Kann Suntech Power von den US-Strafzöllen profitieren?


Diese Woche findet auf der Intersolar in München der alljährliche Almauftrieb der internationalen Solarkonzerne statt. Und dabei kamen bereits überraschende Fakten ans Tageslicht.
Suntech Power schätzt die Auswirkung der US-Zölle auf das eigene Geschäft als unerheblich ein. Es hat sich sogar gezeigt, dass das Unternehmen seit Einführung der Strafzölle im letzten Monat - im Gegensatz zur Konkurrenz - einige seiner Größenvorteile ausspielen konnte.
Der vertikal integrierte Solarkonzern verfügt über ein weltweites Zuliefernetz. Aufgrund der Zölle habe Suntech nach Angaben von Finanzchef Andrew Beebe einfach die Zulieferkette umstrukturiert und weniger Bauteile in China geordert. Unter anderen wurden verstärkt Solarzellen aus Korea und Taiwan verbaut. Die zuzüglichen Kosten sollen maximal 2 Prozent betragen.
Diese zusätzlichen Kosten konnte Suntech in den USA sogar teilweise wieder an den Endkunden weitergeben, da viele chinesischen Konkurrenten aufgrund der Strafzölle nun dem US-Markt den Rücken kehren. Dies resultiere wiederum in einen geringeren Preisdruck. Es ist unter diesen Voraussetzungen sogar höchst wahrscheinlich, dass Suntech den nicht mehr konkurrenzfähigen Unternehmen in den Vereinigten Staaten weitere Marktabteile abjagen dürfte.
Die USA gelten in der Solarbranche neben China als wichtigster Wachstumsmarkt. Wie groß das Potenzial ist, zeigte sich im ersten Quartal dieses Jahres, als die installierte Leistung ein annualisiertes Plus von 85 Prozent verbuchte. Laut einer daraufhin aktualisierten Prognose von GTM Research könnten die USA in diesem Jahr mit 3.300 Megawatt zum weltweit viertgrößten Solarmarkt avancieren.
Dumpingklage in EU eher unwahrscheinlich
Beebe betonte auf seiner Pressekonferenz jedoch ausdrücklich, dass Suntech niemals Solarprodukte unter den Produktionskosten verkauft habe. Für eine ähnliche Dumpingklage, die SolarWorld derzeit in Europa anstrebt, sieht er nur eine geringe Chance, da mindestens 25 Prozent der heimischen Hersteller dahinterstehen müssten. Da sich jedoch zahlreiche europäische Unternehmen aus China beliefern lassen, sei es sehr schwierig, eine solch große Gruppe zu vereinen.
Eine Fertigung in Europa stehe für Suntech jedoch nicht mehr zur Debatte - vor allem wegen den verhältnismäßig hohen Lohnkosten. Zumindest mittelfristig hat das Unternehmen auch weiterhin gute Karten, da die Produktionskosten bis Jahresende um 10 bis 15 US-Cents pro Watt sinken sollen. Aktuell liegen sie im Bereich von 70 bis 80 US-Cents. Laut Beebe sei allerdings noch nicht absehbar, wie sich die Kosten im nächsten Jahr entwickeln werden.