Suntech Power, Trina Solar, Yingli & Co: Solarboom mit Schattenseiten?


Gestern konnten sich die Aktienkurse der chinesischen Solarkonzerne an der US-Börse wieder etwas erholen. Spitzenreiter war JA Solar mit einem Plus von 5,5 Prozent, gefolgt von Trina Solar (+ 2,5 Prozent) und Hanwha SolarOne (+ 1,9 Prozent). Allerdings gehen Analysten davon aus, dass diese Gewinne eher technischer Natur waren. Nach dem Abverkauf der letzten Woche sind Solarwerte teilweise deutlich überverkauft.
Einige Hiobsbotschaften hatten den Anlegern zuletzt die Stimmung gehörig vermiest: Während der deutsche Solarkonzern Solon Insolvenz anmelden musste, hatte der US-Konzern First Solar seine Prognose für dieses Jahr gesenkt und einen pessimistischen Ausblick auf 2012 geliefert. Zudem hatten zehn der elf in den USA gelisteten chinesischen Solarunternehmen im dritten Quartal Nettoverluste ausgewiesen.
Seitdem Deutschland und andere europäische Staaten ihre Solarförderung gekappt haben, ist auch die Nachfrage eingebrochen. Selbst die chinesische Regierung hat mittlerweile eingesehen, dass die Überkapazitäten in der Branche auf Dauer nicht mehr tragbar sind. Das Ministerium für Industrie und Informationstechnologie hat die Staatslenker zu einer Konsolidierung der Solarkonzerne aufgefordert. Neben ein oder zwei Großkonzernen mit einer Produktionskapazität von etwa 5 Gigawatt sollen noch maximal zehn kleinere Solarunternehmen mit einer Kapazität von 1 Gigawatt entstehen. Zudem wurden jetzt in China die Marktregeln für die Siliziumhersteller verschärft. Allerdings bezweifeln Analysten, dass dadurch die Überkapazitäten an diesem Rohstoff wirkungsvoll eingedämmt werden können.
Neue Wachstumsmärkte im Kommen
Doch die gesunkenen Verkaufspreise haben auch einen positiven Effekt, was sich daran erkennen lässt, dass sich die Nachfrage zuletzt wieder beleben konnte. Nach Angaben der Marktforscher von GTM Research wurde im wichtigen Wachstumsmarkt USA im dritten Quartal sogar ein neuer Absatzrekord aufgestellt: Insgesamt wurden Solarpanels mit einer Leistung von über 449 Megawatt neu installiert. Dies entspricht einem annualisierten Zuwachs von 140 Prozent. Damit wurde im letzten Quartal mehr Solarkapazität zugebaut, als insgesamt im Jahr 2009. GTM geht davon aus, dass der Zuwachs im vierten Quartal noch höher ausfallen wird. Ein Damoklesschwert sind für Chinas Solarkonzerne jedoch die drohenden Strafzölle, die die Vereinigten Staaten auf importierte Solarprodukte erheben könnten.
Auch die chinesische Regierung will zur Stützung der heimischen Solarindustrie tüchtig in die Tasche greifen: Das Solarenergie-Entwicklungsziel wurde jetzt gegenüber dem bisherigen Plan um 50 Prozent erhöht. Bis 2015 sollen nach Angaben der Nationalen Energieverwaltung 15 Gigawatt an Solarkapazität neu hinzukommen. Bereits nach der Katastrophe in Fukushima hatte Peking das Ausbauziel auf 10 Gigawatt verdoppelt. Dass es jetzt erneut erhöht wurde könnte daran liegen, dass Chinas Solarinstallationen nach Einführung eines landesweit einheitlichen Einspeisetarifs deutliche Zuwächse verzeichnet haben.
Allerdings bleiben die Überkapazitäten ein Problem. Die derzeitigen Pleiten und Konsolidierungen sind wahrscheinlich nur ein Vorgeschmack der Umstrukturierungen, die noch auf die Branche zukommen werden. Langfristig könnte dies allerdings dazu beitragen, dass China Solarindustrie wieder gesundet und es dann möglicherweise wieder zu einem Bullenmarkt kommt.