Marktbericht Edelmetalle: Gold unter Druck, Weißmetalle wenig verändert


Vor allem das gelbe Metall musste am Dienstag an der Wall Street in der zweiten Handelshälfte empfindliche Rücksetzer verkraften. Eröffnete das Metall der Könige noch knapp unter 1.700 Dollar je Feinunze, hatte sich das begehrte Edelmetall bei einem Schlusskurs von 1.675,10 Dollar von dieser Marke erkennbar entfernt. Gegenüber dem letzten Kurs am Montag bedeutete dies ein Minus von 25,70 Dollar oder 1,52 Prozent. Silber verbilligte sich um 20 Cents (0,6 Prozent) auf 33,41 Dollar. Lediglich sieben Dollar bzw. 0,4 Prozent leichter bei 1.687 Dollar ging Platin aus der gestrigen Sitzung. Und beim Schwestermetall Palladium reichte es sogar zu einem Mini-Plus von einem Dollar (knapp 0,15 Prozent) auf 701 Dollar.
Konjunkturdaten und Bankenstresstest belasten
Eine mitunter sogar signifikante Out-Performance der Weißmetalle im Vergleich zu Gold konnte man in den zurückliegenden Wochen des Öfteren beobachten. Die Gründe waren - wie auch sonst - in erster Linie eine erhöhte Risikobereitschaft der Anleger-Gemeinde. Ausgelöst wurde diese unter anderem durch positive Konjunkturdaten aus Übersee. Die US-Einzelhandelsumsätze verzeichneten im Februar mit plus 1,1 Prozent die höchste Zuwachsrate seit fünf Monaten. Zudem fiel die Entwicklung für Januar besser aus als bisher angenommen und auch vom amerikanischen Arbeitsmarkt kamen einmal mehr positive Impulse. Dies führte – anders als in der Vergangenheit - zum "Normalfall" einer Aufwertung des Greenbacks gegen die Gemeinschaftswährung. Unterm Strich gab der Euro in Dollar von etwa 1,317 auf nur noch 1,307 Dollar nach. Auf die Kurse der Weißmetalle hatte diese Währungspaar-Entwicklung allerdings kaum Einflüsse, weil die positive konjunkturelle Stimmung überwog.
Darüber hinaus beschleunigten die Ergebnisse des amerikanischen Bankenstresstest die Notierungen des gelben Metalls. Bereits vor der offiziellen Verkündung der Resultate gab die Großbank J.P. Morgan bekannt, dass man ein 15 Milliarden Dollar schweres Aktienrückkaufprogramm ins Leben rufen möchte und gleichzeitig die Dividende um durchaus ansehnliche 30 Prozent erhöhen will. Der Markt wertete diese Aussagen so, dass zumindest J.P. Morgan gut beim erwähnten Stresstest abgeschnitten hat und dies möglicherweise auch für andere Finanzinstitute aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten gilt. Dies führte dazu, dass die Inflationssorgen nachließen, zumal sich die FED im Zusammenhang mit den Konjunkturdaten dazu veranlasst sah, darauf hinzuweisen, dass mit weiteren geldpolitischen Lockerungsmaßnahmen bei der momentanen Wirtschaftslage nicht zu rechnen sei. Auch dies half der US-Valuta auf die Beine und belastet vor allem den Goldpreis, da das Metall der Könige seinen Nimbus einen sicheren Hafens gegen die schleichende Geld-Entwertung offenbar noch nicht vollständig eingebüßt hat.
Derzeit hat es den Anschein, als ginge die Schere zwischen der wirtschaftlichen Entwicklung in der Alten und Neuen Welt sukzessive immer weiter auseinander. Mittel- bis längerfristig sollte es - sofern sich daran nichts Grundlegendes ändert - zu einer weiteren Aufwertung des Greenbacks gegen den Euro führen. Kommt es tatsächlich dazu, müssen sich eventuell vor allem die Gold-Bullen richtig warm anziehen.