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2013: Unterschiedliche Tendenzen bei Agrarprodukten

07.12.2012  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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Für Argentinien wird von 54 Mio. Tonnen und für Brasilien von 81 Mio. Tonnen ausgegangen. Die Schätzungen des USDA liegen fast gleichauf. Dagegen konnten in den letzten Wochen die Angaben über die beendete Ernte in den USA nach oben korrigiert werden, nachdem die spätsommerlichen Regenfälle nach der langen Dürre die Erträge anders als bei Mais noch deutlich verbessern konnten.

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Gleichzeitig bleibt die Nachfrage nach Sojabohnen sehr dynamisch. Dies gilt auch für den großen Verbraucher China, dessen Importe in der laufenden Saison erstmals die Schwelle von 60 Mio. Tonnen nehmen dürften. Die US-Exportzahlen bleiben daher bisher erfreulich. Allerdings war bereits in der im September zu Ende gegangenen Saison 2011/12 Brasiliens Anteil (45%) an den chinesischen Importen an Sojabohnen mit 45% höher als der der USA mit knapp unter 40%.

In der laufenden Saison dürfte aufgrund der schwachen US-Ernte diese Verschiebung noch deutlicher ausfallen. In den letzten zehn Jahren hat Brasilien seine Sojabohnenproduktion um über 50% ausgedehnt, weit mehr als die USA. Trotzder noch bestehenden Risiken gehen wir davon aus, dass eine sich entspannende Angebotslage die Notierungen bis auf 1.350 US-Cents je Scheffel in Q4 2013 sinken lässt.


Baumwolle

Während das Geschehen auf den Getreide- und Ölsaatenmärkten massiv durch das Thema Dürre geprägt wurde, blieb der Baumwollsektor in diesem Jahr - anders als 2011 - davon weitgehend unberührt. Tatsächlich hat sich die Erwartung des USDA an die Ernte des größten Exporteurs USA seit der ersten Schätzung im Mai nicht wesentlich verändert. Die Baumwollpreise in New York bewegen sich so seit Julimit wenigen Ausnahmen in einem Korridor zwischen 70 und 75 US-Cents je Pfund, während es auf anderen wichtigen Märkten zu einer Berg- und Talfahrt gekommen ist.

Mitte Oktoberkonnten die Notierungen kurzzeitig leicht nach oben ausbrechen, als Analysen des ersten eingebrachten US-Ernteguts Sorgen laut werden ließen, viele Fasern seien zu brüchig zur Verarbeitung. Als sich diese Befürchtung nicht durchsetzte und die Konkurrenz zu synthetischen Fasern selbst in einem solchen Fall eine Rally zumindest stark gebremst hätte, gaben die Notierungen wieder nach. Die Preisentwicklung wird gedämpft durch nach oben angepasste Schätzungen desweltweiten Angebots bei gleichzeitig zurückgenommenen Prognosen für die weltweite Nachfrage.

Gegenüber der Vorsaison dürfte das internationale Angebot allerdings aufgrund der bereits zu Aussaatzeiten schlechten Preisentwicklung bei Baumwolle deutlich zurückbleiben. Dies gilt auch für die größten Produzenten China und Indien. Als Saldo soll sich für die Saison 2012/13 dennoch ein Überschuss ergeben, der sich auf rund 10 Mio. Ballenoder 2 Mio. Tonnen belaufen könnte (Grafik 6). Dies wäre zwar ein geringerer Überschuss als der letztjährige Spitzenwert von 4,5 Mio. Tonnen, jedoch der dritte Überschuss in Folge.

Die Lagerendbestände sollen nach Erwartung des International Cotton Advisory Committee (ICAC) dadurch auf rekordhohe 16,4 Mio. Tonnen ansteigen. Damit liegt das ICAC noch deutlich unter dem USDA, das Endbestände von 17,2 Mio. Tonnen prognostiziert. Das Lager-Verbrauchs-Verhältnis könnte mit 56% ebenfalls ein Rekordhoch erklimmen. Es wäre dann fast doppelt so hoch wie zum Ende der Jahre 2009/10 und 2010/11 im Vorfeld der Preisexplosion in 2010/11.

