• Freitag, 16 Mai 2025
  • 00:31 Frankfurt
  • 23:31 London
  • 18:31 New York
  • 18:31 Toronto
  • 15:31 Vancouver
  • 08:31 Sydney

Rohstoffe kompakt Energie - Ausblick 2008

17.01.2008  |  Eugen Weinberg
- Seite 2 -
Auf der Nachfrageseite muss zwischen den OECD-Ländern und Schwellenländern unterschieden werden. In den OECD-Ländern sprechen sowohl die Verlangsamung der wirtschaftlichen Aktivitäten als auch der Nachfrageeffekt einer deutlichen Verteuerung von Rohöl in den letzten vier Jahren für eine Abschwächung der Rohölnachfrage. Darüber hinaus ist allerdings die Witterung zu beachten: Sowohl 2006 als auch 2007 waren die Winter ungewöhnlich mild. Im Vergleich zum Vorjahr dürfte deshalb der Heizölverbrauch höher ausfallen, was die Vorjahresveränderungsrate für die Ölnachfrage im laufenden Jahr nach oben verzerren wird.

In den Schwellenländern sind die Einflussfaktoren auf die Energienachfrage andere: Die schnell fortschreitende Industrialisierung spricht vor allem in China für eine nach wie vor hohe Zuwachsrate bei der Energienachfrage. Vor allem der Transportsektor entwickelt sich mit einer immensen Dynamik. IEA-Schätzungen zufolge dürfte allein aus diesem Grund die Ölnachfrage in den kommenden fünf Jahren jährlich um 0,8 Mio. Fass pro Tag zunehmen. Und während in den Industrienationen die deutliche Verteuerung des Treibstoffs starke Anreize zur Sparsamkeit gibt, sind die Preise in China und Indien noch immer hoch subventioniert. Auch wenn diese zuletzt angehoben wurden, fiel die Verteuerung merklich geringer aus als an internationalen Rohstoffmärkten. Der Bremseffekt ist entsprechend geringer. Allerdings gibt es erste Hinweise, dass sich die Wachstumsdynamik in China im laufenden Jahr leicht abschwächen wird. Wir rechnen mit einer im Trend der letzten Jahren liegenden Zunahme von gut 1 Mio. Fass pro Tag.

Wie Tabelle 1 zeigt wird sich die Bilanz aus Angebot und Nachfrage alles in allem im laufenden Jahr verbessern: Nach einem Defizit von 0,4 Mio. Fass im letzten Jahr dürfte die Bilanz im laufenden Jahr ausgeglichen sein.

Open in new window

Annahme: Keine Verschärfung der geopolitischen Spannungen

Neben den Fundamentaldaten sind die “weichen“ Faktoren zu berücksichtigen: Zu großen Ausschlägen kann vor allem das geopolitische Umfeld führen. Diese Risiken sind aber kaum abzuschätzen. Wohl wissend, dass die geopolitische Lage angespannt ist - der schwelende Atomstreit des Westens mit dem Iran, die instabile Lage in Nigeria, aber auch die nach wie vor angespannte Lage im Nahen Osten - haben wir für unsere Prognose unterstellt, dass sich die geopolitischen Spannungen nicht weiter verschärfen.


Einfluss der Finanzakteure

Zweiter wichtiger Faktor ist das Anlegerinteresse. Im vergangenen Jahr, vor allem in der zweiten Jahreshälfte, haben sich Rohstoffe unter anderem Dank der positiven Entwicklung bei Rohöl am besten entwickelt. Rohstoffe wurden damit als Sicherungsmöglichkeiten für Portfolios in Krisenzeiten entdeckt. Hinzu kam, dass sich die Terminkurve zurück in Backwardation drehte und damit eine Long-Position für passiv-orientierte Investoren durch die Chance auf Rollgewinne zusätzlich interessant wurde. Dennoch gilt: Das Anlegerverhalten kann die Rohstoffpreise in die eine oder andere Richtung beeinflussen. Mit anderen Worten: auch eine Abwärtstendenz kann durch spekulative Kräfte verstärkt werden. Deshalb ist dieser Einflussfaktor ebenfalls schwer zu beurteilen.

Open in new window

Der Dollar

Nicht zuletzt ist der Einflussfaktor Dollar abzuwägen: Dabei ist allerdings zu beachten, dass der Verbund zwischen Öl und dem US-Dollar in der Vergangenheit nicht diese Enge zeigte bzw. sogar gegenläufig war. Setzen wir aber einmal die enge (inverse) Korrelation als gegeben voraus, so dürfte die von unseren Volkswirten ab Sommer prognostizierte Aufwertung des Dollar den Rohölpreis zusätzlich unter Druck setzen: Nach einem sehr schwachen ersten Quartal, in dem der Dollar bis auf 1,54 je Euro abwerten dürfte, sollte sich der Greenback bis Jahresende auf 1,42 festigen.


Rohöl und Destillatpreise 2008 unter Druck

Alles in allem erwarten wir deshalb ein Nachgeben der Ölpreise im laufenden Jahr. Abgesehen von den saisonal bedingten Anstiegen im Frühjahr, zu Beginn der Reisezeit in den USA, sowie im Spätsommer im Vorfeld der Hurrikan-Saison rechnen wir mit einer fallenden Tendenz. Im Jahresdurchschnitt 2008 dürfte ein Fass Brentöl 80 Dollar kosten. In der Tendenz werden die Preise für Destillate diesem Trend folgen. Dabei ist allerdings das saisonales Verlaufsmuster zu beachten. Während die Diesel- und Heizölpreise in den kommenden Monaten eher stärker fallen sollten, dürften sich die Benzinpreise im Frühjahr relativ verteuern. Eine ähnlich starke Ausweitung der Marge wie im Frühsommer 2007 erwarten wir allerdings nicht.




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!



© 2007 - 2025 Rohstoff-Welt.de ist ein Mitglied der GoldSeiten Mediengruppe
Es wird keinerlei Haftung für die Richtigkeit der Angaben übernommen! Alle Angaben ohne Gewähr!
Kursdaten: Data Supplied by BSB-Software.de (mind. 15 min zeitverzögert)