Edelmetalle Aktuell

Das Platin legte in den letzten zwei Wochen weiter deutlich zu und erreichte zwischenzeitlich ein neues Allzeithoch bei 1.454 $ je Unze. Die Gründe für die jüngsten Kursgewinne sind die gleichen, die das Metall schon seit Wochen und Monaten immer höher treiben. Ein stabiler Verbrauch einerseits, vor allem aber immer neue Hiobsbotschaften aus Südafrika von der Produzentenseite sind die wesentlichen Treiber. Und in den letzten 14 Tagen änderte sich an dieser Ausgangslange nichts - im Gegenteil, sie verschlimmerte sich noch.
So berichteten in den beiden Wochen in Südafrika sowohl Northam (die derzeitige Nummer vier unter den lokalen Produzenten), wie auch die weltweite Nr. 1, Anglo Platinum, über schwere Unfälle unter Tage und sich daran anschließende, vorübergehende Minenstilllegungen. Heute kam zu dieser Liste auch noch eine Mine des zweitgrößten Produzenten Impala hinzu.
Wir haben schon in unserer letzten Ausgabe auf die möglichen Folgen dieser Entwicklung hingewiesen. Derzeit scheint sich die Minenindustrie am Kap wirklich in einem Teufelskreis zu befinden. Immer weniger erfahrene Bergleute einerseits und der immer größere Zeitdruck, der sich an unfallbedingte Produktionspausen anschließt andererseits, sorgen für ein Umfeld, in dem die nächsten Schwierigkeiten geradezu vorprogrammiert scheinen. Von “überirdischen“ Einflüssen, wie den Problemen bei der Weiterverarbeitung (in diesem Jahr z.B. bei Lonmin) oder den jüngsten zu beobachtenden Stromausfällen (z.B. bei Anglo) ganz zu schweigen. Lonmin berichtete am heutigen Donnerstag für Ende September über einen massiven Einbruch der 12-Monats-Ausbringung um fast 16% auf nur noch 793.000 Unzen. Vor dem Gesamthintergrund scheinen die ehemals prognostizierten Produktionsausweitungen durch die südafrikanische Minenindustrie um 30 oder gar 50 Prozent innerhalb weniger Jahre ein unerreichbarer Traum zu sein. Im Gegenteil wird man froh sein können, wenn die Produktion mittelfristig wenigstens das 2006er Niveau halten kann.
Für den Preis bedeutet dies wohl erst einmal, dass jeder größere Rückschlag eine gute Kaufgelegenheit darstellen dürfte
Palladium
Das Palladium konnte im Laufe der letzten beiden Wochen den Höchststand vom vorletzten Donnerstag bei 380 $ nicht mehr überschreiten. Verantwortlich für diesen Umstand dürfte gewesen sein, dass der vorherige, massive Anstieg in erster Linie spekulativer Natur gewesen war und das hohe Niveau, immerhin der höchste Stand seit Mitte April, zu Gewinnmitnahmen reizte. In der Folge fiel das Palladium kontinuierlich zurück, am vergangenen Montag erreicht es den Tiefstkurs des Berichtzeitraumes bei 355 $ je Unze. Seitdem liegt das Metall weitgehend ereignislos in einem engen Band zwischen 357 $ und 362 $ je Unze.
Anlässlich eines in den letzten beiden Wochen erfolgten Besuchs in den Heraeus-Werken in Shanghai und Hongkong wiesen unsere Kollegen vor Ort im Zusammenhang mit dem weißen Metall vor allem auf die hohe Nachfrage nach Palladium seitens der chinesischen Autoindustrie hin. China ist im PKW-Bereich nach wie vor ein “Benziner-Land“ und damit wird vor allem Palladium in den Katalysatoren eingesetzt. Während des Besuchs wurden übrigens die neuesten Absatzzahlen für September veröffentlicht und mit einer Steigerung von 22,5 Prozent auf 561.000 Fahrzeuge (doppelt so viele wie in Deutschland!) erreichten die Autoproduzenten im Reich der Mitte einen neuen Absatzrekord. Insgesamt wurden in den ersten neun Monaten dieses Jahres 4,58 Millionen Autos neu zugelassen. Damit ist China nach den USA mit Abstand der zweitgrößte Automarkt der Welt.
Auch im Schmuckbereich könnte die Palladiumnachfrage in China nach Aussage unserer Kollegen noch einmal deutlich steigen. Allerdings müsste hier für einen weiteren Sprung zunächst die offizielle Klassifizierung des Palladiums als Edelmetall erfolgen. Aktuell sind als solche nur Gold, Silber und Platin zugelassen. Eine wahrscheinliche Folge einer solchen Einstufung wäre übrigens auch die Aufnahme des Handels mit Palladium an der Shanghai Gold Exchange.
Die hohe physische Nachfrage (in Asien, aber auch anderswo) sorgt unterdessen weiterhin für eine in dieser Dauerhaftigkeit selten zu beobachtende Prämie für Palladiumschwamm. Sie liegt für Käufer von Metall in dieser industriell genutzten Grundform nun schon seit Monaten zwei Dollars.
Alles in allem scheint sich aus den oben beschriebenen Punkten durchaus eine Chance auf eine relativ stabile Preisentwicklung beim Palladium zu ergeben. Noch sorgen zwar vergleichsweise hohe Vorräte und das Vorhandensein spekulativer Pluspositionen für zwischenzeitliche Rückschläge, zuletzt war dieses ja auch am Montag zu beobachten. Auf längere Sicht rechnen wir aber sehr wohl mit einer Verkleinerung des derzeit extremen Abstands zwischen der Palladium- und der Platinnotierung.
Rhodium, Ruthenium, Iridium
Der Rhodium-Preis konnte in der letzten Woche erstmals das vorher schon mehrfach anvisierte, am Ende aber nie durchbrochene Kursziel von 6.250 $ je Unze übersteigen. Verantwortlich hierfür waren in erster Linie die schlechten Nachrichten von den südafrikanischen Produzenten.
Die Verbraucher reagierten auf den folgenden Anstieg, der das Metall zeitweise auf 6.350 $ je Unze beförderte, allerdings nicht mit Panik und so begannen Händler mit der Liquidierung ihrer spekulativen Pluspositionen. Das Metall fiel dadurch wieder auf den momentanen Stand von 6.300 $
zurück.
Das Ruthenium konnte die Bestmarke von vor zwei Wochen bei 580 $ nicht noch einmal überbieten und fiel vor dem Hintergrund von ansteigenden Verkäufen durch Händler bei gleichzeitig einigermaßen stabiler industrieller Nachfrage leicht auf 520 $ - 560 $ zurück.
Das Iridium notiert aktuell praktisch unverändert bei 425 $ - 450 $ je Unze.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
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