Vielbeachtet bleibt das weitere Vorgehen Chinas beim Import von Baumwolle. Das ICAC weist darauf hin, dass die staatlichen Aufkaufaktionen in China zum Doppelten des Weltmarktpreises die Inlandspreise stützen und die Lager im Land aufeinen vollen Jahresverbrauch füllen dürften. Andererseits belastet dies die Profitabilität der Baumwollverarbeitung im Land selbst erheblich.

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Viele Textilunternehmen greifen daher vermehrt auf importierte Garne zurück. Konkurrenten bei der Verarbeitung, wie Pakistan, Vietnam, Indien, Bangladesch und Thailand, könnten hier ihre Marktanteile ausbauen. Deren erhöhter Bedarf an Rohbaumwolle könnte einen Teil der geringeren chinesischen Importe wettmachen.

Der Preisspielraum nach oben ist insgesamt auf mittlere Sicht begrenzt. Allerdings ist aufgrund der anhaltend schlechten Preisperformance für die Saison 2013/14 mit einer spürbaren Verringerung der Anbaufläche vor allem zugunsten von Sojabohnen zu rechnen. Ein erheblich reduziertes Angebot an Baumwolle könnte dann erstmalsseit vier Jahren wieder ein Marktdefizit zur Folge haben. Dies sollte trotz gut gefüllter Lager den Preisen moderaten Auftrieb geben. Wir rechnen daher mit einem Anstieg der Notierungen auf 80 US-Cents je Pfund bis Ende 2013. Unterstützt werden könnte diese Entwicklung von einem Stimmungsumschwung bei den spekulativen Finanzanlegern, die derzeit noch mehrheitlich auf fallende Preise setzen.


Kaffee

Zu dem gedämpften Preisniveau bei Arabica-Kaffee tragen das schwierige weltwirtschaftliche Umfeld und gestiegene Exporte aus Mittelamerika ebenso bei wie die auf Rekordniveau liegende Ernte eines Hochertragsjahres in Brasilien. Die Wachstumsbedingungen in Brasilien waren mit unzeitig zu geringen oder zu heftigen Regenfällen zwar nicht immer einfach und Nässe hatte auch die Ernte v.a. in den ersten Wochenbeeinträchtigt. Insgesamt aber wurde die Ernte den hohen Erwartungen gerecht: Die staatliche Prognoseeinheit Conab schätzte im September - unverändert gegenüber ihrer Prognose vom Mai - die dann bereits weitgehend beendete Kaffeeernte des Landes auf rekordhohe 50,5 Mio. Sack und darunter 37,9 Mio. Sack Arabica-Kaffee und 12,5 Mio. Sack Robusta-Kaffee, was einen Anstieg um etwa 16% gegenüber dem letztjährigen Niedrigertragsjahr bedeuten würde.

Nach USDA-Schätzung dürfte die Kaffeeproduktion um fast 14% auf 55,9 Mio. Sack steigen, darunter Arabica-Kaffee um 16% auf 40,2 Mio. Sack. Auch die Aussicht auf die nächste brasilianische Ernte ist derzeit gut, selbst wenn diese aufgrund eines wieder anstehenden Niedrigertragsjahres absolut geringer ausfallen wird und die größte Kooperative für ihr Gebiet gar mit einem Rückgang um 25% rechnet.Kolumbien hofft, im kommenden Jahr 10 Mio. Sack Arabica-Kaffee ernten zu können. Dies wäre eine deutliche Produktionssteigerung gegenüber der für dieses Jahr erwarteten, gerade auf 8 Mio. Sack nach unten korrigierten Ernte und der erstezweistellige Millionenbetrag seit 5 Jahren.




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