Das Ende der Weizen-Rallye!?


Endbestände nochmals reduziert
Am vergangenen Freitag veröffentlichte das US-Landwirtschaftsministerium seine neusten Ertrags-Schätzungen für Weizen: Dabei wurden die Endbestände für die 2007/08er Saison abermals signifikant von 362 auf 307 Millionen Scheffel herabgesetzt. Auch im laufenden Wirtschaftsjahr wird der Bedarf erkennbar über der Produktion liegen. Auf globaler Ebene erwarten die Behörden einen Rückgang der Vorräte von 123 auf 107 Millionen Tonnen. Dieser ist in erster Linie auf einen geringeren Output zurückzuführen. Zwar dürfte die Produktion in Argentinien, Kanada und der ehemaligen Sowjetunion zunehmen, In den USA, der EU und vor allem in Australien muss jedoch mit geringeren Erntemengen gerechnet werden. Allein für "Down Under" reduzierte das USDA seine Ertrags-Prognose um 7,5 Millionen Tonnen. Die anhaltende Hitze und Trockenheit seit Oktober stellt für die Pflanzen mittlerweile eine ernsthafte Bedrohung dar, zumal sie jetzt in ihre entscheidende Wachstumsphase eintreten.
Ending Stock to Use Ratio auf historischem Tief
Das Verhältnis zwischen Endbeständen und Verbrauch für die Vereinigten Staaten wurde von 15,8 Prozent im September auf 13,3 Prozent zurückgenommen. Dies entspricht dem niedrigsten Wert seit 1948/49. Weltweit sehen die Experten das Ending Stock to Use Ratio bei 17 Prozent. Geringer war das Verhältnis zum letzten Mal in der Saison 1975/76.
Kursturz deutet auf "Blasen-Bildung" hin
Angesichts derart "bullischer" fundamentaler News wäre eigentlich zu erwarten gewesen, dass die Kurse regelrecht "explodieren". Tatsächlich jedoch sind sie eher "implodiert". Trotz dieser Zahlen schloss der Markt fast "limit down" (mit dem größtmöglichen Tagesverlust). Erklärt werden kann diese erstaunlich anmutende Tatsache damit, dass im Vorfeld von einem Rückgang der Endbestände auf 303 Millionen Scheffel ausgegangen wurde uns dies somit bereits eingepreist war. Die "scharfe" Reaktion auf die nur minimale Verfehlung der Vorhersagen zeigt: Weizen ist derzeit ein sehr "heißes Pflaster". Der Markt ist deutlich "aufgebläht" und die Teilnehmer nutzen jede Gelegenheit, um etwas "Luft abzulassen". Kursteigerungen sind bei diesem Umfeld allenfalls bei geradezu exorbitant Preis treibenden Nachrichten wahrscheinlich, die aber demnächst eher nicht anstehen sollten. Auf der anderen Seite genügen derzeit offenbar fast neutrale News, um einen Kurssturz nach unten auszulösen. Insofern dürften die "Bären" in Bälde das "Ruder" übernehmen.
Überangebot durch Ausweitung der Anbauflächen?
Zur Wochenmitte werden die aktuellen Zahlen zu den Anbauflächen für US-Winterweizen kommuniziert. Im September ging das USDA lediglich von einem moderaten Anstieg gegenüber dem Vorjahr aus. 2007/08 sollen es 60,5 statt 57,3 Millionen Arces werden. Auf Grund der sehr hohen Weltmarktpreise ist eine Anhebung wenigstens nicht auszuschließen. Dies dürfte die Kurse erneut auf "Talfahrt" schicken. Längerfristig können wir uns bei Weizen eine ähnliche Entwicklung vorstellen, wie wir sie in diesem Jahr bei Mais gesehen haben: Die Anbauflächen werden derart massiv ausgeweitet, dass es zu einem Überangebot kommt. Als typischer einjähriger Rohstoff können die Farmer bei Getreide gut auf eine veränderte Angebot/Nachfrage-Situation reagieren. Und genau das machen sie für gewöhnlich auch. Da Winterweizen zwei Drittel der amerikanischen Gesamt-Produktion ausmacht, wird es bis zur Rückkehr zum Produktionsüberschuss sicherlich noch einige Zeit dauern. Allerdings nimmt der Markt derartige Entwicklungen für gewöhnlich voraus. Alles in allem erwarten wir bei Weizen mittelfristig eine erhebliche Steigerung des Outputs. Verhindern könnten das wohl nur dauerhaft schlechte Witterungsbedingungen in den Hauptanbau-Regionen. Ungeachtet des voranschreitenden Klimawandels halten wir dieses Szenario für zu pessimistisch. Von daher rechnen wir damit, dass sich die Versorgungslage bei Weizen sukzessive entspannen wird und die Preise wieder in vertretbare "Sphären" bringt.
"Bärische" Charttechnik
Charttechnisch deutet zur Stunde eigentlich alles auf fallende Kurse hin. Zwar ist der langfristige Auswärtstrend noch intakt. Dafür aber wurde der mittelfristige steile Aufwärtstrend bereits gebrochen. Stattdessen hat seit Anfang Oktober eine Abwärtsbewegung eingesetzt. Die zentralen Unterstützungsmarken bei 890 und 850 US-Cents sind mittlerweile "Geschichte". Damit ist die "bärische" Schulter-Kopf-Schulter-Formation vollendet. Die 38-Tage-Linie ist in ernster Gefahr und wenn diese fällt, dürfte nochmals ein neuer Verkaufsdruck in den Markt kommen. Sowohl der MACD als auch der Williams generieren derzeit ein Verkaufssignal. Demzufolge könnten wir bereits recht zeitnah Notierungen unter 700 US-Cents sehen. Möglicherweise geht es sogar bis zum Support bei 640 US-Cents abwärts.
© Marc Nitzsche
Chefredakteur Rohstoff-Trader
Marc Nitzsche ist Chefredakteur des Rohstoff-Trader Börsenbriefs. Der Börsenbrief ist ein Spezialist für Rohstoffe und bietet konkrete Kaufempfehlungen mit Analysen und Kursprognosen. Mehr Infos unter finden sie auf der Website: www.Rohstoff-Trader.de