Commodities Weekly: Marktkommentar


Während die Kapitalmarktteilnehmer gespannt auf das Ergebnis des heute beginnenden Treffens der G20-Finanzminister in Paris warten, ist an den internationalen Rohstoffbörsen zuletzt wieder etwas Ruhe eingekehrt. Gemessen an der seit Monatsbeginn deutlich rückläufigen Volatilität von Gesamtmarktbarometern, wie dem DJUBS scheint die rabenschwarze September-Bilanz bereits fast schon vergessen zu sein. Dies gilt freilich nicht für das Preisniveau von Öl, Gold, Kupfer und Co., bei dem der jüngste Sell-off noch immer tiefe Spuren hinterlassen hat. Auf der Grundlage unseres Konjunkturbildes bleiben wir dennoch verhalten optimistisch gestimmt und rechnen daher mittelfristig mit einer spürbaren Erholung der Rohstoffpreise.
Performance:
Die zentralen Rohstoffbenchmarks DJUBS und GSCI tendierten in der laufenden Handelswoche freundlich und konnten sich somit etwas von ihren Anfang Oktober markierten Tiefständen absetzen.
Edelmetalle:
Gemäß dem jüngsten Bilanzausweis der EZB verkaufte zuletzt eine Notenbank des Eurosystems Gold im Wert von 181 Mio. Euro. Die Nachricht weckte kurzzeitig Befürchtungen, einer der Euroland-Staaten könnte sich von Goldreserven im größeren Stil zur Schuldentilgung trennen. Vermutlich handelt es sich bei dem Verkauf, der etwa 4,5 Tonnen umfasst haben dürfte, aber nur um einen Teil der jährlich stattfindenden Veräußerung von Bundesbankgold zur Prägung von 100 Euro- und 20 Euro-Gedenkmünzen.
Industriemetalle:
Nach dem heftigen Ausverkauf im September (Cu: -24%, Ni: -21%, Al: -13%) haben sich die Notierungen an den NE-Metallbörsen zuletzt auf deutlich niedrigerem Niveau stabilisiert. Für eine etwas freundlichere Stimmungslage sorgten dabei besser als erwartet ausgefallene Konjunkturdaten aus den USA und der Eurozone, die Hoffnung auf eine "große Lösung" in Sachen Schuldenkrise sowie der überraschend kräftige Rückgang der LME-Lagerbestände.
Der Kupferpreis präsentierte sich in diesem Umfeld, stellvertretend für den gesamten Industriemetallsektor, fester und legte von dem Anfang Oktober markierten 14-Monatstief (6.800 USD/t) auf aktuell knapp 7.500 USD zu. Erwähnung sollte auch der erneut deutliche Zuwachs der chinesischen Kupferimporte finden, welche mit rund 380.000 t im September (+12% M/M) den höchsten Stand seit Mai 2010 erreichten.
Energie:
Im Zuge der alljährlichen Neugewichtung der wichtigsten Rohstoffindizes wurde in dieser Woche die Aufnahme der europäischen Ölsorte Brent in das Rohstoffuniversum des Dow Jones UBS Commodity Index (DJUBS) ab Anfang 2012 bekannt gegeben. In der Folge wird das US-Leichtöl WTI künftig nur noch ein Zielgewicht von knapp 10% (von zuvor 15%) aufweisen, während Brent mit über 5% im Index vertreten sein wird. Dieser Schritt war u.E. längst überfällig, um ein repräsentativeres Bild des globalen Ölmarktes auf Indexebene zu erhalten. Ferner ist davon auszugehen, dass die übrigen relevanten Rohstoffbenchmarks wie etwa der S&P GSCI früher oder später nachziehen werden.
Gleichwohl sollten auch die möglichen Folgen einer derartigen Maßnahme für den zugrundeliegenden Rohstoff nicht außer Acht gelassen werden. Denn über diverse Indexprodukte ist allein im DJUBS ein Anlagevermögen von weltweit rund 80 Mrd. USD anhängig. Bei der Umsetzung der Indexpassung im Januar dürften somit in kurzer Zeit über 4 Mrd. USD aus dem etablierten WTI-Markt in den vergleichsweise jungen Brent-Kontrakt fließen. Während dies mittelfristig positiv für die Liquidität des europäischen Ölmarktes sein sollte, sind die kurzfristigen Effekte u.E. jedoch nur schwer abschätzbar.
© Sven Streitmayer
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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