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Kohlemarkt dürfte Talsohle erreicht haben

03.06.2013  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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Bei den anderen großen Anbietern auf dem Weltmarkt gestaltet sich die Lage aber schwieriger. So kann bei dem mit Abstand größten Kohleexporteur der Welt, Indonesien, nur mit einem moderaten Anstieg der Exporte in den kommenden Jahren gerechnet werden. Bereits 2012 wurden mit 315 Mio. Tonnen nur leicht höhere Ausfuhren verzeichnet als 2011.

Gründe für ein abschwächendes Exportwachstum liegen in der relativ niedrigen Qualität indonesischer Kohle und höheren Transportkosten für neue weiter im Inland gelegene Minen. Desweiteren bringt eine aktuell geführte politische Diskussion sogarProduktionsbeschränkungen ins Gespräch, um die Ressourcen auch noch für kommende Generationen zu erhalten. Schätzungen zufolge könnten sonst bei einem fortgesetzten Wachstumdie Kohlereserven innerhalb der nächsten 20 Jahre ausgebeutet sein.

Auch Kolumbien sorgt zurzeit eher für schlechte Nachrichten. Die Aussichten für das 2013 erwartete moderate Wachstum der Ausfuhren aus der wichtigsten Exportnation auf dem atlantischen Markt wurden zu Beginn des Jahres durch einen mittlerweile beendeten Streik in der Cerrejon Mine und einen Angriff der FARC auf deren Eisenbahnverbindung etwas eingetrübt. Schon im Vorjahr haben die niedrigere Nachfrage in Nordamerika und Lohnstreitigkeiten zwischen Minenbetreibern und -arbeitern die kolumbianischen Exporte auf einem Niveau von ca. 7 Mio. Tonnen stagnieren lassen.

In den kommenden Jahren wird aber wieder mit einer anziehenden Exportdynamik gerechnet, da selbst wenn die Nachfrage des atlantischen Marktes etwas abflachen solltedas Wachstum des pazifischen Marktes dies deutlich überkompensieren sollte. Kolumbianische Kohle ist für asiatische Abnehmer dank der niedrigen Produktionskosten trotz hoher Transportkosten attraktiv. Mit dem Ausbau des Panamakanals, der 2015 abgeschlossen sein könnte, verringern sich die Transportkosten zudem, da dann die Passage von Capesize-Schiffen erlaubt sein dürfte.

Südafrika, das Bindeglied zwischen atlantischemund pazifischem Markt mit zuletzt starkem Trend zum letzterem, hat mit ähnlichen Problemen zukämpfen. Streiks belasten auch hier immer wieder die Produktion wie zuletzt im März, als die Arbeit in sechs Minen für fast einen Monat niedergelegt wurde. Zudem hat die Gewerkschaft der Minenarbeiter (NUM) eben erst Lohnerhöhungen von bis zu 60% gefordert. Trotzdem wird für 2013 ein ähnliches Wachstum wie 2012 erwartet, als die Exporte um geschätzte 5% auf 75 Mio. Tonnen erhöht wurden.

Längerfristig könnte das Exportvolumen allerdingsdarunter leiden, dass die südafrikanische Regierung künftig mehr Wert auf die Versorgungssicherheit der heimischen Energieversorger legen will, was höchstens geringe Steigerungen der Ausfuhren zulassen sollte.

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Am wichtigsten für den europäischen Markt wiegt aber unseres Erachtens die Entwicklung des US-Angebots, denn hier scheint der Exportboom seinen Höchststand erreicht zu haben; Begünstigt durch Substitutionseffekte in der Stromerzeugung infolge der sehr niedrigen US-Gaspreise waren die Ausfuhren 2012 noch um knapp die Hälfte auf rund 50 Mio. Tonnen gestiegen (Grafik 5 und Grafik 6).

Laut Prognosen der US-Energiebehörde EIA wird diese Substitution aber wieder zurückgefahren, denn schließlich ist der US-Gaspreis in den letzten zwölf Monaten kräftig gestiegen (Grafik 7). Da zugleich mit einer höheren Stromnachfrage gerechnet wird, prognostiziert die EIA insgesamt einen Anstieg der US-Kohlenachfrage um 7,3%. Bei nur leicht expandierender Kohleproduktion dürften die Kohleexporte im laufenden Jahr um 15% sinken. Langfristige Projektionen sagen sogar eine deutliche Einschränkung der Ausfuhren in den nächsten Jahren voraus, wobei allerdings erhebliche Produktionskürzungen unterstellt werden.

Alles in allem sehen wir angesichts der Konjunkturschwäche in Europa und dem unsicheren Ausblick bezüglich des chinesischen Importbedarfsauf kurze Sicht wenig Erholungspotenzial. Ein weiteres Abrutschen der Preise erwarten wir aber auch nicht, denn die Preise dürften für viele Produzenten kaum noch rentabel sein. Noch niedrigere Preise dürften folglich zu Produktionskürzungen führen. In der zweiten Jahreshälfte erwarten wir aber ein Anziehen der Preise: eine Erholung der Kohlenachfrage derStromproduzenten aufgrund des gestiegenen Preisvorteils, eine Stabilisierung der Konjunktur in Europa, ein Anziehen des Importsogs am pazifischen Markt und das Ende des US-Exportbooms dürften die Preise in der zweiten Jahreshälfte wieder auf 90 USD je Tonne steigen lassen.


Auf einen Blick

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