Industriemetalle: Rezessionsängste versus Nachfrageboom


Nach dem furiosen Auftakt in den ersten beiden Handelswochen des neuen Jahres kehrte in der vergangenen Woche wieder etwas Ruhe an den Basismetallmärkten ein. Gemessen am Basismetallindex LMEX (-1,7% w/w) verbuchten die Preise von Kupfer und Co. den ersten Rückgang seit vier Wochen. Angesichts der deutlichen Aufwärtsbewegung zuvor, hielten sich die Abschläge bei Aluminium (-2,6%), Kupfer (-2,2%), Zink (-1,5%) und Blei (-1,3%) jedoch in Grenzen. Die Notierung des Schwermetalls Blei geriet unter Druck nachdem das Umweltministerium West-Australiens einer Wiederaufnahme der seit April 2007 ausgesetzten Bleiexporte grundsätzliche Zustimmung erteilt hatte. Das Leitmetall Kupfer sah sich dagegen einer steigenden Skepsis seitens der Spekulanten ausgesetzt. Diese erwarten nach dem Anstieg von rund 12% (M/M) offenbar ein baldiges Ende der Kupferpreisrallye. An der Comex stieg die Anzahl offener Shortkontrakte der sogenannten Non-Commercials um knapp 4.000 an.

Fundamentale Datenlage hält sich die Waage
Der fundamentale Newsflow der vergangenen Woche stand ganz unter dem Motto: US-Rezessionsangst versus Nachfrageboom. Erstere verstärkte sich nach abermals schwachen US-Konjunkturdaten. Negative Highlights waren dabei die rückläufigen Einzelhandelsumsätze, eine stagnierende Industrieproduktion und das weitere Abrutschen der US-Neubaubeginne auf 16-Jahrestief. Auf der anderen Seite erweist sich die Nachfrage nach Kupfer derzeit als außerordentlich hoch. So verzeichneten die Lagerbestände in den LME-Warenhäusern, innerhalb von fünf Tagen einen Netto-Abfluss von 8% auf ein neues Sieben-Wochentief. Betrachtet man statt dem absoluten Niveau die Lager-Dynamik (Abb. Mitte), so ist der Eindruck einer Trendwende der Lagerbestandsentwicklung nicht gänzlich von der Hand zu weisen. Auch das “Comeback“ der Backwardation (Spotpreis > Terminpreis) weist auf eine zunehmende Knappheit am Kupfermarkt hin.

China: Wachstumszahlen für Q4/2007 am Do.
Dass die physischen Metallmärkte bislang weitgehend immun gegenüber der Wachstumsabschwächung in den USA blieben, zeigt wie stark die globale Nachfrage nach Basismetallen inzwischen von den prosperierenden Ländern Asiens, v.a China, dominiert wird. Auch das Wachstum in den aufstrebenden Schwellenländern selbst, zeigt bis dato kaum Schwächeanzeichen (Abb. rechts). Umso spannender dürfte daher sein, inwieweit das Wachstum Chinas im vierten Quartal 2007 von der Konjunkturabschwächung in den Industrieländern einerseits und dem heimischen Restriktionskurs andererseits betroffen war.

© Sven Streitmayer
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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