseite, welche abermals von Produktionsstörungen, wie zuletzt aufgrund von Minenstreiks in Chile, Peru und Indonesien, geplagt ist. Die jüngsten ICSG-Zahlen belegen dies eindrucksvoll.
Trotz hoher Weltmarktpreise konnte die globale Kupferförderung in den ersten sechs Monaten 2011 nur um magere 1,5% auf 7,8 Mio. t zulegen. Mit Chile, Peru und den USA verzeichneten drei der vier wichtigsten Bergbaunationen sogar einen Rückgang der Minenproduktion. Die Ausweitung des Raffinerieausstoßes um rund 2,5% auf 9,6 Mio. t musste daher fast vollständig von einer erhöhten Sekundärproduktion (Recycling) getragen werden. Per saldo stand für den globalen Kupfermarkt im ersten Halbjahr 2011 somit ein Angebotsdefizit von etwa 130.000 t bzw. 1,3% des Weltverbrauchs zu Buche.

Fazit
Nach den heftigen Turbulenzen der vergangenen Tage und einem Preiseinbruch von über 2.000 USD seit Anfang August drängt sich die Frage nach einer Neubewertung der Marktlage geradezu auf. Doch während momentan fast ausschließlich exogene Einflüsse, allen voran die Verschuldungsproblematik der Industrieländer, das Bild bestimmen, hat sich an der fundamentalen Angebots-Nachfrage-Situation von Kupfer nichts Grundlegendes getan.
So befindet sich der physische Markt nach wie vor in einem signifikanten Produktionsdefizit und wird dies u.E. auf absehbare Zeit auch beibehalten. Die aktuell vorherrschenden Rezessionsszenarien teilen wir indessen nicht, erwarten jedoch - analog zu den jüngsten Konjunkturprognosen des Internationalen Währungsfonds - eine Phase schwächeren Weltwirtschaftswachstums. Da letzteres insbesondere von den aufstrebenden Volkswirtschaften Asiens getragen werden dürfte (Abb. oben), sollte die Nachfrage nach Industriemetallen im Allgemeinen und Kupfer im Besonderen weiterhin robust bleiben.
Dessen ungeachtet tragen wir den verringerten Wachstumserwartungen und den jüngsten Marktverwerfungen Rechnung, indem wir unsere Preisprognosen für Q4/2011 und Q4/2012 auf 8.600 USD/t und 9.900 USD/t reduzieren, den grundsätzlich aufwärts gerichteten Preistrend aber beibehalten.

© Sven Streitmayer
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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