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Kautschuk,Palmöl: Daheim in Asien, gebunden an die Welt

07.05.2012  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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Palmöl:

Die Palmölpreise werden seit Monaten nicht zuletzt durch den Preisanstieg beim Konkurrenzprodukt Sojaöl gestützt (Grafik 6). Dieses wird vor allem durch die aufgrund von Dürreschäden in Argentinien und Brasilien immer wieder nach unten revidierten Sojabohnenernten nach oben getrieben. Hinzu kommt eine leicht rückläufig erwartete Sojabohnenfläche in den USA in diesem Jahr. Auch die Erwartungen an die weltweite Rapsernte werden bereits nach unten genommen: Im größten Anbaugebiet, der EU, dürfte nach Ansicht des Ölsaaten-Analysehauses Oil World nach dem enttäuschenden Jahr 2011 die Rapsernte nochmals etwas rückläufig sein. All dies stützt die Erwartung eines engeren Angebots an Pflanzenöl bei gleichzeitig robuster Nachfrage.

Hinzu kam, dass im Januar und Februar die Produktion an Palmöl saisonbedingt meist niedrig ist und sich erst ab März erholt. Zudem folgt auf ein Jahr mit hoher Produktion i.d.R. ein Jahr mit gedämpfter Outputentwicklung. Die erwartete Knappheit an Sojaöl hat inzwischen auch die Exportnachfrage nach Palmöl angeregt (Grafik 7): Nach vier rückläufigen Monaten stiegen die Exporte Malaysias im März um 4,8%. Zuletzt lagen auch die Lagerbestände an Palmöl niedriger als am Markt erwartet worden war. Im März waren die Lagerbestände im zweitgrößten Produzenten- und Exportland Malaysia auf ein 7-Monatstief gefallen. Indonesien hat in den letzten Jahren seine Produktion stärker ausgebaut als Malaysia und hat im Zuge dessen Malaysia auch auf den zweiten Platz der Exporteure verdrängt (Grafik 8).

Im letzten Jahr hat bei der Produktion Indonesien die Marke von 23 Mio. Tonnen genommen und plant bis 2020 einen Ausbau auf 40 Mio. Tonnen, wobei von offizieller Seite auf verbesserte Anbaumethoden und weniger auf eine Ausdehnung der Anbaufläche gesetzt wird. Allerdings erwartet z.B. das USDA, dass kurzfristig der Anstieg von geschätzten 25 Mio. Tonnen in 2010/12 auf 26,4 Mio. Tonnen in 2012/13 zu 90% aus einer Ausdehnung der Fläche und nur zum kleinsten Teil aus Produktiviätssteigerungen stammen wird. Erst in den Folgejahren wird erwartet, dass das Moratorium zur Einschränkung des Flächenwachstums in Wälder stärkere Wirkung zeigt. Denn i.d.R. werden in Indonesien Ölpalmen erst ab dem vierten Jahr und dann bis zu einem Alter von etwa 25 Jahren abgeerntet.

Da international seit Jahren Kritik an den negativen Umweltwirkungen von Palmöl-Monokulturen geübt wird, haben sich inzwischen Initiativen wie der "Runde Tisch für nachhaltiges Palmöl" RSPO gebildet, der neben NGOs auch internationale Produzenten, Händler und Verarbeiter umfasst. Dabei stehen der
Schutz von Primärwald und der Tierschutz im Vordergrund.

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In Malaysia wird von staatlicher Seite eine steuerfreie Exportquote festgelegt. Allerdings dürfte das Land Nachteile hinnehmen müssen, da im konkurrierenden Indonesien das Exportregime derart verändert wurde, dass raffiniertes Palmöl mit einem geringeren Steuersatz exportiert werden darf als unverarbeitetes Palmöl. Damit soll der Anreiz zum Raffinieren im eigenen Land erhöht werden.

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Gegenüber den Erwartungen von vor gut einem Jahr hat sich die Situation bei Palmöl inzwischen als entspannter herausgestellt. Während das USDA im Februar 2011 noch ein Defizit für 2010/11 erwartete, ergab sich schließlich ein Überschuss. Dies ergab sich vor allem dadurch, dass die Nachfrage hinter den Erwartungen zurückblieb. Zudem wurde der Überschuss aus dem Vorjahr deutlich nach oben korrigiert (Grafik 9).

Die Nachfrage nach Palmöl aus dem größten Importland Indien könnte im bis Oktober laufenden Jahr 2011/12 um 8% steigen, da die heimische Ölsaatenproduktion schwach gelaufen ist. Auch China wird mehr Palmöl nachfragen. Dennoch dürfte auch 2011/12 mi einem Überschuss abgeschlossen werden.

Vor allem die Lage auf dem Sojamarkt - wo sich gegenüber dem Vorjahr womöglich eine Minderproduktion von 20 Mio. Tonnen und ein Marktdefizit von über 13 Mio. Tonnen ergibt – und die durch geopolitische Risiken hohen Rohölpreise, die den Einsatz des aus Palmöl zu produzierenden Biodiesel attraktiver machen, dürften auch mittelfristig die Preise stützen. Es ist daher nicht unwahrscheinlich, dass sich der Preisauftrieb zumindest bis in den Sommer weiter fortsetzt, auch wenn die Palmölproduktion steigt. Allerdings könnten die hohen Preise für Sojabohnen und Raps den Anbau dieser Ölsaaten attraktiver machen.

Sollte sich etwa in den USA die erwartete Flächeneinschränkung bei Sojabohnen nicht einstellen und die Anbaufläche für Raps in Kanada wie erwartet auf ein Rekordniveau steigen, könnte dies zu einem nennenswerten Rückgang der Preise für Pflanzenöle dieser Herkunft führen. Zur Vorsicht mahnen auch die auf ein Rekordniveau gestiegenen Netto-Long-Positionen bei Sojabohnen (Grafik 14, Seite 3). Werden diese abgebaut, könnte dies die Preise unter Druck setzen. Die nächsten Monate versprechen somit wenig Ruhe am Markt für Palmöl.


Auf einen Blick

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