Indien als Wegbereiter einer neuen Finanzordnung


Es bestehe laut dem gestern erschienenen Artikel kein Zweifel, dass die indische Währung die am besten gedeckte Währung der Welt werden könnte, wenn die Regierung das Privatgold (insgesamt etwa 25.000 t) einsammeln könnte. In diesem Fall würden der Rupie keine Verluste drohen, da das Gold als Sicherheit für den Handel mit Fremdwährungen genutzt werden könnte. Das Problem sei aber, dass die Einwohner Indiens aufgrund ihrer Goldaffinität dies nicht einfach so hinnehmen würden und die Regierung infolge dessen die nächste Wahl wahrscheinlich verlieren würde. Diese steht bereits nächstes Jahr an und daher suche man momentan Wege, das gelbe Edelmetall zu bekommen, ohne einen Aufstand auszulösen. Und da käme das Tempelgold ins Spiel, insgesamt etwa 2.000 t. Ein Großteil davon befinde sich bereits in den Banken des Landes. Dieses nicht zugewiesene Gold könne in den Industriestaaten bereits von Banken und Regierungen genutzt werden (vorausgesetzt, sie können es zurück geben).
Die Warnung der Société Générale sei also durchaus richtig. Einerseits könnten solche Maßnahmen Unruhen auslösen, andererseits würde der Rest der Welt den Eindruck bekommen, dass Indien finanzielle Probleme hat und das Leistungsbilanzdefizit nicht reduzieren kann, was den Weg für ein massives Problem beim Verhältnis von Schulden zu Reserven bereiten könne.
SafeHaven gehe jedoch davon aus, dass dies ohnehin eintreten werde. Letzten Monat habe Indien 7 t Gold importiert, den Monat davor 3,5 t, obwohl diese Zahlen viel eher bei 100 t und 70 t liegen sollten. Das Ergebnis sei ein volatiles Auf und Ab des Aufschlags auf den Unzenpreis, von 5% bis zu derzeit 140%. Grund dafür wären vermutlich auch der wachsende Goldschmuggel, der sich dem Artikel zufolge auf weit über 250 t belaufen könnte.
Für die zukünftige Entwicklung von Gold und Indiens globaler Finanzsituation sieht SafeHaven einige Möglichkeiten. Die Regierung werde vermutlich ihre Politik vor der Wahl ändern, sollte sie negative Auswirkungen auf das Wahlergebnis erwarten. Als Folge würde die Importsteuer gesenkt werden, wie auch die Anforderung, bei einem Goldimport 20% zu exportieren. Die bereits bestehende Krise beim Verhältnis von Schulden zu Reserven könnte sich weiter verschlechtern und schließlich zu einer internationalen Kreditkrise führen. Durch den temporären Einsatz von Swapgeschäften und Importbeschränkungen habe man die Krise zwar verlangsamt, ein Abwenden sei jedoch nicht in Sicht. Indien bräuchte nur eine geringe Menge der 25.000 t Gold, um Zeit für eine Lösung zu bekommen. Zwar könne SafeHaven nicht sehen, wie diese aussehen sollte, aber immerhin könnte Indien durch das Edelmetall Zeit gewinnen. Der Einzug des Privatgoldes werde stattfinden, es sei nur eine Frage der Zeit und der Methode.
Indien könnte also eines der ersten Länder sein, dass das Gold seiner Bewohner nutzt, um seine Währung zu unterstützen. Es werde jedoch gewiss nicht das letzte sein. Es werde sein Gold zu einem gewissen Ausmaß monetarisieren, und somit einen Eindruck ermöglichen, was bevorsteht, wenn der chinesische Yuan eine Reservewährung wird. Das Fehlen der direkten Nachfrage aus Indien würde derzeit fälschlicherweise den US-Dollarpreis für das Edelmetall unten halten und auch die globale Nachfrage übersteige dadurch nicht das weltweite Angebot. Damit werde der Goldpreis an einer Rückkehr zu Rekordwerten gehindert.
Letzten Endes werde Indien den Weg bereiten in eine neue Finanzordnung, in der Gold eine Schlüsselfigur sein werde.
© Redaktion GoldSeiten.de