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Rohstoff-Trader: Drohender Bärenmarkt bei Sojabohnen?!

27.04.2007  |  Marc Nitzsche
Zwischen Oktober 2006 und Anfang April dieses Jahres waren Sojabohnen eine ganz große ´´Anlagestory´´ auf der ´´langen Seite´´: Um fast 50 Prozent zogen die Notierungen in den betreffenden Zeitraum allein in Anbetracht rückläufiger US-Anbauflächen an. Seit nunmehr drei Wochen allerdings ist es mit der ´´Herrlichkeit´´ vorbei. Handelt es sich bei den jüngsten Rücksetzern nur um eine kleinere Korrektur oder vielleicht doch den Beginn eines längeren ´´Bärenmarkts´´?


Höhere Endbestände angekündigt

Zumindest hatte das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) in seinem jüngsten Supply & Demand Report für die ´´Bullen´´ eher unangenehme ´´News´´ in ´´Gepäck´´. Mittlerweile gehen die Behörden für das Ende des Wirtschaftsjahrs 2006/07 von Endbeständen in Höhe von 615 Millionen Scheffeln aus. In der März-Schätzung lag die Prognose noch bei 595 Millionen Scheffeln. Hieraus errechnet sich ein Ending Stock to Use Ratio von 20 Prozent. Das entspricht dem höchsten Wert in den zurückliegenden 20 Jahren.

Verantwortlich hierfür soll einerseits ein Rückgang der Nachfrage um 1,4 Prozent sein, der vor allem auf den geringeren Bedarf der Fleischindustrie zurückzuführen ist. Angesichts der schrumpfenden Ertragsspannen als Resultat der immer noch recht hohen Weltmarktpreise für Sojabohnen könnten die Züchter vermehrt andere Getreide wie Gerste oder Dinkel einsetzen. Zum anderen rechnet das USDA für die Vereinigten Staaten mit rückläufigen Exportzahlen. Aktuell erwartet man nur noch einen Zuwachs von 14 statt zuvor 22 Prozent. Hintergrund ist die sich in Südamerika abzeichnende Rekordernte von 4,135 Milliarden Scheffeln. Dies entspricht einem Zuwachs von etwa sieben Prozent gegenüber dem Vorjahr. Kein Wunder also, dass die amerikanischen Experten die globalen Übertragsraten von 54 auf 61 Millionen Tonnen anwachsen sehen. Das sind 27 Prozent der jährlichen Verbrauchs – ebenfalls ein im historischen Vergleich ein mehr als komfortables Niveau.


Sojabohnen statt Weizen

Die Überproduktion könnte allerdings gerade in den Vereinigten Staaten noch erheblich größer ausfallen als zuletzt vorhergesagt: Nach dem derzeitigen Kenntnisstand scheint ein nicht unerheblicher Teil des amerikanischen Winterweizens den Kälteeinbruch in Kansas und Illinois nicht überlebt zu haben. Die Farmer könnten daher den zerstörten Weizen unterpflügen und stattdessen anderes Korn anpflanzen. Da in Kansas die Weizenfelder mit Herbiziden behandelt wurden, auf die Mais zum gegenwärtigen Pflanzzeitpunkt nicht gut reagieren würde, verbleiben als Alternative eigentlich nur noch die als sehr robust bekannten Sojabohnen.

In den südlicheren betroffenen Gebieten wird Mais traditionell eher selten angebaut, so dass auch hier eher auf Sojabohnen zurückgegriffen werden dürfte, zumal dieses Getreide etwas später angepflanzt werden kann als Mais und von daher die besseren klimatischen ´´Karten´´ hat. Insgesamt ist somit nicht auszuschließen, dass die US-Anbaufläche für Sojabohnen in der kommenden Saison deutlich größer ausfällt als die jüngst prognostizierten 70,5 Millionen Acres. Kommt es dazu, wird der US-Output beträchtlich anwachsen und die ohnehin bereits bestehende Überangebotssituation verschärfen.


Drohendes Überangebot selbst bei Dürre

Alles in allem stellt sich die fundamentale Lage bei Sojabohnen damit alles andere als ´´bullisch´´ dar. Lediglich eine massive Dürre-Katastrophe im amerikanischen ´´Corn Belt´´ könnte unter Umständen eine massive Korrektur bei Sojabohnen und –mehl unter Umständen abwenden. Wetten sollten Sie darauf aber lieber nicht. Denn auf Grund jahrelanger genetischer Veränderungen sind die Sojapflanzen mittlerweile annähernd immun gegen ungünstige Witterungsbedingungen.


Technik deutet weiteren Kursverfall an

Charttechnisch deutet ebenfalls fast alles auf anhaltende Preisrückgänge bei Sojabohnen hin: Der Aufwärtstrend seit Anfang Oktober letzten Jahres ist mittlerweile klar nach unten durchbrochen und es hat sich ein neuer ´´Down-Trend´´ herausgebildet, der sich in den zurückliegenden drei Wochen sogar beträchtlich beschleunigt hat. Der Juli-Future notiert aktuell deutlich unter seiner 38-Tage-Linie, was weitere Kursschwäche impliziert. Kurzfristig dürfte entscheidend sein, ob der Support bei etwa 715 US-Cents verteidigt werden kann.

Gelingt das nicht, ist mit einem Verfall bis zur nächsten Unterstützung bei 690 US-Cents zu rechnen. Dieses Szenario ist schon allein deshalb wahrscheinlich, weil der MACD ein Verkaufsignal generiert und sowohl das fallende Momentum von 93 (unter 100) und der Williams von -98 (unter -80) für weiter fallende Kurse sprechen. Mittelfristig muss in jedem Fall mit einem Test des recht starken Supports bei knapp über 650 US-Cents gerechnet werden.


© Marc Nitzsche
Chefredakteur Rohstoff-Trader







Marc Nitzsche ist Chefredakteur des Rohstoff-Trader Börsenbriefs. Der Börsenbrief ist ein Spezialist für Rohstoffe und bietet konkrete Kaufempfehlungen mit Analysen und Kursprognosen. Mehr Infos unter finden sie auf der Website: www.Rohstoff-Trader.de
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