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Rohstoffe kompakt Agrar - 2014: Viele Überschüsse - das muss nicht immer so bleiben!

05.12.2013  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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Kaffee:

Der jahrelange Abwärtstrend hat den Preis von Arabica-Kaffee inzwischen auf den niedrigsten Stand seit 2006 sinken lassen (Grafik 10). Kurzzeitig stand zu befürchten, dass die Marke von 1 USD je Pfund unterschritten würde. Auch die weitere Perspektive ist gedämpft: Wenn schon das laufende "Niedrig"-Ertragsjahr bei Arabica in Brasilien den Preisen nicht Auftrieb geben konnte und die Pilzerkrankung Roya in weiten Teilen Mittelamerikas den Preis nur kurzfristig unterstützen konnte, besteht auch für 2014 wenig Hoffnung auf eine Trendwende.

Denn dann dürfte nicht nur die Produktion in Kolumbien weiter anziehenden, sondern vor allem in Brasilien die Ernte eines Hochertragsjahrs gepflückt werden. Dabei hat der Begriff "Niedrig-Ertragsjahr" angesichts des verflachten 2-Jahrsrhythmus seinen Schrecken verloren. Nun dürfte auf die rekordhohe Produktion für ein solches Niedrigertragsjahr aller Wahrscheinlichkeit in 2014 eine rekordhohe Hochertragsernte folgen. Für die gesamte Kaffeemenge könnte dies einen Anstieg um 10 Mio. Sack auf 57 Mio. Sack bedeuten, die Schätzungen reichen sogar bis 60 Mio. Sack und darüber - alles andere als ein Knappheitssignal (Grafik 11).

Nicht nur die bisher gute Witterung, sondern auch der insgesamt verbesserte Zustand der Plantagen dürfte hierzu beitragen. Allerdings geht der gute Zustand nicht zuletzt auf Investitionen zurück, die nach dem Preishoch von 2011 vorgenommen wurden. Je länger nun die Niedrigpreisphase andauert, umso mehr wird diese "Dividende" schrumpfen. Mindestens niedrigere Erträge aufgrund von Einsparungen bei Dünger und Pflanzenschutz werden mittelfristig die Folge sein. Noch halten die Plantagen trotz oft unter die Produktionskosten gesunkener Preise durch, auf Dauer wird dies nicht möglich sein.

Der Anstieg der Produktionskosten von geschätzten 12% gegenüber dem Vorjahr dürfte neben den niedrigeren Preisen die Profitabilität des Kaffeeanbaus weiter dämpfen. Längerfristig hält die Internationale Kaffeeorganisation ICO daher die Annahme eines höheren Angebots für fraglich. Noch haben allerdings nicht einmal die Auktionen der brasilianischen Regierung, mit der sie den Produzenten in Form von Optionen über 3 Mio. Sack Kaffee eine Lieferung an staatliche Lager im März 2014 ermöglicht, eine Wirkung auf die Preise gezeigt. Nach Ansicht der ICO unterschätzt der Markt damit die Bedeutung dieser Politik, die zu einer "prekären" Balance führen dürfte.

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Das ist jedoch noch Zukunftsmusik: Denn nach einer Reihe von Defizitjahren hatte bereits das Jahr 2012/13 mit einem Überschuss geschlossen, das die ICO auf etwa 3 Mio. Sack taxiert. Noch ist unklar, wie sich die gesamte Produktionsmenge in 2013/14 entwickeln wird. Zuwächsen in Vietnam und Kolumbien - das eine jahrelange roya-bedingte Odyssee hinter sich hat, die Neuanplanzungen mit robusteren Sorten notwendig gemacht hatte - stehen Rückgänge in Brasilien und dem aktuell roya-geschädigten Mittelamerika gegenüber.

Derzeit sieht es so aus, als könnten sich auch in 2013/14 und 2014/15 Überschüsse ergeben. Allerdings dürfte der kritischere Ausblick auf die Jahre danach die Notierungen langsam steigen lassen, so dass wir nach einem Zwischentief während der brasilianischen Ernte 2014 für das vierte Quartal wieder einen Preis von 110 US-Cents je Pfund erwarten. Danach dürfte es weiter aufwärts gehen.

Seit dem Sommer haben sich die Robusta-Preise ähnlich negativ entwickelt wie die Arabica-Preise, nachdem sie sich lange sehr viel besser halten konnten. Noch immer ist das Verhältnis von Arabica- zu Robusta-Preisen aber im historischen Vergleich niedrig. Dies dürfte eine Substitution von Robusta- durch Arabica-Kaffee im Konsum begünstigen - dies meint die ICO bereits erkennen zu können. Dass sich zuletzt auch die Robusta-Preise erholen konnten lag weitgehend daran, dass aus Vietnam trotz der wohl rekordhohen Ernte die letzten Exportzahlen niedrig ausfielen. Offensichtlich lohnt sich diese Politik der Zurückhaltung zumindest kurzfristig.

Wir denken, dass sich der Robusta-Preis dem Druck eines hohen Kaffeeangebots in 2014 nicht wird entziehen können - zumal auch die Robusta-Ernten in Indonesien und Brasilien gut werden dürften - und rechnen erst in der zweiten Jahreshälfte dann wieder mit einer Preiserholung auf 1.600 USD je Tonne.


