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Energie: Die Macht(losigkeit) der OPEC

02.12.2007  |  Eugen Weinberg
Rohöl

Andeutungen einiger OPEC-Mitgliedsstaaten, auf dem nächsten Treffen am 5. Dezember würde über eine weitere Anhebung der Förderquoten nachgedacht, haben den Ölpreis unter Druck gesetzt. Zusätzlich bedingt durch erneut aufkommmende Rezessionsängste gab der Preis für amerikanisches Leichtöl im Laufe der Woche über 7 Dollar nach. Hat die OPEC aber die Möglichkeit, die Preise nachhaltig zu beeinflussen?

Die OPEC, die 1960 gegründet wurde und zur Zeit 13 Mitgliedsstaaten umfasst, stellt heute 43% des weltweiten Ölangebots zur Verfügung. Ihre Bedeutung ist seit Mitte der 80er Jahre nahezu kontinuierlich gestiegen. Damals entfiel auf die OEPC lediglich 30% des Weltangebots. Noch bedeutender ist die OPEC im internationalen Handel: auf das Kartell entfallen 55% des weltweiten Ölhandels.

Offizielles Bestreben ist die Stabilisierung der Preise am Ölmarkt, nicht zuletzt auch um langfristig stabile Einkommensperspektiven für die erdölexportierenden Länder zu sichern. Steuerungsinstrument sind die Förderquoten, mit anderen Worten: Das Ölangebot. Auch wenn die OPEC weniger als die Hälfte des weltweiten Angebots stellt, ist Faktum, dass sie den Hebel für die Angebotsentwicklung in der Hand hält. Während nämlich die übrigen Nationen außerhalb der OPEC am jeweiligen Limit produzieren, verfügt die OPEC über sogenannte freie Kapazitäten. Diese haben überwiegend dazu beigetragen, den „Nachfrageschock“ Chinas abzufedern. Binnen zwei Jahren waren damals die freien Kapazitäten von über 6,5 Mio Fass täglich auf gut 1 Mio Fass geschrumpft. Die OPEC, die Ende der 90er Jahre immer wieder das Angebot gekürzt hatte, um die Preise zu stützen, weitete über Jahre hinweg ihre Förderung aus. Dennoch: Der Preis legte in diesen Jahren genauso stetig zu wie er Ende der 90er Jahren gefallen war. Die großen Trends scheinen demnach kaum zu stoppen. Dennoch kann die OPEC kurzfristig wichtige Signale geben: So wurde Anfang des Jahres die Abwärtstendenz durch die Quotensenkung gestoppt und voraussichtlich auch der jüngste Bullenmarkt ausgebremst.

Und wie ist die Machtverteilung innerhalb der OPEC? In den Statuten ist zu lesen, dass alle Entscheidungen einstimmig zu treffen sind. Grundsätzlich spaltet sich die Gruppe jedoch in zwei Lager. Die größte Hausmacht hat Saudi-Arabien, wo mit einer Tagesproduktion von knapp 9 Mio Fass rund ein Drittel der quotengebunden OPEC Produktion gefördert wird. Angola und der Irak unterliegen derzeit nicht der Quotenbindung. Der pro-amerikanischen Haltung Saudi-Arabiens stehen die US-kritischen Länder Venezuela und Iran gegenüber. Diese Minderheitenfraktion bekam unlängst durch den Beitritt Ecuadors Verstärkung, das in der Zeit von 1973 bis 1992 schon einmal Kartellmitglied war. Auch wenn der Einfluss dieser Gruppe eher gering ist, kann sie Anstösse geben: beispielsweise die unlängst in Leben gerufene Arbeitsgruppe über den Dollar als Leitwährung am Ölmarkt.

Auch wenn man über den derzeitigen Einfluss der OPEC streiten kann, unumstritten ist, dass dieser in den kommenden Jahren deutlich zunehmen wird. Denn drei Viertel der nachgewiesenen Reserven entfallen auf die OPEC Staaten. Die IEA schätzt, dass die OPEC im Jahr 2030 merklich über die Hälfte des weltweiten Ölangebots stellen wird. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit – wie zuletzt geschehen - durch Aufnahme neuer Mitgliedsstaaten die Marktmacht auszuweiten.

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