Energie: Öl-Bullen mit guter Kondition


Der Ölpreis hätte es in der abgelaufenen Woche fast geschafft. Bis auf wenige Cent ist der Januar-Future für amerikanisches Leichtöl an die Marke von 100 USDollar herangekommen. Moderate Lagerbestandsdaten aus den USA nahmen den Bullen dann wieder etwas Wind aus den Segeln - kurzfristig bleiben jedoch wenig Zweifel, dass die runde Marke geknackt wird.

Massiver Lagerabbau in den USA gestoppt
Mittelfristig könnte den Bullen jedoch durchaus die Luft ausgehen. Immerhin scheint der rapide Lagerabbau bei den Öllagern in den USA zunächst gestoppt. Während sich die Lagerbestände von Mitte Juni bis Anfang September um gut 35 Mio. Barrel oder knapp 10% ermäßigten, hielt sich der Lagerabbau seitdem in Grenzen. In den letzten neun Wochen wurden lediglich 5,2 Mio. Barrel oder 1,6% der Bestände abgebaut. Zudem liegen die Lagerbestände in den USA trotz des starken Lagerabbaus im Sommer immer noch knapp 5 Mio. Barrel oder gut 1,5% über dem 10-Jahresdurchschnitt. Die OPEC hat damit weiter ein Argument in der Hand, dass von Knappheiten in Bezug auf die Öllager momentan keine Rede sein kann. Dennoch dürfte eine Erhöhung der Förderquoten bei der nächsten Konferenz am 5. Dezember auf der Agenda stehen. Die OPEC hat sich nicht nur die ausreichende Ölversorgung der Weltwirtschaft auf die Fahnen geschrieben, sondern auch einen fairen und stabilen Ölpreis. Von Preisstabilität kann nach einem Anstieg von über 50% seit Jahresanfang keine Rede mehr sein. Auch das “faire“ bzw. fundamental angemessene Niveau dürfte rund 20 US-Dollar unter dem aktuellen Preis liegen. Insofern wäre eine Erhöhung der Förderquoten durch die OPEC Anfang Dezember angebracht.

Erdgas wieder unterbewertet
Die Ölhausse hat nicht alle Rohstoffe im Energiesektor steigen lassen. Insbesondere US-Erdgas weist im Verhältnis zu Rohöl momentan wieder eine massive Unterbewertung auf. In den letzten Jahren war Erdgas relativ teuer, wenn der Ölfuture etwa beim 5-Fachen (wie z.B. Anfang 2003 oder am Jahreswechsel 2005/06) des Erdgas-Futures notierte. Relativ günstig war Erdgas, wenn die Relation etwa bei zwölf lag. Dies war seit Mitte der 90er-Jahre wiederholt der Fall. Vor kurzem hat die Öl/Erdgas-Quotient sogar den Wert 14 erreicht und damit das höchste Niveau der letzten 15 Jahre. Vor diesem Hintergrund wären die Ölbullen gut beraten, ihre Investments von Öl auf Erdgas umzuschichten.

© Dr. Frank Schallenberger
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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