Kakao:

Anders als die Preise vieler Agrarprodukte sind die Kakaopreise in 2013 stark gestiegen (Grafik 12) und haben inzwischen sowohl in New York als auch in London 2-Jahreshochs erreicht. Dies ist der Tatsache geschuldet, dass sich immer mehr die Erwartung durchsetzt, dass es sowohl in 2012/13 als auch im bereits laufenden Jahr 2013/14 zu einem Defizit am Kakaomarkt kommen dürfte. Unterstützt worden sein dürfte der Preisanstieg durch den Aufbau rekordhoher Netto-Long-Positionen kurzfristig orientierter Finanzmarktteilnehmer in New York und London.

Ähnliche Entwicklungen hatte es allerdings schon in 2012 gegeben, als die Internationale Kakaoorganisation für 2011/12 ein Defizit prognostizierte, dies später aber in einen Überschuss drehte. Dass es diesmal nicht so kommt, ist noch nicht ausgemacht, und sicher auch von der weiteren Preisentwicklung abhängig. Denn die zuletzt wieder robuste Nachfrage nach Kakao könnte durch stark anziehende Preise gedämpft werden. Wir halten dagegen ein gemäßigteres Szenario für wahrscheinlich, in dem ein steigendes Angebot mit einer steigenden Nachfrage nochmals nicht mithalten kann, auch wenn das Defizit etwas geringer als in 2012/13 ausfallen könnte.

Die Internationale Kakaoorganisation ICCO, die bisher für 2012/13 ein Defizit von 52 Tsd. Tonnen geschätzt hatte, hat sich in ihrem gerade erschienenen Quartalsbericht der Marktmeinung eines wesentlich höheren Defizits angeschlossen und schätzt dieses nun auf 160 Tsd. Tonnen (Grafik 13).

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Auch für 2013/14 liegen die meisten Schätzungen bei einem Defizit über 100 Tsd. Tonnen. Denn die bisherigen Meldungen über höhere Anlieferungen in der Elfenbeinküste und Ghana seit Beginn der Saison im Oktober im Vergleich zum Vorjahr könnten durch Restlieferungen aus der letzten Zwischenernte nach oben verzerrt sein. Nach Angaben eines Regierungssprechers dürfte die ivorische Ernte 2013/14 um die 1,4 Mio. Tonnen betragen. In den beiden Vorjahren waren es 1,49 und 1,48 Mio. Tonnen gewesen. Auch in Ghana könnte nach 880 Tsd. und 840 Tsd. Tonnen nach Angaben des Ghana Cocoa Board nochmals ein kleines Minus auf 830 Tsd. Tonnen folgen.

Bereits im Frühjahr hatte die ICCO vor strukturell bedingten Defiziten in den nächsten Jahren gewarnt, was den Preisen bereits aufhalf. Nach Ansicht des Handelshauses Olam müsste der Kakaopreis trotz des Anstiegs der letzten Monate nochmals kräftig steigen, um einen Anreiz zu neuen Investitionen in den Kakaosektor wichtiger Produzentenländer zu geben. Die neue Politik in der Elfenbeinküste, in deren Folge bereits ein Großteil der Ernte noch vor Erntebeginn verkauft wird, hat zur Folge, dass sich Preisänderungen erst mit langer Verzögerung tatsächlich in der Kalkulation der Kakaoanbauer niederschlagen. Ähnliches gilt für Ghana.

Die Marktdefizite und die Notwendigkeit zu Investitionen in den Kakaosektor, um mittelfristig mit der steigenden Nachfrage mithalten zu können, lassen uns ein weiteres Ansteigen der Kakaopreise erwarten. Für Q4 2014 rechnen wir mit 1.850 GBP je Tonne in London.


Zucker:

Die kontinuierliche Abwärtsbewegung der Rohzuckerpreise wurde erst Ende August unterbrochen (Grafik 14, S. 8). Grund für den dann folgenden wochenlangen Preisanstieg bis 19,5 US-Cents je Pfund war die Sorge, dass Nässe den Abschluss der Zuckerrohrernte in Brasilien beeinträchtigen könnte. Hinzu kam ein Lagerhausbrand in einem brasilianischen Hafen. Als sich die Lage dann normalisierte, drückte dies den Preis wieder auf 17,5 US-Cents je Pfund.

Nach Erwartung der Internationalen Zuckerorganisation ISO wird es in der laufenden Saison 2013/14 am globalen Zuckermarkt zu einem vierten Überschuss in Folge kommen (Grafik 15). Die ISO hat kürzlich ihre Prognose um 5% auf 4,7 Mio. Tonnen angehoben. Dafür ist vor allem eine Produktionssteigerung in Indien verantwortlich, wo die Ernte nach 25 Mio. Tonnen im Vorjahr nun nach einer guten Monsunsaison sogar 26,5 Mio. Tonnen betragen kann - vorausgesetzt die derzeitigen Probleme zwischen Produzenten und Mühlen werden gelöst.

Dann könnte Indien Schätzungen zufolge seine Exporte auf 3 Mio. Tonnen verzehnfachen. Unklar ist, ob die Einschätzung der Indischen Zuckermühlenvereinigung ernst gemeint ist, dass die Produktion auch rückläufig sein könnte, oder ob damit lediglich Druck auf die Politik aufgebaut werden soll, in den Streit einzugreifen. Auch in Thailand soll die Rekordmenge von 11 Mio. Tonnen produziert und auch eine Rekordmenge exportiert werden.




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