Energie: Good-bye Bullenmarkt?


Die OPEC hat auf der Konferenz in Abu Dhabi beschlossen, die Förderquoten unverändert zu lassen. Die OPEC argumentierte, dass Angebot und Nachfrage auf dem Ölmarkt ausgeglichen seien und deshalb kein Bedarf für eine Erhöhung der Förderquoten bestehe. Der zwischenzeitliche Preisanstieg auf fast 100 Dollar/Barrel wurde auf den verstärkten Einfluss der Spekulanten am Ölmarkt zurückgeführt. Der OPEC-Entscheid wurde sicherlich dadurch beeinflusst, dass der Ölpreis seit dem Rekordhoch bei fast 100 US-Dollar um über 10% nachgegeben hat. Insofern war der Druck, die Quoten zu erhöhen, nicht mehr so groß. Dennoch sind die Argumente der OPEC nicht wirklich nachvollziehbar. Zum einen signalisieren die CFTC-Daten für die letzten Wochen eher unterdurchschnittliche Aktivitäten der Spekulanten am Ölmarkt. Zum anderen ist der Ölpreis seit der letzten Erhöhung der Förderquoten am 11. September um rund 10 US-Dollar oder etwa 15% angestiegen. Dies deutet auf eine deutlich höhere Nachfrage hin, als ursprünglich angenommen.

Bullishe Daten werden ignoriert
Vor der Bekanntgabe des OPEC-Entscheids wurde die Wahrscheinlichkeit einer Quotenerhöhung am Markt mit etwa 50% eingestuft. Insofern ist es erstaunlich, dass die Ölpreise auf den Beschluss des Kartells nicht mit deutlichen Aufschlägen reagiert haben. Auch die Reaktion auf die EIA-Daten war in der abgelaufenen Woche bemerkenswert. Immerhin gingen die Öllagerbestände in den USA in der letzten Novemberwoche um 8,0 Mio. Barrel zurück. Zum einen bedeutet dies den stärksten wöchentlichen Lagerabbau im laufenden Jahr. Zum anderen sind die US-Öllager damit unter den 10-Jahresdurchschnitt gefallen. Auch diese Nachrichten wurden vom Markt nicht mit Preisaufschlägen honoriert. Obwohl der Lagerabbau mit wetterbedingten Verzögerungen bei der Löschung von Öltankern im Golf von Mexiko und Problemen bei der Ölpipeline von Kanada in die USA erklärt werden kann, scheint die Zeit der selektiven Wahrnehmung am Ölmarkt vorerst vorbei, in der jede Nachricht im Zweifel für deutliche Aufschläge bei den Preisen gesorgt hatte.

Ölbullen auf dem Rückzug?
Aus fundamentaler Sicht könnten sich die Ölbullen tatsächlich langsam zurückziehen. Die Zielmarke für Brentöl bleibt bei 75 bis 80 US-Dollar. Damit sollten sich auch die US-Benzinpreise weiter ermäßigen. Immerhin kletterten die Lagerbestände zuletzt auf das höchste Niveau seit vier Monaten.

© Dr. Frank Schallenberger
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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